Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
wurde durch den Notausgang des Kinosaals in den Hinterhof geführt“, fuhr Adrian fort, an einen weiteren Mann des Sicherheitsteams gewandt.
„I ch sehe nach, ob ich dort etwas Auffälliges finde“, sagte der und machte sich im Laufschritt auf den Weg.
„Sie folgte einem Ihrer Kollegen“, überlegte Adrian laut und blickte in die Runde der restlichen Sicherheitsmänner. Können Sie ausmachen, wer in Ihrem Team fehlt?“
Einheitliches Kopfschütteln.
„So aus dem Stehgreif heraus nicht, nein. Für so große Events wie dieses werden wir aus verschiedenen Unternehmen zusammengetrommelt“, erklärte einer der Männer.
„Aber seine Ausweisdaten müssten vorliegen. Bei Antritt eines solchen Jobs müssen wir unsere Pässe zum Abgleich vorlegen. Sie werden kopiert und abgeheftet“, gab ein anderer zu bedenken.
„ Können Sie diese Daten besorgen?“, fragte Adrian und erhielt ein weiteres Nicken. Sofort setzte sich auch dieser Mann in Bewegung.
Innerlich bebend beobachtete ich das bizarre Geschehen aus einer Distanz von mehreren Metern. Mein sonst so sanftmütiger Bruder, der plötzlich Befehle erteilte; die Sicherheitsmänner, die ihn ansahen und seine Befehle ergeben befolgten, als wäre er der Leiter eines Einsatzes ... Das alles wirkte wie ein schlechter Krimi auf mich.
Plötzlich war ich derjenige, der sich gelähmt und bewegungsunfähig fühlte. Hilflos sah ich mit an, wie auch die anderen um ihre Fassung rangen: Lucy, die sich mit angstgeweiteten Augen auf Adrians Rollstuhl abstützte. Jason, der sich ständig übers Kinn fuhr und Veronica dabei immer wieder von seinem Arm abschüttelte. Und Kathy, die sich gegen die Wand lehnte – blasser als der hellgraue Putz hinter ihr –, schließlich an ihr herabglitt und die Arme vor ihren Knien verschränkte.
Adrian hingegen gönnte sich keinen schwachen Moment, bis die Cops eintrafen und das Kommando übernahmen.
Mit ihrer Ankunft brach zunächst einmal heilloses Chaos los. Plötzlich redeten alle durcheinander, und die Gemüter kochten über, während die Cops versuchten, sich ein halbwegs schlüssiges Bild von der Situation zu machen.
Inzwischen – spätestens durch Adrians genaue Anweisungen – hatte jeder von uns begriffen, was höchstwahrscheinlich mit Emily geschehen war. Nur die Profis tappten noch in vollkommener Dunkelheit.
Sie fangen von vorne an. Von ganz vorne.
Vor meinem geistigen Auge entstand das Bild einer riesigen Sanduhr; der Sand rieselte unaufhaltsam durch den Engpass ...
„Ruf deinen Vater an!“, hörte ich Adrian inmitten des Durcheinanders an Jason gewandt sagen. „Es ist schon so viel Zeit vergangen, und wir haben immer noch keine Auskunft vom Krankenhaus. Vielleicht ist dein Dad schon dort.“
Jason nickte, entfernte sich ein paar Schritte von dem Pulk der anderen und kam dabei näher an mich heran. Kalkweiß und mit zittrigen Fingern wählte er die Nummer seines Vaters. Das Rufzeichen erklang zweimal, dann hörte ich Davids Stimme. So nah, wie Jason bei mir stand, bekam ich jedes Wort mit. „Jason, was ist los?“
„Bist du im Krankenhaus , Dad?“
„Ja, aber wir müssen eine falsche Information haben. Jane ist nicht hier.“
Jasons Schultern sackten sichtbar ein; sofort suchte er den Blickkontakt zu Adrian. Der rieb sich über die Stirn und schien bereits zu wissen, dass sich unser Verdacht hiermit bewahrheitet hatte.
In Davids Stimme hingegen schwang nicht einmal ein leiser Funke Skepsis mit, nur Sorge und ein wenig Verwirrung . Er ist ahnungslos .
Bei Jason löste die Erkenntnis nun endgültig Panik aus.
„Dad, komm schnell zurück , hier stimmt was nicht. Ich glaube, sie haben Emily. Vielleicht auch Jane. Das war alles nur ein Ablenkungsmanöver“, platzte es aus ihm heraus. Seine Stimme bebte unter diesen Worten, er war den Tränen nahe.
„Was sagst du da ? Wer hat Emily? Jason, sprich mit mir!“
„Wir wissen es nicht, Dad. Die Cops sind hier und eine Unmenge Security-Leute. Sie wollen das Kino räumen lassen. Komm einfach, so schnell du kannst.“
„Oh, mein Gott!“, hörte ich David sagen. „Wir sind in zehn Minuten da, hörst du , Jay? Sam, fahr ...“ Und damit brach die Verbindung ab.
Jason ballte eine Faust um sein Handy und schlug sich damit immer wieder vor die Stirn. Dieses dumpfe tock, tock, tock blieb für eine unbestimmbare Weile das einzige Geräusch, das ich noch vernahm. Alles andere versank in einem tiefen, düsteren Einheitsbrummen und rückte weit in den Hintergrund.
Doch
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