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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Stirn und küsste meine plötzlich sehr trockenen Lippen. „Noah! Wo um alles in der Welt kommst du her?“, rief sie panisch und betastete mit zitternden Fingern meine verletzte Seite. Seltsamerweise verspürte ich keinen Schmerz mehr und fragte mich, ob es nicht eigentlich wehtun müsste. Der Horror, der sich in Emilys Augen widerspiegelte als sie an mir herabblickte, zeigte mir, dass es eigentlich hätte wehtun müssen.
    Kein Schmerz ... kein gutes Zeichen, oder?
    Michael enthielt sich einer Antwort .
    Alles klar!
    „Sieh mich an! Noah, bitte, sieh mich an!“, flehte Em und drückte mich in aller Vehemenz zurück, als ich Anstalten machte meinen bleischweren Kopf anzuheben und die Verletzung selbst zu begutachten.
    Nein, definitiv kein gutes Zeichen.
    Sie umschloss mein Gesicht mit ihren Händen, zitterte dabei so sehr. Sogar ihre Augen blickten wirr hin und her, die wunden Lippen vibrierten. Sie hatte noch längst nicht begriffen, geschweige denn verarbeitet, was hier gerade geschehen war.
    Wie auch?
    Ich lächelte noch immer – zumindest glaubte ich, es zu tun. Sicher war ich mir nicht. Ich wusste nur, dass Em nie schöner gewesen war als in diesem Moment. Trotz ihrer Tränen, ihres Schocks und des Kummers hatte ich sie nie mit ungetrübteren Gefühlen betrachtet. Sie lebte, die Gefahr war bewältigt und überstanden. Das Loch in der Decke, hoch über unseren Köpfen, war der Beweis, dass Jim sie verfehlt hatte. Dass ich zumindest ein Mal, ein entscheidendes Mal, gut für sie gewesen war.
    Dann fiel mir wieder ein, dass es um mich nicht gar so rosig stand und ihr Anblick der vermutlich letzte war, den mir diese Welt zu bieten hatte.
    Der Gedanke wischte das Lächeln – sollte es jemals erschienen sein – zuverlässig aus meinem Gesicht.
    „Ich liebe dich“, ließ ich sie wissen und fuhr mit einem zittrigen Finger über ihre geschundenen Lippen. „Es tut mir so leid.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nicht, Noah! Bitte , geh nicht“, wisperte sie mit tränenerstickter Stimme.
    Ka um waren diese Worte über ihren Mund geschlüpft, spürte ich etwas, das mich für Sekunden aus der Bahn warf und mich zutiefst verwirrte: Mein Herzschlag änderte sich. Das ewig gleichmäßige, starke Pochen in meiner Brust wurde langsamer ... und langsamer ... und langsamer ...
    Müdigkeit packte mich, ließ mich immer öfter und länger blinzeln und entzog mir den Boden unter meinem schweren Körper. Schließlich kam ich nicht länger gegen den Sog an und ergab mich ihm, wenn auch widerwillig. Ems süßes Gesicht verschwamm vor meinen Augen, ihre sanften Worte und der unverwechselbare Duft ihrer Haut rückten weit in den Hintergrund. Und dann ... versank ich in tiefem Schwarz.
    Ja, Schwarz.
    Kein Dunkelb raun, kein Mokka, kein nächtlicher Sepia-Ton. Kein Licht, das mich empfing. Nichts.
    Nur mächtiges , unergründliches Schwarz.

XXXVII.
     
    „Noah!“ Michael legte mir seine Hand auf die Schulter. Er stand unmittelbar hinter mir und verstrahlte sein gleißendes Licht, das mich bereits erwartet und die Dunkelheit mühelos vertrieben hatte.
    Die Helligkeit verlor nicht an Intensität, aber ich gewöhnte mich – wie immer – schnell daran. Wir standen nur wenige Meter von dem Geschehen entfernt, das ich gerade eben verlassen hatte. Emily kniete über meinem leblosen Körper, fuhr mir durch die Haare und schluchzte so stark, dass ihr schmächtiger Körper erbebte. Es war schrecklich das mit anzusehen, aber meinen Blick abzuwenden war auch keine akzeptable Alternative. Dies waren die letzten Momente mit ihr, und so sehr die Situation auch an mir zehrte, ich wollte keinen einzigen Augenblick verpassen. Vermutlich war es gut, dass ich weder ihre Stimme, noch ihr Weinen oder diese herzzerreißenden Schluchzer weiterhin hörte. Das wäre zu viel gewesen. Michael scheiterte jetzt schon an mir. Seine Wärme und die Kraft, die mich bei seiner Berührung durchfluteten, bewirkten so gut wie nichts. Ich fühlte mich gebrochen.
    Ein gebrochener Engel.
    Als ich für die Länge eines Wimpernschlages betrübt an mir herabsah, erkannte ich, dass ich wie Michael war. Eine Lichtgestalt, strahlend. Mein Licht war weiß. Das hinter mir, Michaels Licht, – und das war mir nie zuvor aufgefallen – hatte einen leicht lilafarbenen Stich. Obwohl mich diese Entdeckung verwunderte, wandte ich mich ihm nicht zu, sondern blickte erneut zu Em und meinem sterbenden Körper auf.
    Ich hatte mich noch nicht endgültig von meinem Erdendasein gelöst.

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