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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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dann, wie aus dem Nichts heraus, hörte ich wieder Emilys Stimme. „Noah, ... sie ...“ Weiter kam sie nicht. Im selben Moment flimmerte ein Bild durch meinen Kopf, das ebenfalls eindeutig Emilys Gedanken entstammte. Es war milchig, verschwommen und zog Schlieren nach sich, aber ich erkannte Hochhäuser, die wie im Flug vorbeizogen. Ich sah sie dunkler als sie tatsächlich waren, und so, als würde ich auf der Straße liegen und zu ihnen emporschauen. Froschperspektive.
    Bevor ich das Bild richtig zu fassen bekam, erlosch es auch schon wieder und ließ mich ebenso ratlos zurück wie zuvor.
    Emily versuchte sich mir mitzuteilen, das war die einzige Erkenntnis, die mir blieb. Aber sie konnte nicht, weil ... Ja, warum?
    Sie schien nicht bei Bewusstsein zu sein, beziehungsweise es immer wieder zu verlieren.
    Oh, wenn dieser Typ sie geschlagen oder ihr auch nur ein Haar gekrümmt hat, werde ich ihn umbringen!
    „Noah !“, tadelte Michael in meinem Kopf, doch ich war nicht bereit für seine Moralpredigt.
    „Sei einfach still!“, rief ich und bemerkte viel zu spät, dass ich die Worte laut ausgesprochen hatte.
    „Okay “, erwiderte Adrian neben mir. Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass er sich mir genähert hatte.
    „Nein, ich ... schon gut “, stammelte ich.
    „Du sahst eben so konzentriert aus“, begann er zögerlich. „Ich habe mich gefragt, ob du ...“
    „Sie haben sie betäubt “, fuhr ich ihm ins Wort. Warum ich das sagte, wusste ich nicht, aber in dem Moment, als der Satz über meine Lippen hüpfte, wurde mir bewusst, dass es stimmen musste. Genauso, wie mir die Bilder aus Emilys Bewusstsein erschienen waren, schwammig und unklar, hatten auch die in meiner Kindheit gewirkt, als ich nach einer Leistenbruch-OP aus der Narkose erwacht war.
    „Woher weißt du das?“, fragte Adrian und runzelte die Stirn.
    Ich zuckte mit den Schultern. „Ist halt so.“ Das klang wie der Ausruf eines trotzigen Kindes, selbst in meinen eigenen Ohren. Einer, den man eigentlich nicht ernst nehmen konnte. Adrian tat es dennoch.
    „Damit sie nicht mit kriegt, wohin man sie bringt?“
    „ Und um sie ruhig zu stellen“, mutmaßte ich.
    „Wi r müssen rausfinden, wo sie ist“, sagte Adrian entschlossen.
    In diesem Augenblick hörte ich wieder ihre dünne Stimme. Der Klang meines Namens ging mir durch Mark und Bein; er schnürte mein störrisches Herz schmerzhaft ein.
    Ruhig, Baby ! , beschwor ich sie in Gedanken, was Em natürlich nicht hören konnte. Dennoch flehte ich sie an, mir so viel zu geben, wie nur irgend möglich. Allerdings schienen ihre Lider zu flattern, und so war es wieder sehr schwer, etwas zu erkennen. Die verdunkelten Scheiben, aus denen Emily blickte, vereinfachten die Angelegenheit auch nicht gerade, aber schließlich erfasste ich etwas Brauchbares: Steine. Breite Steine – eine Wand.
    Der Wagen, in dem sie saß – oder lag? –, fuhr offenbar in eine leichte Linkskurve. Die Steinwand kam ein wenig näher, dann wurde es abrupt dunkler. Künstliches, gelbes Licht flackerte nun in regelmäßigen, sehr kurzen Abständen auf.
    Das Ganze dauerte keine drei Sekunden; schon wurde es wieder dunkel. Emily war zu schwach, ihre Lider zu schwer. Für wenige weitere Sekunden blieben mir noch die Geräusche erhalten. Ja, ich hörte mit Emilys Ohren: das leise Surren des Motors und eine regelmäßige, kurze, in schnellen Abständen wiederkehrende Änderung des Fahrgeräuschs. Abgesehen davon war es absolut still.
    „ Noah? ... Was ist los?“, fragte Adrian und berührte meine Hand.
    Mir blieb keine Zeit, mich zu erklären.
    „ Adrian, wie viele Tunnel gibt es hier im Umkreis von zwanzig Minuten Fahrtzeit?“, fragte ich.
    „Mit dem Auto befahrbar ?“ Er wartete mein Nicken kaum ab, zückte schon sein Smartphone und tippte in einem unsagbaren Tempo auf dem Display herum.
    „ Vier“, sagte er schließlich und reichte mir den kleinen Apparat. „Zwei, die unter dem East River hindurchführen, zwei unterhalb des Hudson Rivers.“
    Auf der Internets eite, die Adrian aufgerufen hatte, waren die Tunnel und Brücken aufgelistet, die Manhattan mit dem Festland verbanden.
    Ich beugte mich zu ihm herab. „Bilder!“, forderte ich knapp.
    „In Ordnung, Moment! “ Er benötigte nur wenige Sekunden, bis er mir sein Handy zurückgab. „Brooklyn-Battery-Tunnel“, erläuterte er knapp.
    Ich betrachtete das Bild, das der Beschreibung nach das Tunnelportal in Manhattan zeigte, also die richtige Seite. Die

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