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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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die A -Saite. Sie muss genauso klingen wie die E-Seite, wenn du sie im fünften Bund hältst.“
    „Okay “, sagte ich tonlos.
    Noah reichte mir die Gitarre und beobachtete, wie ich meine ungeschickten Hände über den Saiten und am Hals des armen Instruments platzierte. „So?“, fragte ich, als ich meine Finger auf die E -Saite herabdrückte.
    Noah schüttelte den Kopf. „Nein .“
    Na toll! Mir blieb nicht genug Zeit, um mutlos zu werden; schon griff er über mich, drückte mit einem einzelnen Finger gegen meine Handinnenfläche und verlieh ihr damit eine hohlere Form.
    „Du drückst sonst gegen die A -Saite. Dann kannst du die Töne nicht vergleichen“, erklärte er.
    Ich schluckte. Hart. Seine Nähe war unbeschreiblich, und seine Stimme, die Art, wie er erklärte – voller Geduld und mit einer unglaublichen Ruhe –, all das beraubte mich wieder einmal meines Atems.
    Ich nickte und achtete darauf, mit meinen Fingern eine Brücke über die Saiten zu schlagen, die unberührt bleiben sollten. Noah nickte zufrieden. „Genau so.“
    Vorsichtig schlug ich die E-Saite an und dann die darunterliegende A-Saite. Ich kniff die Augen zu und duckte den Kopf zwischen meine hochgezogenen Schultern, so schrecklich durchfuhr mich der Klang.
    „Das klingt überhaupt nicht gleich“, maulte ich und freute mich im nächsten Augenblick über Noahs Lachen.
    „Das ist der Grund, warum wir sie stimmen, nicht wahr?“ Mit seinem Finger verfolgte er die A-Saite bis zum Kopf und zeigte mir, in welche Richtung ich die entsprechende Stellschraube drehen musste.
    Ich probierte ziemlich lange herum, bis die Töne endlich identisch klangen. „Ich glaube ...“ Noch einmal zupfte ich mit dem Plektrum über beide Saiten. „... ich hab`s.“
    Keine Reaktion. Als ich aufblickte, sah ich direkt in seine Augen. Keine dreißig Zentimeter entfernt, hielt er meinen Blick und lächelte. So sanft wie noch nie zuvor.
    „Ja“, sagte er nach etlichen Sekunden leise. „Du hast es.“
    Erst als meine Wangen zu schmerzen begannen, bemerkte ich, wie sehr ich ihn anstrahlte. „Und weiter?“
    Gemeinsam stimmten wir meine Gitarre. Mein Höhenflug ließ schnell wieder nach, als Noah mir einige Akkorde zeigte. Die richtigen Saiten herabzudrücken, ohne die anderen dabei zu berühren – bei den Musikern sah das immer so einfach aus, so mühelos, aber ...
    „Ich bin völlig talentfrei“, jammerte ich.
    „Überhaupt nicht. Du machst das sehr gut“, ermutigte er mich. „Außerdem ist gar nicht so viel dabei. Es gibt tausende von Songs, die auf nur drei Grundakkorden basieren. Also, Geduld.“
    Er korrigierte die Platzierung meines Ringfingers ein wenig; sofort entspannte sich die bislang verkrampfte Haltung meiner Hand.
    „Wer hat dir das Spielen beigebracht?“, fiel mir plötzlich ein.
    „Ich mir selbst“, erwiderte Noah mit einem Schulterzucken und setzte sich auf.
    „Wie?“, fragte ich voller Bewunderung.
    Wieder ein Schulterzucken. „Bücher, Videos, Internet ...“
    Ich sah ihn einen Moment lang an und stellte mir vor, wie er allein in seinem Zimmer gesessen und gespielt hatte. Traurig blickte ich auf die Gitarre in meinem Schoß herab. „Und das Klavierspielen?“
    „Auch. Lucy bekam einige Jahre lang Unterricht.“ Er rümpfte die Nase und schüttelte den Kopf, mit den Gedanken offenbar weit, weit weg. „Wenn jemand talentfrei ist, dann sie, glaub mir! ... Ich ...“ Noah zögerte kurz, doch dann gab er sich einen Ruck. „Ich habe mir ihre Noten kopiert und ein Keyboard gekauft, um in meinem Zimmer üben zu können.“
    „Warum haben Joe und Marie dich nicht unterrichten lassen?“, fragte ich intuitiv. Noahs Blick hielt die Antwort bereits. „Du wolltest nicht.“
    „Ja. ... Manchmal war ich allein, dann habe ich mich an Lucys Klavier gesetzt, aber irgendwann dachte ich, eine Gitarre wäre besser.“
    „Mit ihr warst du freier“, ergänzte ich, mehr für mich selbst als an ihn gewandt. „Wissen die anderen überhaupt, dass du spielen kannst?“
    „Bestimmt haben sie mich schon das eine oder andere Mal gehört.“
    „Aber du spielst nicht für sie.“
    „Ich spiele für niemanden“, sagte Noah bestimmt.
    „Spiel für mich!“, forderte ich und legte meine Gitarre auf seine Knie. Er schüttelte den Kopf und wich zurück, doch als ich meine Hände wegzog und das Instrument von seinen Beinen zu rutschen drohte, griff er reflexartig zu. So geschickt, dass er es sofort richtig hielt.
    „Spiel für mich, Noah!“, bat ich

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