Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
vorbei. Noah folgte, und der raschelnde Vorhang trockener Blätter und Zweige schloss sich hinter uns.
„Wo sind wir?“, fragte ich und sah mich um. Weit reichte mein Blick nicht, denn der staubig -steinige Pfad vor uns schlängelte sich auch weiterhin zwischen Bäumen und trockenen Büschen hindurch und ließ mich nicht erkennen, wohin er führte.
„Noch nicht da“, erwiderte Noah nüchtern, streckte mir dabei jedoch erneut seine Hand entgegen. Ich ergriff sie und widerstand nur knapp der Versuchung, sie an mein Herz zu drücken. Wie glücklich mich die Selbstverständlichkeit seiner Geste machte – niemals hätte er das erahnen können. Kaum hatte mich der Gedanke durchzuckt, drückte Noah meine Hand ein wenig stärker und führte sie an seine Brust. Was ...?
Ich kam nicht lange dazu mich zu wundern, denn etwas anderes gewann meine Aufmerksamkeit: Sein Herzschlag. Der ging ruhig und sehr stark; jeder einzelne, klar definierte Schlag traf auf meine Fingerspitzen. Ich blickte zu Noah auf, ergründete das sanfte Türkis seiner Augen.
„Es ist nicht weit“, sagte er schließlich und unterbrach damit die sekundenlange Stille zwischen uns.
„Kein Problem!“, erwiderte ich. Mit ihm an meiner Seite hätte ich den Mount Everest erklommen. Nun, zumindest hätte ich es versucht.
Noah grinste für einige Sekunden seine Schuhspitzen an und zupfte dann an meiner Hand. „Also komm!“
Mit schweren Schritten stiefelten wir den Hang empor; stellenweise mussten wir seitwärts laufen, so steil war es. Ich versuchte mir nicht die Blöße zu geben und zu keuchen, doch mein Atem ging bald schon flach und schnell. Noah hingegen blieb völlig ruhig, von Anstrengung keine Spur. An der Spitze des Berges angekommen, wandte er sich mir zu und wartete, bis ich ihn erreichte. Sein Brustkorb hob und senkte sich genauso regelmäßig, wie er es am Fuße des Berges bereits getan hatte.
Gegen das frühe Sonnenlicht und den strahlend blauen Himmel sah er aus wie ... ja, wie ein Engel. Mir fiel kein anderer Vergleich ein, und das nicht zum ersten Mal.
Ich hatte einen tollen Ausblick erwartet, aber hier oben standen die Bäume und Büsche so dicht aneinander, dass man rein gar nichts von der Umgebung sehen konnte. Ein wenig ernüchtert sah ich mich um.
Noah grinste. „Von hier aus ist es nur noch eben“, versprach er und reichte mir erneut seine Hand, sobald es die Breite des Weges wieder zuließ, nebeneinander zu laufen. Auch ohne irgendeine Form von angeborenem Orientierungssinn ahnte ich, dass wir uns in der Nähe des Ozeans befanden. Möwen krächzten über unseren Köpfen, und die Luft schmeckte salziger als zuvor. Dann blieb Noah mit einem Mal stehen und sah mich bedeutungsvoll an. Wir standen – wieder einmal – unmittelbar vor einigen dichten Büschen. War der Weg hier zu Ende? Noah lächelte mir kurz zu, drückte die Zweige des Busches zu Seite und ...
„Wow!“, entfuhr es mir.
Wir standen tatsächlich direkt an den Klippen über dem Pazifik. Vor uns lagen nur noch wenige Meter steiniger Untergrund und dahinter ein unendlich wirkendes Blau, das an diesem Morgen vom Wasser nahtlos in den Himmel überging. So sehr ich meine Augen auch zusammenkniff und mich anstrengte, der Horizont war nicht auszumachen.
Vereinzelte Schiffe und Boote durchkreuzten die sonst so perfekte Illusion, und als ich weiter vortrat, sah ich die schäumenden Wellen, die vom offenen Ozean den Klippen entgegenrauschten. Es war friedlich, ruhig und ... „Einfach atemberaubend!“
Als sich mein Puls beruhigt hatte, spürte ich Noahs Atem in meinem Nacken. Sein Atem verwirrte mich immer wieder. Er war weder kalt noch warm. Er war wie ein sanfter Luftzug, der exakt mit der Temperatur meines eigenen Körpers übereinstimmte – so exakt, dass ich ihn kaum wahrnahm. Wäre da nicht dieser wunderbare Duft gewesen. Denn Noah roch so unverwechselbar gut, dass ich verzweifelt nach etwas Vergleichbarem suchte, seitdem ich ihn kannte. Auch in diesem Moment wollte mir nichts einfallen, obwohl sein süßlich-männlicher Duft mein Bewusstsein regelrecht flutete. Ich spürte seine Hand, die behutsam meine offenen Haare erfasste, sie bündelte und über meine Schulter nach vorne legte. Dann fühlte ich seinen Atem direkt auf der nackten Haut meines Schlüsselbeins.
Ich schloss die Augen, als sich Noah zu mir vorbeugte.
„Dreh dich um!“, flüsterte er dicht an meinem Ohr; ich folgte seiner Aufforderung sofort.
„Wow!“, sagte nun auch Noah, der es aus
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