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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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und war nun gerade dabei, uns Gläser und Besteck zu holen.
    Auf einen Außenstehenden hätte es mit Sicherheit völlig normal und unspektakulär gewirkt, was wir hier taten. Jason und ich machten das ständig, wenn ich es schaffte – meistens unter Androhung von Nahrungsentzug – seinen faulen Hintern in Bewegung zu setzen. Er deckte den Tisch, während ich in den letzten Zügen des Kochens steckte.
    Doch für Noah war es viel mehr als das ... und ich wusste es.
    Sobald wir Platz genommen hatten, begann er in ungebremster Gier das Essen in sich hineinzuschaufeln. Mit einem Mal wurde mir bewusst, dass ich ihn am Abend zuvor nicht hatte essen sehen. Warum war mir das nicht schon eher aufgefallen? Ich hätte ihm etwas vom Büffet holen sollen.
    „Und, wie war deine Nacht?“, fragte ich vorsichtig.
    Er nahm einen Schluck Orangensaft, spülte damit offenbar den letzten Bissen herunter und sah mich dan n tief an. „Ich habe nicht lange geschlafen. Es war ... zu viel.“
    „Ja”, erwi derte ich. „Dasselbe bei mir.“
    „Worüber hast du nachgedacht?“, fragte er leise.
    Was für eine Frage. „Über den Abend. ... Über dich. ... Über ... uns.“
    Noah senkte seinen Blick zurück auf seinen Teller und pickte in den kläglichen Übe rresten seines Omeletts herum.
    „Und? Waren es ... gute Gedanken?“ Die Unsicherheit ließ seine Stimme vibrieren.
    Wieder einmal dachte ich an den ersten Schultag zurück und wunderte mich, wie anders er da noch gewirkt hatte. Wie fest und groß und selbstsicher mir seine Schritte vorgekommen waren, als er den Klassenraum betreten hatte. Alles nur Schein, das wusste ich jetzt. „Ja, gute Gedanken”, erwiderte ich. „Und ziemlich aufregende, die mich nicht haben zur Ruhe kommen lassen. ... Eines steht jedenfalls fest: Du bist schlecht für meinen Schönheitsschlaf.“
    Für eine Sekunde zuckte der Hauch eines Lächelns um Noahs Mundwinkel, bevor er seine Schultern straffte und mich erschreckend ernst ansah. Sofort ähnelte er dem Jungen vom ersten Schultag wieder unverkennbar. „Nicht nur für deinen Schlaf, Emily.“
    Schnell und entschieden schüttelte ich den Kopf.
    Keine Chance! Dahin gingen wir auf keinen Fall zurück.
    „Die Masche zieht bei mir nicht, Noah. ... Ich will dich kennenlernen, und das müssen wir nic ht immer wieder neu diskutieren.“
    Es dauerte einige Herzschläge, in denen er mich regungslos ansah, doch dann verzogen sich seine schönen Lippen (die ich übrigens immer noch unbedingt küssen wollte) wieder zu diesem bezaubernd schiefen Lächeln.
    Im selben Moment rollte Adrian durch den extra breiten Türrahmen und erstarrte bei unserem Anblick. „Hey! Ich ... wollte nicht stören. “ 

    „Warum tust du ʼs dann?“, fragte Noah, ohne sich umzudrehen.
    Ich ignorierte seinen brüsken Ton. „Magst du Omelett?“, fragte ich und schaffte es dabei auch endlich, mich von Noahs Augen loszureißen. Nur nach außen hin gelassen, holte ich drei weitere Teller aus dem Schrank.
    „Sehr gerne “, antwortete Adrian und rollte ein wenig näher auf die Stelle des Tisches zu, an der ein Stuhl fehlte. Sein Platz. Er befand sich genau gegenüber von Noahs – so weit von ihm entfernt, wie es die ovale Form des Tisches zuließ.
    Ich bereitete ihm einen Teller zu, während Noah die letzten Krümel seines Essens zusammenkratzte und sich in den Mund schob. Sofort danach stand er auf und räumte sein Geschirr und Besteck in die Spülmaschine. „Danke“, brummte er so leise, dass ich es kaum hörte ... und war im nächsten Moment verschwunden.
    Na toll, das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.
    Was, wenn er jetzt in seinem Zimmer blieb? Sollte ich noch einmal zu ihm gehen, bevor ich fuhr?
    „E ntschuldige“, sagte Adrian leise. Er wirkte zerknirscht.
    „Wofür? “ 

    „Wäre ich nicht aufgetaucht, hätte Noah nicht das Weite gesucht.“
    Ich sah ihm eine Weile still zu. Adrian aß vollkommen anders als Noah. Er belud seine Gabel ohne jede Hast, in kerzengerader Haltung und mit den besten Manieren, während Noah mit gebeugtem Rücken neben mir gesessen hatte – die Füße seitlich zur Tischplatte und nicht etwa darunter – und das Essen regelrecht in sich reingestopft hatte.
    Als wäre er auf der Flucht.
    Mit einem Mal wurde mir klar, dass es genau das auch war. Er war auf der Flucht, sein Leben lang. Tagein, tagaus auf der Flucht vor ungewollter Nähe und der Liebe seiner neuen Familie, mit der er offenbar nicht umgehen konnte, die ihn bis heute

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