Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
empfehle euch einen No Sex on the beach ”, erklärte sie mit fachmännischer Miene.
„ Jepp!“, bestätigte Adrian. „Den Namen hat meine Mom erfunden. Er schmeckt fast wie das Original, wenn José ihn zubereitet.“
„Na dann“, sagte ich.
„Zwei davon!“, orderte Kathy fröhlich.
„Vier!“, rief Adrian und rollte dabei so weit vor, d ass er Tom leicht in die Kniekehlen fuhr. Prompt gab der seinen Missmut auf und klopfte Adrian auf die Schultern.
José, der hinter einem der Tische direkt neben uns stand, machte sich an die Arbeit. Er mischte und schüttelte was das Zeug hielt und ließ es sich dabei nicht nehmen, mit eindrucksvollen Tricks und Würfen zu glänzen. Kathy und ich klatschten Applaus, Lucy johlte vor Freude, die Jungs verdrehten ihre Augen. Wenige Minuten später hielten wir alle unsere aufwändig dekorierten Cocktails in den Händen und prosteten einander zu.
„Jetzt musst du mir aber endlich was von dir erzählen, Emily“, eröffnete Lucy ihre ganz persönliche Fragerunde. Sie hatte sich zwischen Kathy und mich auf die Schaukel gequetscht; ihre schwarz glänzenden Augen musterten mich mit unverhohlener Neugier.
„Klar, was willst du wissen?“, fragte ich schulterzuckend. Diese Antwort entpuppte sich bald schon als Fehler, denn Lucy war äußerst wissbegierig. Sie wollte schlichtweg alles über mich erfahren ... und zwar ganz genau. Ich erzählte, dass wir erst vor kurzem zugezogen waren und log, als sie sich erkundigte, wie es mir hier gefiel. Es folgten die unausweichlichen Fragen zu meinem Vater und dessen Beruf, aber Gott sei Dank nicht in dieser überzogen hysterischen Art, die mich bei meinen anderen Mitschülerinnen so gestört hatte, sondern sehr ruhig und sachlich. Lucy schien sich – ähnlich wie Kathy – tatsächlich mehr für mich, als für meinen Dad und seine Beziehungen zu den Filmstars zu interessieren, was mal eine durchaus angenehme Abwechslung darstellte. „Hast du noch Geschwister?“, fragte sie.
„Einen älteren Bruder, ja.“
Mittlerweile beantwortete ich ihre Fragen beinahe automatisch, während mein Blick über die Menge der feiernden Partygäste glitt. Plötzlich erspähte ich Noah weiter hinten im Garten – kaum mehr als eine dunkle Silhouette, aus der nur seine Augen herausstachen. Er hatte seine Shorts doch noch einmal gegen Jeans getauscht, lehnte an einem Baum und hielt meinen Blick mit unfassbar traurigen Augen.
„Emily?“ Lucys Stimme war zu leise. Noch leiser als sonst, dabei saß sie doch genau neben mir. … Verdammt, wie lange hatte ich ihn angestarrt? Hatte sie mich etwas gefragt?
Als es mir gelang, mich von Noahs Anblick loszureißen, erschrak ich fast, wie nah mir Lucy wirklich war. Ihre dunklen Augen funkelten fröhlich, denn das flackernde Licht der offenen Feuerschale neben uns spiegelte sich darin wider. „Hm?“, machte ich hilflos.
„Ich habe gefragt, was deine Mutter macht”, sagte sie. Als mich ihre Frage endlich erreichte, musste ich so hart schlucken, dass es fast schon schmerzte. Und das hatte zwei Gründe: Erstens war meine Vermutung bestätigt worden. Noahs Anblick hatte mich schon wieder total versinken lassen, was unglaublich peinlich war. Besonders deshalb, weil ich Lucys amüsierter Mimik ansehen konnte, dass ihr der Grund für meine geistige Abwesenheit nicht verborgen geblieben war.
Und zweitens stockte mir immer das Blut, wenn die Sprache auf meine Mutter kam.
Ich bemerkte, wie Kathy zu Lucy herübersah und ihr mit einem eindringlichen Blick zu vermitteln versuchte, dass sie mit dieser Frage verbotenes Territorium betrat. Inzwischen hatte ich mich jedoch ausreichend gefasst, also griff ich über Lucys Oberschenkel hinweg nach Kathys Hand und drückte sie leicht.
„Schon okay. Hm, also, meine Mutter … ist tot.“ Wie immer kam das als ein Stammeln über meine Lippen.
Lucy und auch Adrian, der uns in seinem Rollstuhl gegenübersaß und mich nun mitfühlend ansah, taten mir leid – so, wie alle anderen zuvor, die mir nichtsahnend diese Frage gestellt hatten. Die Zwillinge brauchten ein paar stille Sekunden, die ihrer folgenden Reaktion jedoch eine tiefe Glaubwürdigkeit verliehen. „Das tut mir sehr leid, Emily”, sagte Adrian leise.
„Mir auch. Gott, manchmal wünschte ich, nicht so neugierig zu sein“, erklärte Lucy.
„Ist schon gut. … Ich kannte meine Mum eigentlich kaum. Sie starb, als ich gerade mal drei Jahre alt war. Ich habe nur sehr wenige Erinnerungen an sie, und auch die sind
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