Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
Verletzungen dieser Art auskennen.“ Sie deutete auf meinen schmerzenden Fuß, den ich im Wasser baumeln ließ. „Zumindest kann er einschätzen, ob wir dich ins Krankenhaus fahren müssen.“
„Das müsst ihr nicht!“, stellte ich klar, stieß jedoch auf taube Ohren.
Kathy hatte wieder ihr stoisches mildes Lächeln aufgesetzt. „Tut es sehr weh? Ist dir kalt?“
Ich zitterte mittlerweile am ganzen Körper. Anspannung, Scham, Kälte, Schock, Schmerz ... irgendwie kam alles zusammen. Also nickte ich.
Nur einen Augenblick später legte mir jemand von hinten eine dicke Decke um die Schultern. „Hier, damit du dich nicht erkältest”, sagte Adrian leise und rieb über der Decke meine Oberarme. Am liebsten hätte ich mich in diesem Moment umgedreht und mich in seinem Schoß ausgeheult wie eine Dreijährige. Adrian hatte etwas so Beruhigendes und Liebenswertes an sich, dass ich ihm vom ersten Augenblick an ungewöhnlich stark vertraut hatte. „Hat er dir weh getan?“, fragte er nun leise.
„Wer?“, erwiderte ich verdutzt.
„Noah.“
„Nein!“, rief ich, schlagartig wütend. „Warum denkt ihr alle immer sofort an Noah, sobald etwas schief läuft.“
„Weil wir ihn kennen“, sagte Kathy bitter, aber Adrian warf ihr einen Blick zu und brachte sie damit zum Schweigen.
„Ich bin ausgerutscht, verdammt!”, erklärte ich kopfschüttelnd.
„Wir haben nichts davon mitgekriegt“, stellte Kathy klar. „Lucy und ich waren zu weit weg. Aber ich habe gehört, dass Noah ihr nachgesprungen sein soll”, berichtete sie dann an Adrian gewandt. Als ich mich umdrehte, sah ich seinen ungläubigen Blick.
Neue Wut kochte in mir empor. „Es stimmt!“, bestätigte ich schnell. „Er hat mich aus dem Wasser gezogen. Nicht, dass es nötig gewesen wäre, aber ...“
„Er hat dich ... was?“, fragte Adrian in offensichtlicher Fassungslosigkeit. Wieder legte er eine Hand auf meinen Oberarm, doch dieses Mal fiel sein Griff fester aus. „Emily, hat Noah dich berührt?“
Unschlüssig sah ich ihn an. „Wie meinst du das?“
Nun erst wurde er sich der Doppeldeutigkeit seiner Frage bewusst und schüttelte schnell den Kopf. „Um Himmels willen, nein. Nur so, wie ich es gesagt habe: Ob er dich berührt hat. Angefasst. Deine Hand, dein Gesicht ... irgendetwas?“
Was, um alles in der Welt, ist denn nur los? Ich begriff die Aufregung nicht. „Ja, sicher“, sagte ich zögerlich. „Er hat meine Taille umfasst und mich aus dem Wasser gezogen. Dann hat er mich auf den Pool-Rand gehoben.”
In diesem Moment teilte sich die graue Masse der anderen Partygäste hinter uns und Lucy erschien erneut. Im Schlepptau hatte sie Tom und einen großen schlanken Mann mit mittelblondem Haar, den ich spontan auf Anfang vierzig schätzte. Sanfte Augen, die in Form und Farbe Adrians glichen, und die markanten Grübchen in den Wangen – mir war sofort klar, wer das sein musste.
„Hab meinen Dad mitgebracht, Mom war unauffindbar. Wer hat dich rausgezogen, Emily?“
Kathy und Adrian kamen mir zuvor. „Noah!“, erwiderten sie wie aus einem Mund.
Die Zwillinge wechselten einen kurzen, bedeutungsschweren Blick mit ihrem offensichtlich verdutzten Vater, bevor der sich fasste und zu mir herabbeugte.
„Hallo Emily!“, begrüßte er mich freundlich und reichte mir seine Hand. „Ich denke, es wird wohl am besten sein, wenn Tom dich im Haus versorgt. Er ist bestimmt auch stark genug, dich hineinzutragen, nicht wahr? “ Tom nickte mit stolzgeschwellter Brust.
Na super! Konnte es vielleicht noch peinlicher werden?
Ich dachte kurz an Protest, dann an den stechenden Schmerz in meinem Fuß. Schließlich seufzte ich und schlang meine Arme widerwillig um Toms Hals. Der entledigte sich zur allgemeinen Freude der umstehenden Mädels zuvor noch seines Shirts, um es vor meinem triefenden Körper zu schützen.
„Bring sie in mein Zimmer!“, bestimmte Lucy, als er mich anhob.
Ich hätte schreien können, so wütend, gedemütigt und traurig fühlte ich mich. Warum war ich nicht einfach zu Hause geblieben und hatte gelesen, so wie sonst auch?
„ Geht schon vor, ich bin sofort wieder bei euch”, sagte Mr Franklin und verschwand hinter einer der zahlreichen Türen im Erdgeschoss des Hauses. Tom trug mich grinsend über den breiten Korridor.
„Schön, dass wenigstens du deinen Spaß hast”, murmelte ich verbittert.
„ Jepp! Klitschnasses, bildhübsches Mädchen in meinen Armen, das ist definitiv etwas, was mir Spaß macht”, erwiderte
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