Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
du wirst ja da sein. Und du wirst das Richtige tun. Hab Vertrauen, Noah. Setze einfach die richtigen Prioritäten.“
Die folgende Frage brannte am stärksten in mir. „Du hast gesagt, meine Mission ist beendet, wenn ich es schaffe, Emily ... zu bewahren. Das heißt, ich muss ihre Position einnehmen, damit sie nicht stirbt?“
„Du stirbst für sie, ja“, gab Michael zu. „Pro forma natürlich nur. Die Menschen werden denken, dass es so ist und du ... bist dann frei.“
Ich stieß ein wenig Luft aus, und mit ihr das winzige, gleichsam gigantische Wort: „Frei!“
Als ob ich jemals frei gewesen wäre oder es sein könnte.
„Du hättest es sein können, mit ein wenig mehr Geduld“, gab Michael zu bedenken. „Hättest du weiterhin das getan, was dir vorbestimmt war: leben, und dich nicht klammheimlich aus der Affäre ziehen.“ Mürrisch winkte ich ab – unwillig, in vergangenen Entscheidungen zu wühlen, die ich nun ohnehin nicht mehr ändern konnte.
„Aber … wie wird sie verstehen können, was los ist? Dass ich in der kommenden Zeit bei ihr sein werde – ja, sein muss –, sie begleite, wie ihr eigener Schatten, und sie doch immer wieder auf Distanz halte? Und …“ Der verbleibende Gedanke war der schlimmste von allen. Die Worte brannten wie ätzende Säure, als sie sich ihren Weg durch meine Kehle bahnten. „… dass ich sie irgendwann verlassen werde? Das ist es, wovor sie sich am meisten fürchtet. Einen weiteren Menschen zu verlieren, der ... ihr wichtig ist.“
Michael brachte eine seiner Standardantworten, die mir eines Tages – in naher, naher Zukunft – noch den letzten Nerv rauben würden: „Du wirst einen Weg finden.“
Sein nüchterner Ton war keineswegs hilfreich, doch zumindest die Anteilnahme, die sich in seinen hellblauen Augen widerspiegelte, wirkte aufrichtig. „Es ist nicht immer leicht, das gebe ich zu. Aber du wirst wissen, was das Richtige ist. Und du wirst es tun.“
„ Heißen Dank auch“, murmelte ich mürrisch.
„Hab Vertrauen!“, erwiderte er. Ja, das war sein ewiges Mantra, sein Allheilmittel: „Hab Vertrauen!“
Eine undefinierbare Weile blieb es still. Seufzend wandte ich mich ab und begab mich an den Abstieg in Richtung Amarok. Ich würde direkt zu einer Tankstelle fahren müssen, die Reservelampe blinkte bereits, so lange war ich in der Gegend herumgefahren.
„Das Geld hättest du dir locker sparen können“, murmelte Michael.
Genervt wandte ich mich um, doch er war verschwunden, und ich warf die Hände in die Luft. „Wenn du es dir schon in meinem Kopf bequem machen musst und meine Gedanken liest, hättest du dann wenigstens die Güte, deine zynischen Kommentare so zu entschlüsseln, dass sie auch für dämliche Schutzengel verständlich werden?“
„ Anstatt all den Treibstoff zu verschwenden und stundenlang ziel- und sinnlos über die Straßen zu heizen, hättest du dich nicht nur preiswerter, sondern auch wesentlich effektiver abreagieren können. Wärst du gestern in deinem Zimmer nur nicht so aufgebraust, dass Emily dich gehört hätte. Sie wäre nicht davongelaufen, du wärst ihr nicht nachgestürmt, und ich hätte genug Zeit gehabt, dir deine neuen Kräfte zu verleihen.
„Kräfte?“, wiederholte ich wie ein Schwerhöriger. „Was für Kräfte?“
Wieder erschien Michael unmittelbar vor mir. Ich zuckte zusammen, als mich sein Licht erfasste – wie jedes Mal. Sein Blick war prüfender als je zuvor, und seine Erscheinung zwang mich förmlich, eine ehrfürchtige Haltung einzunehmen. Gegen seine Gestalt fühlte ich mich machtlos. Was eigenartigerweise nicht unangenehm war.
„Ich denke, es ist an der Zeit, Noah “, befand er. „Bisher warst du zu wütend und nicht aufnahmefähig, aber nun ...“ Er ließ den Satz unvollendet verhallen. „Für dich wird sich nun einiges verändern, damit du deiner kommenden Aufgabe Emily gegenüber gerecht werden kannst. Bist du bereit?“
Er sah mich tief an , und ich wusste, dass seine Frage rein rhetorischer Art war. Michael blickte tatsächlich bis in mein Innerstes. Und nur er konnte sehen, ob ich in seinem Sinne bereit war. Abgesehen davon – was blieb mir schon für eine Wahl? Also straffte ich meine Schultern, ließ die Arme locker hängen, drehte die Handinnenflächen in Michaels Richtung und schloss meine Augen.
Während die stillen Sekunden verstrichen und mich die Wärme meines Erzengels durchströmte, drifteten meine Gedanken ab. Hätte Michael seine Frage nach meiner Bereitschaft
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