Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
er fröhlich. Lucy verdrehte ihre Augen und streckte ihren Arm lang aus, um Tom einen Klaps auf den Hinterkopf zu verpassen, den der mit einem unbeschwerten Lachen wegsteckte.
Als er mich die Stufen emportrug, fiel mir der Lift auf, der am Geländer angebracht war. Im Obergeschoss stand direkt an der Treppe ein zweiter Rollstuhl bereit. Adrian hatte also für jede Etage des Hauses einen. So konnte er sich frei bewegen.
Mit dem Ellbogen drückte Tom die erste Tür auf, die von dem langen Korridor abging und offenbar zu Lucys Zimmer gehörte. Wir betraten einen großen Raum, der für meinen Geschmack einen Touch zu viel Rosa aufwies. Ein breites Himmelbett stand im Zentrum, es gab einen riesigen Schminktisch und einen weißen Schaukelstuhl, über dessen Lehne eine pinkfarbene Decke hing. Irgendwie erinnerte mich Lucys Zimmer an mein altes Barbiehaus.
„So, danke . Und jetzt raus!“, sagte sie zu Tom, sobald der mich auf ihrem Bett abgesetzt hatte. Ihr Lachen – diese glockenhelle Stimme – entschärfte das harte Statement augenblicklich.
„Aber ...“ Tom deutete auf meinen Fuß.
„Ja, ich weiß, du sollst sie versorgen. Aber wie, ohne Verbandszeug? Schau erst mal, wo mein Dad bleibt, ja? Ich kümmere mich in der Zeit um Emily.“
Gutmütig ließ sich das große Muskelpaket von der kleinen, puppenhaften Lucy aus der Tür schieben. Ein süßer Anblick. Auf der Schwelle blieb sie kurz stehen, stellte sich auf ihre Zehenspitzen und küsste Tom mitten auf den Mund.
Okay, wann genau hatte ich das verpasst?
„Wie geht es dir?“, fragte Lucy besorgt, als sie die Zimmertür vor Toms Nase zugestoßen hatte.
„Es tut ein bisschen weh”, gab ich zu. „Ist aber nicht so schlimm. ... Ähm, Tom und du ...?“
Sie setzte sich in den Schaukelstuhl, beugte sich vor und strich mir eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wir sind Freunde, seitdem wir denken können“, sagte sie unter einem Lächeln, das kein bisschen verlegen wirkte. Lucy war wie ein offenes Buch – und sie ließ mich bereitwillig lesen.
„Ach so, ich dachte ...“
„Ja, es könnte durchaus sein, dass gerade etwas mehr daraus wird”, räumte sie mit wiegendem Kopf ein und schmunzelte dann verschmitzt. „Das wird sich wohl noch zeigen.“
„Wow, das freut mich. Ihr passt toll zusammen.“ Mein Lächeln fiel mir schwer, aber nur aufgrund der zunehmenden Schmerzen in meinem Fuß. Was Tom und Lucy anging, war ich wirklich begeistert.
„Lucy?“
„Hm?“
„Ich möchte dich etwa s fragen ... zu deinem Bruder.“
„Welchem?“, fragte sie postwendend, und diese Rückfrage wärmte mich mehr als die Decke, die mir Adrian um die Schultern geschlungen hatte. Noah war ein Teil dieser Familie. Er war Lucys Bruder und als solcher fest in ihrem Bewusstsein verankert. Sie wollten ihn, wie schlecht sein Benehmen auch sein mochte.
Aber warum sah er das nicht? Warum versteckte er sich in seinem Baum, während alle anderen feierten?
„Ähm ... es geht um Noah.“
Ihre Augen blitzen neugierig auf. „So?“
„Ja. Warum wart ihr so erstaunt, dass er mich aus dem Pool gezogen hat? Ich meine, klar war seine Reaktion übertrieben und eigentlich auch unnötig, aber ... “
L ucy erhob sich mit einem Seufzer, um neben mir auf ihrem Bett Platz zu nehmen. Sie griff nach meinen Händen und hielt sie fest. Die Geste wirkte bedeutungsschwer – ebenso wie ihr plötzlich sehr ernster Blick, der sich bis in mein Innerstes zu bohren schien.
„Noah fasst nie jemanden an, Emily“, sagte sie endlich. „ Niemals. Er hat keinen von uns jemals freiwillig berührt. Weder Adrian, noch mich, noch unsere Eltern.“
„Aber ...“ Ich konnte nicht fassen, was sie mir da offenbart e. Und ich brauchte eine Antwort. Sofort! „Warum?“
Lucy zuckte mit den Schultern und holte tief Luft. Ein Klopfen an ihrer Zimmertür unterbrach unser Gespräch an der entscheidenden Stelle.
Mr Franklin trat ein. Gefolgt von Tom, kam er lächelnd auf uns zu.
„Lucy, hol Emily doch etwas Trockenes zum Anziehen”, forderte er seine Tochter auf, die sofort aufsprang und unter heftigem Gepolter ihren begehbaren Kleiderschrank durchforstete.
Mr Franklin legte einen Erste-Hilfe-Koffer auf dem kleinen Tisch neben dem Schaukelstuhl ab. „Hier, Thomas. Walte deines Amtes“, forderte er und trat zur Seite. Tom setzte sich neben mich und hob meinen verletzten Fuß in seinen Schoß. Der war wirklich kaum größer als seine Hand, es war unfassbar.
„Dein Knöchel ist ziemlich stark
Weitere Kostenlose Bücher