Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
überhaupt zu finden. Direkt unter dem Herd befanden sich mehrere Schubladen unterschiedlicher Größen, in denen Töpfe, Pfannen und sonstige Kochutensilien ihren Platz gefunden hatten.
Während das Omelett in der Pfanne stockte, schnitt ich Tomaten und Gurken, so wie ich es aus England kannte, und dekorierte die frischen Beilagen auf einem Teller. Wie immer, wenn ich das tat, musste ich auch diesmal an Jane denken, die Jay und mir oft Gesichter aus unserer Gemüsebeilage gelegt hatte, als wir noch jünger waren. Die Arme hatte wirklich alles probiert, um uns zumindest ein Minimum an Vitaminen einzuflößen.
Im Kühlschrank entdeckte ich eine abgedeckte Platte mit Obst, die ich ebenfalls auf den Tisch stellte. Auch sonstige Leckereien – Überreste des reichhaltigen Büffets vom Vorabend – fanden ihren Weg dorthin.
Nachdem ich das Omelett angerichtet hatte, wendete ich noch einige Toastscheiben in der Pfanne.
„Verflucht noch mal, was machst du da? “
Noahs Stimme erklang so unerwartet hinter mir, dass ich vor Schreck zusammenfuhr. Er stand im Türrahmen, mit ausdruckslosem Gesicht. Wo war sein Lächeln?
„Wa … was ich mache?“, stammelte ich. „Ähm ... Omelett?“ Warum machte ich eine Frage daraus? Egal, nun grinste er wenigstens. Dieses unverschämt süße Grinsen, bei dem er einen Mundwinkel nach oben und den anderen nach unten zog.
„Das sehe ich. “ Ein Schritt in meine Richtung. „Und warum genau machst du Omelett in unserer Küche, Emily Rossberg?“
Gott, er trug noch immer dieses enganliegende weiße T -Shirt vom Vorabend, unter dem sich seine Brustmuskeln dezent abzeichneten. Nicht dezent genug, um meinen Blick nicht einzufangen und sekundenlang dort festzuhalten, wo sich der Stoff langsam und regelmäßig hob und senkte. Mein Atem hingegen kam holprig und stockend, seitdem Noah mich angesprochen hatte . War das fair? Warum war er so gefasst, während ich meine Knie kaum noch spürte?
Nun, zumindest sah er so aus, als hätte er eine ähnlich unruhige Nacht gehabt wie ich. Allerdings hatte er sich weitaus weniger Mühe gegeben, die Spuren eben dieser zu vertuschen. Seine Haare standen noch zerzauster als sonst von seinem Kopf ab, leichte Bartstoppeln zogen sich über seine markante Kinnlinie , und unter den schmalen Augen lagen dunkle Ränder. Trotzdem – er sah einfach umwerfend aus.
Emily, konzentrier dich, verdammt! Er hat dich schließlich etwas gefragt.
„Ähm, Adrian wollte, dass ich koche. “
„Spinnt der?“, entgegnete Noah schroff. Sein Blick war so verblüfft, dass ich lachen musste.
„Eure Mom ist nicht da , und er wollte offenbar vermeiden, dass Lucy etwas kocht.“
„ Das ist wiederum verständlich.“ Ein weiterer Schritt in meine Richtung.
„So schlimm?“, wisperte ich.
„Du hast nicht die leiseste Ahnung.“ Und noch ein Schritt.
Ich schluckte hart. Nun war er nur noch einen halben Meter von mir entfernt, und ich ahnte, dass er nicht noch näher kommen würde.
„Es riecht gut”, brummte er leise.
„Danke. Also, was darf ich dir geben? “
Sofort schoss sein Blick wieder zu mir; kaum merklich schüttelte er den Kopf. „Setz dich!“ Seine Worte waren ein Befehl, und ich gehorchte im selben Moment. Erschreckend ergeben, um ehrlich zu sein.
Schnell wandte sich Noah um und holte zwei Teller aus dem Schrank.
„Was darf ich dir geben?“
Eigentlich hatte sich mein Magen in dem Moment verschlossen, als seine Stimme die Stille meiner Einsamkeit durchbrochen hatte. Essen war wirklich das Letzte, woran ich gerade dachte, aber das hätte ich ihm niemals gesagt, so wie er nun vor mir stand und mit sanftem Lächeln meinen Teller in seiner Hand hielt.
„Nur ein wenig Omelett, bitte”, presste ich hervor.
Noahs Definition von ein wenig stimmte mit meiner nicht so ganz überein, wie sich nur einen Augenblick später zeigte, als er mir eine gewaltige Portion auflud und vor mir auf dem ovalen Küchentisch abstellte. Dann nahm er sich selbst eine noch größere Portion und rückte seinen Teller direkt neben meinen. Während er schweigend zurück zu einem der Hängeschränke ging, verharrte mein Blick auf unseren beiden Tellern. Irgendwie rührte mich dieses stille Bild ... ebenso wie die vorangegangene Aktion.
Noah – der unnahbare, unfreundliche Noah, der überall als Freak galt, weil er sich abkapselte und sich nur für sich selbst zu interessieren schien – hatte seinen Teller in absoluter Selbstverständlichkeit neben meinen gestellt
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