Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
nicht zu bemerkten. Mit seinen großen Händen umfasste er meine Taille wie die eines Kindes, hob mich an und setzte mich auf dem Rand des Pools ab. Seine Berührungen waren sanft, fast schon behutsam, doch seine Miene blieb finster.
Aus zusammengekniffenen Augen funkelte er mich wütend an. „Du … schaffst mich, Emily. Kannst du nicht aufpassen was du tust, verflucht noch mal?“ Er schrie mich an, bebend vor Zorn.
Und ich ... ich war einfach nur froh, dass er hier war, bei mir ... so nah. Gott, was war bloß los mit mir? Das war erbärmlich.
Ich spürte, wie mein Kinn anfing zu beben – und die Kühle des Wassers trug nur zu einem kleinen Teil dazu bei. In einem verzweifelten Versuch die Tränen doch noch aufzuhalten, lenkte ich meinen Blick von Noahs feuchten Lippen in den Sternenhimmel. Zu spät; ich scheiterte kläglich.
Hatte ich ihn etwa gebeten, mir nachzuspringen? War es vielleicht meine Absicht, in diesem verdammten Pool zu landen?
Plötzlich verspürte ich Lust Noah anzubrüllen, aber was hätte das gebracht? Eine weitere Szene zu machen schien mir nicht gerade die beste Idee zu sein – also schwieg ich, während Noah mich weiter grimmig musterte.
Warum muss te er mich vor versammelter Mannschaft so anfahren? Warum küsste er mich nicht einfach? ... W A S ? ? ?
Mit einem Mal wich Noah zurück und verstummte abrupt. Als er sah , dass ich weinte, stieß er ein wenig Luft aus und sackte sichtbar in sich zusammen.
„Entschuldige“, flüsterte er so leise, dass nur ich es hören konnte. Unwirsch strich er sich die Haare aus der Stirn; dann erst blickte er sich um. Nach wie vor waren sämtliche Augenpaare der umstehenden Partygäste auf uns gerichtet, was Noah nun auch endlich bemerkte. Ich sah den Schock, der seine Augen eroberte, doch Zeit für Reaktionen blieb mir keine. Schon hatte sich Noah in einer unsagbar schnellen Bewegung aus dem Pool gehievt und war im Haus verschwunden.
21, 22, 23 ... Ich spürte das Herz in meiner Brust überdeutlich stark und schnell schlagen; die Demütigung ließ das Blut in meinen Ohren rauschen. Und dann brach das Gemurmel los. Bruchstücke ungläubiger Sätze, wie „... hinter ihr hergesprungen?“ oder „... hätte nie gedacht, dass Noah ...”, oder „... was da gerade passiert ist ...“ drangen verschwommen zu mir durch.
Was ich aber am häufigsten – von allen Seiten und immer wieder – hörte, war „Er hat sie berührt .“
Die Fassungslosigkeit, die diesem Geflüster anhaftete, stieß – einem kippenden Dominostein gleich – weitere Erinnerungen in mir an: Lucys Reaktion im Matheunterricht schoss mir durch den Kopf. „Hast du ihn angefasst?“, hatte sie gefragt.
Dann sah ich noch einmal Noahs Augen vor mir, seinen eindringlichen, unausweichlichen Blick. „Fass mich nie wieder an.“
Was ...?
Mir blieb nicht viel Zeit zum Überlegen. Schon waren Lucy und Kathy neben mir und reichten mir ihre Hände. „ Oh Gott, Emily, was ist passiert? Hast du dich verletzt?“, erkundigte sich Lucy besorgt.
„Nein, es geht schon”, antwortete ich schniefend und ließ mir von den beiden aufhelfen. Ein spitzer Schmerz durchzuckte meinen linken Fuß, sobald ich ihn belastete. Scharf sog ich die Luft zwischen meinen zusammengepressten Zähnen ein.
„Du hast dir bestimmt den Knöchel verstaucht“, mutmaßte Kathy mit besorgter Miene. „Setz dich lieber wieder.“
Ich gehorchte und ließ meine Beine zurück ins Wasser gleiten. Meine Hoffnung erfüllte sich: Die Kühle nahm dem Schmerz die Spitze.
„Bleib du bei ihr, ich hole Tom und meine Mom”, wies Lucy Kathy an und eilte davon.
„Ihre Mom?“, fragte ich knapp und versuchte dann wieder angestrengt, meine Schluchzer unter Kontrolle zu kriegen.
„Keine Bange, Marie ist sehr nett”, tröstete Kathy.
„Und warum Tom?“, hakte ich nach. Sie lächelte. „Na, du weißt doch, dass er in den Sommerferien als Rettungsschwimmer gearbeitet hat.“
Oh, richtig! Außer meiner hypersensiblen Haut hatte es noch einen Grund für mich gegeben, den Strand zu meiden. Die Aussichten, von einem Mitschüler wie ein Stück Auslegeware begafft zu werden, waren mir nicht gerade verlockend erschienen.
„Und darum holt ihr ihn? Nur weil ich in den Pool gefallen bin?“, empörte ich mich. „Sehe ich aus, als würde ich jetzt noch einen Rettungsschwimmer brauchen?“
Nun lachte Kathy und wischte mir eine triefende Haarsträhne aus dem Gesicht. „Nein, Emily, aber Tom musste sich für den Job auch mit
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