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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Handgelenke laufen. Das hilft”, riet er mir.
    Es stimmte; auf diese Weise ertränkten wir die Übelkeit langsam. Dafür wirbelten die Gedanken nun umso klarer und wilder durch meinen Kopf. „Warum?“, presste ich irgendwann hervor.
    „Ich weiß es nicht“, erwiderte er mit schwacher Stimme. „ Aber ich denke, es war die Scham. Ich werde nie vergessen, wie er uns nach seinem Ausraster angesehen hat.“
    Dasselbe hatte Lucy auch gesagt. Und genau wie seine Schwester am Vorabend, schüttelte nun auch Adrian den Kopf, als wollte er ihn von den furchtbaren Bildern befreien.
    „Sie mussten ihn wiederbeleben, pumpten ihm den Magen aus. Noah hatte Tabletten geschluckt. Unzählige Tabletten, vollkommen willkürlich. Er blieb zwei Wochen im Krankenhaus und meine Eltern flehten ihn immer wieder an, mit ihnen zu sprechen. Aber Noah äußerte sich nie zu dem Vorfall. ... Ich selbst ... machte mir solche Vorwürfe, dass ich es wochenlang nicht schaffte ihm in die Augen zu schauen. Ich befürchte, er hielt meine eigene Scham und das damit verbundene Schweigen für Missbilligung oder mangelndes Interesse. Aber ... das wurde mir zu spät bewusst.“ Adrian brachte sein Geständnis so leise hervor, dass ich es kaum hörte. Dann, Minuten später, das kalte Wasser lief noch immer über meine mittlerweile halb tauben Hände, bat er: „Emily, darf ich dich etwas fragen?“
    Ich war mir nicht sicher. „Hm ...“
    „Du magst ihn, nicht wahr?“
    Ich drehte mich um und sah direkt in Adrians Augen. Im Licht der grellen Sonne leuchteten sie bernsteinfarben. Die pure Sorge blickte mir entgegen und ließ mich nicken.
    „Wie sehr?“, hakte er nach.
    „Sehr“, gestand ich zittrig.
    „Dann hilf ihm!”, erwiderte Adrian schlicht .
 „Keiner von uns ist imstande dazu. ... Aber du ... Ich weiß nicht, er hat noch nie jemanden so nah an sich herangelassen wie dich. Und ich glaube immer, dass diese Wände, hinter denen sich Noah verschanzt ... dass er das nicht nur tut, um sich zu schützen. Vielleicht sucht er ja nach jemandem, der stark und hartnäckig genug ist, sie für ihn einzureißen und all das zu akzeptieren, was er dahinter zu verstecken versucht. ... Hilf ihm, Emily! Ich habe das Gefühl, du bist die Richtige. Und ... nun, ich irre mich nur selten.“ Adrian grinste verschämt.
    Ungläubig blickte ich ihn an, bis ich spür te, wie mein Kopf auf und ab wippte. Er hatte mein Wort. Einfach so, stillschweigend.
    Begleitet von einem traurigen Lächeln, streckte er seine Hände nach mir aus , und ich legte meine hinein. Behutsam trocknete er mir die Finger mit einem Küchentuch ab. In Adrians kräftigen Händen wirkten meine wie die einer Puppe. Doch so stark er auch sein mochte, so sanft waren seine Berührungen, so zart der Klang seiner Stimme. Die simple Geste, wie er meine Hände abtrocknete, war plötzlich unglaublich intim.
    „Ich denke, wir alle haben schon sehr, sehr lange auf dich gewartet, Emily“, flüsterte er schließlich.

X.
     
    Wie betäubt stieg ich die breite Treppe empor und ging über den Korridor – den Blick starr auf Noahs Zimmertür geheftet.
    Er wollte sich umbringen, nicht mehr leben. ...
    Ein Jahr nach Adrians Unfall. ... Eine kurze Kopfrechnung (das bekam selbst ich noch hin) löste die Frage nach Noahs damaligem Alter .
    Dreizehn. Ein dreizehnjähriger Junge .
    Wie konnte man in diesem Alter schon so verzweifelt sein?
    Der lange Gang, über den ich in diesen Sekunden lief, erschien mir plötzlich sehr metaphorisch zu sein. Es war mir, als müsste ich eine Entscheidung treffen. Jetzt, hier.
    Bog ich ab und holte unbemerkt meine Sachen aus Lucys Zimmer, bevor ich verschwand, oder ging ich bis zum Ende des Korridors und klopfte an seine Tür, um mich von Noah zu verabschieden.
    Ehe ich es überhaupt bemerkte, stand ich vor seinem Zimmer.
    Und als hätte er meine Anwesenheit gespürt, öffnete er genau in diesem Moment die Tür und stand unmittelbar vor mir. Im Gegensatz zu mir wirkte er nicht einmal erstaunt.
    „Hi!“, krächzte ich und strich behutsam mit einem Finger über seinen Handrücken. Noah schreckte nicht zurück, nur seine Augen verengten sich unter der Berührung. „Was ist los? Du ... bist aufgebracht.“
    Oh Gott, sah man mir das an?
    „Ich, ähm ...“ Unwirsch strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und bündelte sie im Nacken zu einem Zopf. Er hielt meinen Blick, auch als ich ihm meine Finger entzog und sich seine Hände wie von selbst in seine Hosentaschen schoben. „Ich muss

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