Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
endlich, ergriff ich seine Hand und ließ mich von ihm hochziehen. Er tat das mit großer Vorsicht, dennoch spürte ich die enorme Kraft, die hinter der simplen Bewegung steckte. Langsam führte er mich zur Couch und scharrte ein paar Kissen zur Seite, bevor ich Platz nahm. Er selbst setzte sich mir gegenüber in den breiten Sessel und hielt meinen Blick mit einem fordernden Gesichtsausdruck, bis ich fortfuhr.
„Er hat mich bedrängt”, begann ich kleinlaut. „Bill, nicht Noah. Ich dachte , wir wären allein und bekam es mit der Angst zu tun. Also schlug ich zu.“
„Oh Mann! Hat er dich verletzt?“, fragte Mr Franklin besorgt.
„Nein. Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie weit er noch gegangen wäre. Ich bereue jedenfalls nicht, ihn geschlagen zu haben”, beharrte ich.
„Nein, du musst dir keine Vorwürfe machen, Emily. Aber ...“ Seine Stirn legte sich in Falten. „... wie kamst du denn jetzt so schnell auf Noah? Wo ist der Zusammenhang? “
Ich berichtete von Noahs Erscheinen und von seinem fehlplatzierten Lachanfall. „Wahrscheinlich hat sich Bill auf den Schlips getreten gefühlt, weil jemand beobachtet hatte, dass er sich von einem Mädchen zusammenschlagen ließ.“
Ein paar Sekunden spann ic h weiter stumm vor mich hin ... und da sich die Theorie in meinem Kopf sehr überzeugend und schlüssig darstellte, wagte ich schließlich, sie auch auszusprechen.
„Na ja, vermutlich hat er sich auch deshalb erst einmal nicht geäußert. Einfach, weil es ihm peinlich war und er sich damit selbst in Erklärungsnot gebracht hätte. Dann ist ihm Noah eingefallen. Wahrscheinlich wollte Bill wenigstens ihm eins auswischen. Dafür, dass Noah ihn ausgelacht hat. Bill wusste, dass niemand Noah glauben würde, sollte der sich zu dem Vorfall äußern. Bestimmt ist er davon ausgegangen, dass nicht mal ich Noah im Falle einer Befragung beistehen würde. Ja, mit Sicherheit hat Bill gedacht, ich würde Noah eher die Strafe kassieren lassen, als zuzugeben, es selbst gewesen zu sein.“
Mr Franklin sah mich sekundenlang vollkommen reglos an. „Wow!“, sagte er endlich. „Du glaubst gar nicht, was mir das bedeutet, Emily. Dass du Partei für Noah ergreifst ... und ich nun weiß, dass er sich nichts zu Schulden hat kommen lassen.“
„Ich gehe am Montag zur Schulleitung und kläre alles auf”, beschloss ich aus meiner plötzlichen Verlegenheit heraus.
Noahs Dad nickte bedächtig. „Okay. Möchtest du, dass ich mit dir komme?“
Sofort, als wäre es ein angeborener Reflex auf angebotene Hilfe, schüttelte sich mein Kopf. „Nein. Aber danke für das Angebot, Sir.“
„Ist doch selbstverständlich. Und nun nenn mich bitte Joe, ja? Alle tun das.“ Er schenkte mir noch ein warmes Lächeln, dann erhob er sich und streckte mir erneut seine Hand entgegen. „Komm mit mir und zeig den anderen, dass du noch lebst. Sie sorgen sich bestimmt um dich. “
Ich konnte mir hundert Dinge vorstellen, die ich in diesem Moment lieber getan hätte, aber natürlich ließ ich mir resignierend aufhelfen.
„Und Noah?”, fragte ich zögerlich.
Joe schüt telte den Kopf. „Wenn er so wütend ist wie jetzt, dann muss man ihn alleinlassen. Dann braucht er seine Zeit, um wieder zur Besinnung zu kommen.“
Puterrot gelangte ich mit Adrians Lift ins Erdgeschoss, wo er, Lucy, Tom und Kathy mich bereits erwarteten.
Nachdem ich gefühlte hundert Mal hatte versichern müssen, dass es mir wirklich, wirklich gut ging, hakten sich Kathy von der einen und Tom von der anderen Seite bei mir unter. Gemeinsam stützten sie mich auf unserem Weg zur Terrasse. Adrian machte ein paar Partygäste aus, die gerade im Begriff waren, eine der Verandaschaukeln zu verlassen. Geschickt manövrierte er seinen Rollstuhl durch die Menge und sicherte uns die frei gewordenen Plätze.
„Lust auf einen Cocktail?“, fragte Lucy in die Runde. „Alkoholfrei natürlich“, fügte sie achselzuckend hinzu. Es wirkte fast ein wenig entschuldigend und entlockte nicht nur mir ein Schmunzeln. Auch wenn sich meine Gedanken nach wie vor um Noah drehten, war mir dennoch bewusst, dass ich mich inzwischen als Partyblocker des Abends entpuppt hatte und es den anderen schlichtweg schuldete, wenigstens für ein paar Stunden mitzufeiern, ohne mich noch einmal in medizinische Betreuung begeben zu müssen.
„Sehr gerne“, erwiderte ich also. Auch Kathy bejahte, während Tom weniger begeistert schien.
Doch Lucy überging sein unverständliches Gebrumme. „Ich
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