Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
ausgetauschte Nachricht, die Emily mir planmäßig vermutlich nicht hätte zustecken dürfen, und letztendlich ... ihr Verschwinden. Plötzlich ergab alles einen schrecklichen Sinn.
„Emily ist entführt worden“, presste ich hervor. Wie von selbst versanken meine Finger in meinen Haaren und zogen so fest an ihnen, dass mich nur der Schmerz davon abhielt, an Ort und Stelle durchzudrehen.
Sie hatten Emily – und ich wusste nicht einmal, wer sie waren.
„Entführt? Wie ... ach, so ein Quatsch!“, erwiderte Jason, wurde dabei aber leichenblass.
Die Mädchen schauten verwirrt und eindeutig verständnislos; nur Adrian schien zu begreifen.
„Oh Himmel, nein!“, wisperte er; seine Augen gingen wirr hin und her.
„Informieren Sie die Polizei, mein Bruder hat recht!“, rief er nur einen Augenblick später, während ich nach meinem Handy tastete und Emilys Nummer wählte. Sofort erklärte mir eine elektronische Frauenstimme, der Teilnehmer wäre momentan nicht erreichbar. Im selben Moment fiel mir die Handtasche auf – Emilys Handtasche – die an Kathys Unterarm hing. Emily hatte sie vermutlich auf ihrem Sitz zurückgelassen.
Ich entriss der armen Kathy, die bis auf die Knochen erschrak, die Tasche und schüttete den Inhalt kurzerhand auf den Fliesenboden vor uns. Da lag Emilys Handy – abgeschaltet, wie es sich ihr Dad persönlich vor dem Start seines Films erbeten hatte. Nachdem sie noch einmal vergeblich versucht hatte Jane anzurufen, musste sie es ausgeschaltet haben.
Lucy legte mir ihre Hand auf die Schulter und drückte sanft zu.
„Noah, warum denkt ihr ...?“
Weiter ließ ich sie nicht reden. Ich schüttelte ihre Hand ab , erhob mich und entfernte mich einige Meter weit. Für wenige Sekunden war es totenstill.
D ann brach das Geschrei in meinem Kopf los.
Oh Gott, sie haben sie, sie haben sie, sie haben sie , sie haben sie ... , schrie alles in mir in einer Endlosschleife, während mir der Boden unter den Füßen weggerissen wurde und ich über einem riesigen, unendlich tiefen Loch baumelte. Mein Atem ging schnell und flach. Ich spürte, dass ich geradewegs auf eine Panikattacke zusteuerte, der nur mein dämliches Herz trotzte.
„Noah, Junge, ganz ruhig !“ Michaels samtweiche Stimme legte sich über die halberstickte, panische in meinem Inneren. Doch nicht einmal er vermochte es, mich nun zu beruhigen.
„Du wusstest, dass etwas geschehen wird. Jetzt weißt du zumindest, was es ist. Es ist noch nicht zu spät. Und nein, du hast nicht versagt. Du wirst das hinkriegen, ich bin mir sicher.“
Sie wollen Emily etwas antun, richtig? Es geht ihnen nicht nur um ein Lösegeld.
Ich wartete, erhielt aber keine Antwort. Im Prinzip wusste ich ohnehin, dass es so sein musste.
„ Du stirbst für sie, ja“, hallte die Erinnerung an Michaels Worte in meinem Kopf wider.
„Du stellst die falschen Fragen, Junge“, meldete er sich nun. Natürlich wartete er nicht lange, einen seiner unendlichen Ratschläge folgen zu lassen: „Besinne dich auf das, was du weißt. Auf deine Fähigkeiten, deine Kräfte. Auf deine Mission. Dann wird alles gut, du wirst schon sehen.“
Sein ruhiger Ton trieb mich noch näher an den Wahnsinn heran, als ich es zuvor schon gewesen war. Nichts von dem was er sagte war auch nur annähernd hilfreich – abgesehen davon, dass ich mit seiner Stimme in meinem Kopf erst recht nicht klar überlegen konnte. Die einzigen Gedanken, die wie wild gegen meine Schläfen hämmerten, waren: Der Zeitpunkt ist gekommen. Wir werden getrennt werden. So, oder so.
Adrian vollbrachte schließlich das, woran Michael gescheitert war: meinen Fokus zurück auf das Hier und Jetzt zu lenken.
Inzwischen waren weitere Sicherheitsleute eingetroffen, vermutlich die angeforderte Verstärkung. Alle blickten auf Adrian hinab, der offenbar als Einziger seinen klaren Kopf bewahrt hatte.
„Rufen Sie das Lenox Hill Hospital an und fragen Sie, ob dort vor kurzem eine Mrs Petterson eingeliefert wurde“, sagte er zu einem der Männer, der sich daraufhin abwandte und mit seinem Handy in einer Ecke des Foyers verschwand.
„Sie!“, rief Adrian und deutete auf den Sicherheitsmann, der mich gegen die Wand gepresst hatte. „Rufen Sie im Four Seasons an und erkundigen Sie sich, ob Mrs Petterson das Hotel heute Nachmittag verlassen hat. Wenn Sie keine Auskunft erhalten, geben sie ihm den Apparat.“ Damit deutete er auf Jason.
Ein kurzes Nicken auf beiden Seiten, schon wurde das zweite Handy gezückt.
„Emily
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