Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
zuerst deine Tochter und dann mich selbst abknalle. Als Lohn und Dank für die gute Zusammenarbeit, wenn du es so willst.“
Im folgenden Augenblick geschahen drei Dinge auf einmal.
„Peng!“, machte Jim – vermutlich zur Steigerung der Dramatik, wie er Minuten zuvor noch erklärt hatte – und verzog den Lauf der Pistole, als würde er tatsächlich abdrücken, für einen winzigen Augenblick gen Decke.
„Neiiin!!!“, schrie David und ließ die riesige Kamera fallen. Der Knall des Aufpralls schallte durch die Weite der Halle.
Und ich? Ich erhielt einen eindeutigen, unverkennbaren Impuls, der mich endlich handeln ließ. Schlagartig wusste ich, was Michael damit gemeint hatte, dass ich bereit wäre, wenn es soweit war, denn es gab keinen Zweifel in mir: Das war der Moment. Der einzig richtige, der allesentscheidende!
I n dem Augenblick, in dem Jim den Lauf seiner Waffe verzog, stieß ich mit meiner linken Hand gegen die aufgetürmten Holzkisten vor mir und schrie aus vollem Halse: „Em, duck dich!
Eine Anweisung, die sie – dem Himmel sei Dank – so prompt befolgte, dass sie wie ein Schweizer Taschenmesser über Jims Arm zusammenklappte. Im selben Moment schleuderte ich mit meiner Rechten und einer Kraft, von der ich bezweifelte, dass sie mir allein entstammte, die Eisenstange nach Jim.
Die nächsten Sekunden erlebte ich in meinem ganz eigenen Film – sie spielten sich tatsächlich wie in Zeitlupe vor mir ab.
Jim schaffte es kaum, mir sei n Gesicht mit den schockgeweiteten Augen zuzuwenden, bis ihn die Stange punktgenau zwischen den Brauen traf und ihm eine große, klaffende Platzwunde verpasste. Er feuerte einen Schuss ab, der bröckligen Beton von der Decke regnen ließ, dann noch einen, der eine der kleinen Fensterscheiben durchschoss. Emily entglitt derweil seinem Halt und ging vor seinen Füßen zu Boden.
S chon hagelten etliche Schüsse auf Jim ein, die ihm seinen großen, von langer Hand geplanten Abgang gehörig versauten.
Blut spritzte. Jim fiel – steif wie ein Brett – nach hinten, nahm mit ausgestrecktem Arm die Waffe mit sich und sah mich an. Mich, der ich all seine Pläne in allerletzter Sekunde durchkreuzt und zerstört hatte. Hinter den Kisten, die nun kreuz und quer vor mir verteilt lagen, stand ich schutzlos da und beobachtete seinen Sturz, seinen Niedergang.
Nun, zumindest ließ es sich Jim in diesen letzten Sekunden seines Lebens nicht nehmen, den Pakt, den Michael mir vor so langer Zeit unterbreitet hatte – und den ich nie so wenig gewollt hatte wie in diesem Moment – zu besiegeln.
Er zog ab, ein letztes Mal. Planmäßig nahm ich die Position meines Schützlings ein ... und starb an Emilys Stelle.
Der Schuss löste sich und traf meine linke Seite, beinahe punktgenau.
Scharfer Schmerz durchfuhr mich, ich wurde kraftvoll nach hinten geschleudert und brach mit einem erstickten Stöhnen auf dem hölzernen Schlaflager von Jims Komplizen zusammen.
Mein Körper war schwer verwundet, ich konnte kaum noch atmen, aber meine Gedanken blieben klar – und waren so erleichtert, so dankerfüllt, wie nie zuvor.
Em lebt. Ich bin nicht gescheitert. Ich habe sie gerettet.
„Das hast du, Noah. Das hast du “, flüsterte Michael voller Stolz.
Ich starrte an das Loch in der unverputzten Decke, das Jim nur Sekunden zuvor dort hineingeschossen hatte. Noch immer rieselte feiner Beton daraus herab.
F ür einen Augenblick war es vollkommen still. Dann ertönte ein schrecklicher, markerschütternder Schrei.
„Meine Hände! Schnell, schnell! ... Dad, meine Hände!“, rief Em. Ich bezweifelte, dass es tatsächlich David war, aber irgendjemand reagierte. Viel deutlicher als die Stimme des besorgt dreinblickenden Cops, der sich über mich beugte und nach meiner Halsschlagader tastete, oder die seines Kollegen, der per Funk den Notarzt verständigte, hörte ich – dort, wo nach wie vor mein Fokus lag – ein Schnappen, gefolgt von einem reißenden Geräusch. Jemand durchtrennte das Klebeband um Ems Handgelenke.
Sie ist frei. Sie lebt.
Nur wenige Sekunden später schob sich ihr tränenüberströmtes Gesicht vor das des Cops. Einige purpurrote Spritzer hatten ihre Haut besprenkelt und ließen meine seligen Gesichtszüge entgleisen – bevor ich begriff, dass es Jims Blut war, nicht ihr eigenes.
Ihr ist nichts geschehen.
„Nein, Noah! Du hast deine Aufgabe blendend erledigt. Du hast sie gerettet.“
Ich lächelte unter Michaels Worten und Ems Berührung.
Sie strich mir die Haare aus der
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