Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
und verfolgten den sinnfreien Horrorfilm. Dann – ich merkte gerade, dass ich begann, mich trotz Noahs Nähe zu entspannen – hörte ich sein Gemurmel: „Mir tut es auch leid, dass ich vorhin so … ungehalten war. Ich …“ Es schien so, als würde er mir noch etwas erklären wollen, doch dann zögerte er, biss sich auf die Unterlippe ... und behielt das Ende seines Satzes für sich.
„Schon gut“, sagte ich dennoch. „Ich bin dir nicht böse.“
„Nicht?“ Erstaunt sah er mich an.
„Nein”, versicherte ich ihm. „Im Gegenteil. Ich ... ich fand es ziemlich ... nett von dir, dass du mir aus dem Wasser geholfen hast. Du warst immerhin der Einzige, der überhaupt reagiert hat.“
Eine Weile hielt er meinen Blick, dann senkte er den Kopf und begann am Verschluss seiner Cola -Dose herumzuspielen.
Was? B ist du etwa verlegen, Noah Franklin?
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte er nach einer Weile .
„Nein, danke. Ich hatte genug Flüssigkeit für diesen Abend.“
Nun grinste er und stieß dabei sogar ein wenig Luft aus. Ein überzeugendes Lachen war das zwar nicht, aber immerhin, es konnte ein Anfang sein. Unser Anfang. Der Gedanke trieb mir ein heimliches Schmunzeln übers Gesicht.
Für einige Minuten widmeten wir uns erneut dem Film, dann hörten wir Lucys Stimme: „Emily?“
„Ich bin hier oben!“, rief ich zurück und bemerkte zu spät, dass Noah zusammenfuhr und sich erneut verspannte.
Nur wenige Sekunden später erschien seine Schwester im Türrahmen. Sofort klappte ihre Kinnlade herab.
„Hi, ich ... ich hab dich gesucht. Was macht dein Fuß?“
„Ist okay, danke“, erwiderte ich so lässig wie möglich.
„Und? Bleibst du über Nacht?“ Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, dass Noah bei der Frage seiner Schwester den Kopf anhob. Ich nickte; er seufzte leise. Was zum Teufel hatte das jetzt wieder zu bedeuten?
„Super!”, freute sich Lucy. „Also, ähm ... ich bin dann wieder unten. Noah, könntest du mich kurz anrufen, wenn Emily runterkommen will? Ich hole sie dann ab.“
Noah sah sie für ein paar Sekunden finster an, doch dann zuckte er mit den Schultern und ... nickte. Ich traute meinen Augen kaum. Lucy strahlte glücklich, und als ich Sekunden später hörte, wie federleicht ihre Schritte auf der Treppe verklangen, konnte ich mir mein Lächeln auch nicht länger verkneifen. Sie war wirklich zuckersüß; ich mochte sie sehr. „Lucy ist so lieb”, entfuhr es mir.
Umso erstaunter war ich, als Noah reagierte. „Ja, sie ... ist toll.“
Wow, was ...?
„Weiß sie, dass du so von ihr denkst?“, fragte ich unverb lümt. Im nächsten Moment wünschte ich mir eine Schnur an die unüberlegten Worte, um sie zurückziehen und herunterschlucken zu können.
Noahs Augen verengten sich, er schluckte sichtbar hart. „Nein, wahrscheinlich nicht.“
„Und was ist mit Adrian?“, hakte ich nach und verwünschte meine Forschheit erneut, als Noah etwas Luft durch die Nase stieß und dabei den Kopf schüttelte. Es wirkte abfällig, beinahe verächtlich.
„Was soll mit ihm sein?“ Dann, viel leiser: „Adrian würde vermutlich nicht mal auf mich pinkeln, wenn ich in Flammen stünde.“
Auch wenn ich wusste, dass das eine untragbare Behauptung war, wollte ich das Thema an dieser Stelle nicht vertiefen. Längst schon blinkten sämtliche Alarmlämpchen in meinem Kopf auf. Also wandte ich meinen Blick ab und ließ Noah durchatmen.
Wieder schwiegen wir, bis er Minuten später noch einmal zu mir aufsah. „Warum bist du hier, Emily?“
„Hm? “
„Warum bist du hier?“, wiederholte er fest .
„Du hast doch ge sagt ... “
Ungeduldig schüttelte er den Kopf. „Ich weiß, was ich gesagt habe. Aber ... warum bist du hier, bei mir ... und nicht unten, bei den anderen?“
„Ich weiß es nicht”, gab ich zu. „Ich ... fühle mich irgendwie ... wohl in deiner Nähe. Ich bin gerne bei dir.“ Mein Geständnis trieb mir die Röte in die Wangen.
Noah betrachtete mich eingehend. Sein Blick war argwöhnisch, prüfend und ließ mich schmoren ... im wahrsten Sinne des Wortes. Ich fühlte mich, als würde er bis auf den Grund meiner Seele blicken. Ausgeliefert und entblößt, auf eine nicht unangenehme Art und Weise.
„Warum?“, fragte er schließlich .
„Ist einfach so“, entgegnete ich und ärgerte mich über den trotzigen Charakter meiner Worte. Mein Herz wummerte wie wild unter der Intensität , die seine schönen Augen ausstrahlten.
Mit einem Mal
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