Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
wurde mir abwechselnd heiß und kalt; kurz darauf begann si ch alles zu drehen. Vielleicht waren all diese überwältigenden Gefühle und die Ereignisse des Abends einfach zu viel für mich gewesen, vielleicht war es der pochende Schmerz in meinem Fuß, vielleicht mein schwacher Blutdruck. Ich konnte den oder die Auslöser nicht eindeutig bestimmen, doch plötzlich verschwammen Noahs schönes Gesicht und der Raum um uns herum zu undefinierbaren Farbklecksen. Alles war bunt und wirbelte wild vor meinen Augen, in meinen Ohren rauschte wieder der Fluss meines Blutes. Dahinter – und nun wirklich sehr, sehr leise – hörte ich Noah: „Emily?“ Er rief meinen Namen, doch seine schöne Stimme klang gedämpft.
War er etwa besorgt? Warum? Und wieso war er so weit weg?
Irgendwann, mit einer unverzeihlichen Ver spätung, tat sich endlich mein Erdloch unter mir auf und schluckte mich.
VII.
„Emily? Emily?“ Seine samtweiche Stimme war so weit weg. Klang, als riefe er meinen Namen in ein dickes Kissen.
„Lucy, komm hoch und bring Tom mit! Irgendwas stimmt nicht mit ihr.“
Ich spürte Noahs Arme um meine Taille. Er hielt mich sanft und doch so sicher. Was für ein schöner Traum .
„Emily“, flüsterte er dicht an meinem Gesicht. Sein süßer Atem traf mich und jagte mir eine Gänsehaut über die Arme.
Moment mal! Für einen Traum ist dieser hier verdammt real.
Ich versuchte zu blinzeln, doch es war zu hell. Sofort drehte sich wieder alles, die tanzenden Lichter waren zurück. Im Hintergrund hörte ich leichte, schnelle Schritte. Absätze, die über Parkett klackerten. Dasselbe Parkett, das ich auch unter meinen schlaffen Armen spürte. Noahs Hand verkrampfte sich an meinem Rücken, bevor ich spürte, wie er ein wenig zurückwich. Oh Gott, ich bin nicht wirklich ...
„... ohnmächtig geworden, einfach so. Plötzlich ist sie einfach zusammengeklappt”, hörte ich seine atemlose Stimme.
„O h nein!“, rief Lucy.
„Schon gut, mein Junge. Es ist nicht deine Schuld“, versicherte ihm eine tiefe Stimme, die mit Sicherheit nicht zu Tom gehörte.
Mr Franklin! Zum zweiten Mal an diesem Abend? Oh nein!!! Herr, erlöse mich! Wenn möglich, dann schmerzlos. Und ... SCHNELL!
„Emily?“, sagte die tiefe Stimme, während eine riesige Hand meine Wange tätschelte. Nun war mir regelrecht schlecht. „Hmmm ...”, brummte ich leise.
„Mach die Augen auf, Mädchen! ... Lucy, leg ihre Beine hoch!“
Ich spürte, wie meine Füße angehoben und weiter oben wieder abgelegt wurden und probierte erneut, meine Augen aufzuschlagen. Es war wieder schrecklich grell. Langsam, aber sicher beruhigten sich die wirbelnden Farben jedoch, wurden klarer und klarer und ergaben schließlich wieder ein zusammenhängendes Bild, dessen Schärfe sich mit jeder verstreichenden Sekunde steigerte. Oh Mann, und was für ein Bild!
Noahs Gesicht schwebte nur wenige Zentimeter über meinem, ähnlich wie vorhin im Pool. Doch dieses Mal sah er mich nicht wütend an. In seinen hellen Augen spiegelte sich a usschließlich tiefe Sorge wider; die schön geschwungenen Lippen schürzten sich in Konzentration.
Während ich ihn immer weiter ansah – nicht imstande meinen Blick von seinem schönen Gesicht zu nehmen –, zuckte schließlich ein vages, unsicheres Lächeln um seine Mundwinkel. Noch immer hielt er mich in seinen Armen.
Er, der sonst niemanden berührte, hielt mich fest in seinem Griff. Fast wurde mir wieder schwindlig unter dieser Erkenntnis, aber dann schöpfte ich tief Luft und vertrieb das unangenehme Gefühl. Ob er auch nur die leiseste Ahnung hatte, was er mit mir anstellte?
„Na siehst du, geht doch schon wieder”, hörte ich Mr Franklin sagen, bevor er sich an Lucy wandte. „Hat sie Alkohol getrunken?“
„Niedriger Blutdruck“, murmelte ich, doch meine Zunge kooperierte nicht. Es klang eher wie „Niedigga Bluduck“. Dennoch schien man mich zu verstehen, denn hinter Noahs Gesicht nahm ich vage das Nicken seines Vaters wahr.
Als Mr Franklin näher kam und Noah seinen Arm unter meinem schlaffen Körper wegzog und zurückwich, entrang sich mir ein seltsames Winseln. „Bleib!“ , rief alles in mir, doch äußerlich blieb ich stumm – abgesehen von diesem erbärmlichen Geräusch.
Im Treppenhaus und auf dem oberen Gang erklangen polternde Schritte, die ihrer Schwere nach zu urteilen nur von Tom kommen konnten. Schon schoss er um die Ecke und blickte mit weit aufgerissenen Augen auf mich herab. Sah, wie ich reglos am
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