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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Moment des Aufpralls hinter meinem Bruder schloss.

XIV.
     
    „Du hast es überlebt“, teilte ich Noah mit. „Und ja, ich bin adoptiert.“
    Als sich seine Augen weiteten, schüttelte ich den Kopf. „War nur ein Scherz. Jay ist leider mein leiblicher Bruder, wie auch immer das passieren konnte.“ Ich kicherte kurz, bis sich mein Verstand mit einer unverzeihlichen Verspätung bei mir meldete und mich erstarren ließ. Wie absolut geschmacklos von mir, ausgerechnet vor Noah einen derartigen Scherz zu machen. „Entschuldige“, sagte ich, schlagartig glühend vor Scham, und senkte meinen Kopf.
    Die Matratze unter mir gab etwas nach, als Noah sein Gewicht verlagerte. Dann spürte ich seinen Finger unter meinem Kinn. Behutsam hob er es an. Lächelnd, wie ich nur einen Augenblick später feststellen durfte.
    „Schon okay, mach dir keine Gedanken.“
    Er schien es ernst zu meinen.
    „Emily?“
    „Hm?“
    Nun biss er sich auf die Unterlippe und erhob sich langsam. Mit nur drei Schritten durchkreuzte er mein Zimmer und verfolgte mit den Fingerspitzen eine Holzmaserung in meiner Schreibtischplatte. „Dieses Spiel, das wir Samstagabend gespielt haben ...“
    „Das Frage -Antwort-Spiel?“
    Er nickte. „Könnten wir ... ich meine ... können wir weitermachen?“
    „Ja, natürlich“, sagte ich eifrig und ließ mich von meinen Erinnerungen zurück zu unserem ersten Abend tragen. Bei diesen Fragen waren wir uns nähergekommen, während dieses Spiels hatte sich Noah zum ersten Mal ein wenig entspannt. Es fortzuführen war absolut in meinem Interesse. Allerdings ...
    Ich sprang auf und drehte den Schlüssel im Schloss meiner Zimmertür. Noah stieß ein wenig Luft aus.
    „Jetzt!“, sagte ich und setzte mich erneut auf mein Bett. Er stand noch eine Weile vor meinem Schreibtisch, dann drehte er sich um und kam zurück zu mir. „Du hast aufgehört, ich fange an?“
    „Bitte sehr“, willigte ich ein.
    Noah nahm auf der Bettkante Platz und sah mich an. Gott, er war wirklich der schönste Junge, den ich je gesehen hatte. Seine Unterlippe hatte noch eine Weile unter seinen Zähnen zu leiden, bis er sie endlich freigab. „Gibt es e in schwerwiegendes Ereignis in deiner Vergangenheit, das dich bis heute sehr beschäftigt?“
    Da brauchte ic h nicht lange zu überlegen. „Ja.“
    Er wartete noch eine Weile, dann verdrehte er die Augen. „Verdammt!“
    „Was?“
    „Ich hätte fragen sollen Was war das schwerwiegendste Ereignis deiner Vergangenheit? Mein Fehler. Also los, du bist dran.“
    Ich lachte auf. „Sehr fair von dir, aber das war nicht der Grund für mein Zögern. Ich ... ich musste nur kurz überlegen, wo ich anfangen soll.“
    „Oh, okay“, sagte er und wartete so reglos und still, dass ich unwillkürlich auf seine Brust blickte und beobachtete, wie sie sich weiterhin hob und senkte.
    „Meine Mutter ist gestorben, als ich drei Jahre alt war“, begann ich zögerlich. „Es war ein Verkehrsunfall an einer Straßenkreuzung. Mum und ich kamen vom Kinderarzt und standen an der Fußgängerampel. Eines der Unfallfahrzeuge erwischte sie. Sie war sofort tot.“
    Noahs Blick spiegelte blankes Entsetzen und versetzte mir einen tiefen Stich. „Ich erinnere mich nicht mehr an diesen Tag; all das weiß ich nur von Erzählungen“, fügte ich schnell hinzu. „Überhaupt ... habe ich so viel vergessen. Ich weiß noch, wie sie roch und dass sie herrliche Pfannkuchen backen konnte, aber ... ich weiß nicht mehr, wie sich ihre Hände auf meiner Haut anfühlten, wie mein Name aus ihrem Mund klang oder welche Lieder sie mir abends vorsang. Das ist alles weg. Ich habe schreckliche Angst davor, noch einen geliebten Menschen so endgültig zu verlieren wie sie.“
    Noah schluckte. So hart, dass ich es diesmal nicht nur an seinem Adamsapfel sah, sondern tatsächlich hörte.
    Sofort machte sich ein mulmiges Gefühl in meiner Magengegend breit. War es normal, dass ich ihm Dinge gestand, die ich niemand anderem je gesagt hatte? Und die ich – hätte ich gewusst, dass er in mein Leben treten würde – mir im Vorfeld geschworen hätte, auch ihm niemals zu erzählen?
    „Ich bin dran“, sagte ich schnell, um das Thema zu wechseln. In welche Richtung, da musste ich nicht lange überlegen. „Mit wem hast du in deinem Zimmer telefoniert?“
    Noahs Augenbrauen zogen sich noch tiefer zusammen als zuvor. „Telefoniert?“
    „Ja, gestern Morgen“, verdeutlichte ich, um ihm auf die Sprünge zu helfen.
    „Oh, telefoniert “, wiederholte

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