Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
Straße sah.
„Jungs, Jungs ... ganz ruhig”, meldete sich Lucy derweil zu Wort. „Tom war bisher der perfekte Gentleman. Es gibt nicht den leisesten Grund für eure zugegebenermaßen ziemlich süße Sorge.“
„Gut“, erwiderten beide Brüder wie aus einem Mund.
Wieder kehrte die Stille von zuvor ein, doch dann geschah etwas Eigenartiges: Wir prusteten los, alle gemeinsam, wie auf Kommando ... Alle, außer Noah.
Ich sah an seinen Schultern, dass er zusammenzuckte. Schon schoss mir sein erschrockener Blick aus dem Rückspiegel entgegen. Mir blieb die Luft weg, war ich mir doch für einen Moment sicher, den Bogen mit unserem Gelächter überspannt zu haben. Doch mit einem Mal sah ich wieder die Veränderung seiner Augen – diesmal nur viel stärker als zuvor. Kleine Fältchen legten sich um die äußeren Winkel. Trotzdem ich die Wandlung seines Blickes wahrnahm, brauchte ich einige Sekunden um zu begreifen, dass Noah tatsächlich mit uns lachte.
Ich fühlte, wie sich ein frischer Schwall dieser großen Wärme um mein Herz legte. Sein ärgerlicher Ton, unsere Anspannung, die beklemmende Stille von zuvor – all das war mit Noahs Grinsen vergessen. Die finstere Stimmung löste sich auf, mühelos und ohne Spuren zu hinterlassen. Wie eine Schneeflocke, die auf Wasser traf.
„Hätte nie gedacht, dass wir mal einer Meinung sind”, rief Adrian und warf seinem Bruder dabei einen schelmischen Seitenblick zu.
Erst als wir uns einigermaßen beruhigt hatten, sah Noah ihn an. „Passiert öfter als du denkst. “
Für den Rest der Fahrt lauschten wir Lucy und ihrem unbeschwerten Gebrabbel. Die Erkenntnis, dass Tom sie zu einem Date eingeladen hatte, versetzte sie in Höchststimmung. Erst als Noah den Amarok in die Einfahrt der Franklins-Villa lenkte, bemerkte Adrian: „Ähm ... wolltest du Emily nicht nach Hause fahren?“
Noah nickte. „Doch, jetzt!“
Adrians Stirn, die für wenige Sekunden in Falten gelegen hatte, glättete sich unter seinem zufriedenen Schmunzeln. Lucy machte keinen Hehl aus ihrer Begeisterung darüber, dass Noah offensichtlich mit mir allein sein wollte. Sie quietschte auf und griff nach meiner Hand, die sie fest in ihrer drückte.
Noah verdrehte die Augen und sprang aus dem Wagen, um den Rollstuhl aus dem Kofferraum zu holen. Er klappte ihn auf und schob ihn zu seinem Bruder, der sich schnell in den Sitz hievte.
„Bis morgen, Emily!“, rief Adrian mir mit einem Zwinkern zu.
Lucy drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Viel Spaß, Süße! Erzähl mir alles, ja?“ Sie strahlte noch immer.
Noah saß inzwischen wieder auf dem Fahrersitz. Mit Augen, die sich von Sekunde zu Sekunde weiter verengten, blickte er in den Rückspiegel. „Bleibst du da hinten sitzen?“, fragte er schließlich, als Lucy gerade die Autotür hinter sich zugeworfen hatte.
Schnell schnallte ich mich los.
„Klettere zwischen den Sitzen hindurch“, schlug Noah vor und reichte mir seine Hand. Ich hätte sie nicht gebraucht, trotzdem ergriff ich sie sofort.
Jasons Motorrad stand nicht auf seinem Stellplatz; ich atmete tief durch. Mein Dad würde wahrscheinlich erst mitten in der Nacht zurückkommen. Sie drehten an diesem Abend in einer Diskothek.
Noah stellte den Motor ab und sah mich an. „Bist du sicher, dass ich mit reinkommen soll?“, fragte er.
Ich hätte nicht schneller nicken können. Und ob ich mir sicher war.
Nebeneinander gingen wir auf die doppelflügelige, weißlackierte Haustür zu. Ich fummelte nervös mit meinen Schlüsseln herum und stolperte dann über die kleine Erhebung in der Türschwelle, als würde nicht Noah, sondern ich selbst zum ersten Mal unser Haus betreten.
„Möchtest du etwas essen?“, fragte ich – einfach, weil es das Erste war, was mir einfiel.
„Nein danke, aber ... Wasser wäre toll“, sagte er leise.
Also schenkte ich uns beiden ein Glas ein und reichte ihm seines.
Noah lächelte mir nur kurz zu, bevor er sich weiter umsah. Seine Unsicherheit war überdeutlich spürbar – vermutlich ähnlich stark wie meine eigene.
„Komm!“, sagte ich, als er ausgetrunken hatte. End lich gab ich dem Bedürfnis nach, ihm meine Hand entgegenzustrecken.
Hand in Hand erklommen wir die Stufen unserer breiten Marmortreppe – so leise, dass ich an ihm herabblickte um mich zu vergewissern, dass er seine Schuhe noch trug. Tat er. Noah hatte jedoch die Gabe, sich lautlos w ie ein Schatten zu bewegen, das war mir schon zuvor aufgefallen.
Verlegenheit überkam mich,
Weitere Kostenlose Bücher