Blick in Den Abgrund -3-
trotzig das Kinn vor. Sie sprach weiter, ohne ihn zu beachten. »Ich kann ihn nicht mitnehmen, deshalb wollte ich dich fragen, ob du eine Weile auf ihn aufpassen könntest. Mikey hat dich sehr gern.«
Miles verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte Davy mit einem kühlen Blick. »Ein Jahr lang kostenlosen Kung-Fu- und Karate-Unterricht. Außerdem darf ich das Dojo zum Trainieren und Gewichtheben benutzen, wann immer ich will.«
»Um Himmels willen, Miles«, murmelte Davy.
»Kung-Fu-Privatstunden. Einmal wöchentlich. Für ein Jahr.«
Seth pfiff anerkennend. »Mann, hast du eine Zynismuspille eingeworfen, oder hängst du nur zu viel mit Typen wie uns ab?«
»Ich werde nicht länger den blöden Trottel spielen, auf dem jeder rumtrampelt.« Miles’ Stimme klang ungewohnt hart. »Ich bin aufgewacht. Endlich.«
»Geht es hier um Cindy?«, fragte Davy vorsichtig.
Miles schüttelte den Kopf. »Ganz und gar nicht. Es geht darum, dass ich Besseres zu tun habe, als meine Zeit an dieses hirnlose Püppchen zu vergeuden.«
Davy und Seth wechselten einen vielsagenden Blick. »Wurde auch Zeit, dass er es endlich schnallt«, murmelte Seth. »Wegen deines kleinen Ausflugs – brauchst du Verstärkung?«
Davy zögerte. »Ich will euch nicht in diese Sache verwickeln. Allerdings wollte ich dich fragen, ob Margot bei dir und Raine …«
»Danke, aber Margot hat andere Pläne«, fuhr sie dazwischen.
»Wir arbeiten noch an den Details«, sagte Davy zähneknirschend. »Aber wahrscheinlich erregen ein Mann und eine Frau weniger Aufmerksamkeit als eine Gruppe.«
Seth musterte Margots enges Unterkleid mit anerkennender Miene. »Das kommt ganz auf die Frau an. Wenn du unter dem Radar durchfliegen willst, empfehle ich ein sackartiges T-Shirt und eine entstellende Brille für deine Freundin.«
Davys Kiefer begann allmählich zu schmerzen. »Du darfst jetzt aufhören, sie anzugaffen.«
Seths Zähne funkelten weiß in seinem dunklen Gesicht. »Ist das zu fassen! Mr Cool ist auf einmal eifersüchtig und besitzergreifend. Das muss wahre Liebe sein.«
Davys heftige Verärgerung erreichte einen noch höheren Pegel. Er wandte sich Margot zu. »Wie wäre es, wenn du diese Tüte mit nach oben nimmst und dich in einen annehmbaren Zustand bringst?«
Margots Wangen färbten sich tiefrot. Sie schnappte sich die Tüte und stolzierte mit hoch erhobenem Kopf zur Treppe.
Davy hätte sich auch ohne Miles’ und Seths unbehagliche Blicke wie ein Arschloch gefühlt.
»Hmm«, meinte Seth gedehnt. »So habe ich dich noch nie erlebt.«
Davy hatte nichts zu seiner Verteidigung zu sagen. Er bekam hier drinnen keine Luft, deshalb schüttete er den Rest seines Kaffees hinunter und stapfte aus der Hintertür.
Das Telefon fing an zu läuten, als Margot im Schlafzimmer ihre Sneakers zuschnürte. Es klingelte unermüdlich. Nach kurzem Zögern eilte sie zum Fenster. Davy stand auf dem Rasen und unterhielt sich mit Miles und Seth, aber er war so weit weg, dass er niemals rechtzeitig im Haus gewesen wäre, wenn sie ihn jetzt ans Telefon gerufen hätte. Sie verhielt sich kindisch. Jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt, einen wichtigen Anruf zu verpassen. Das Schlimmste, was ihr blühen konnte, wäre ein unangenehmes Gespräch mit einer von Davys Exfreundinnen. Aber das würde sie überleben.
Sie rannte die Treppe hinunter und nahm ab. »Hallo?«
»Hallo, ist dort Margot? Hier spricht Sean. Wo steckt Davy?«
Sie seufzte erleichtert. »Er ist draußen mit Miles und Seth. Er hat das Telefon nicht gehört. Soll ich ihn holen?«
»Nein, ich kann es dir auch sagen. Connors FBI-Kumpel Nick hat angerufen. Er versucht es schon den ganzen Morgen auf Davys Handy, aber oben in den Bergen haben wir keinen Empfang, deshalb hat er mich kontaktiert. Er hat jemanden gefunden, der dein Schlangending auf Fingerabdrücke untersucht hat.«
»Und?«, fragte sie begierig. »Konnte eine Übereinstimmung festgestellt werden?«
»Ja, aber sie hilft uns nicht weiter. Es gab nur einen brauchbaren latenten Abdruck, und die Analytikerin sagt, dass sie nur eine einzige potenzielle Übereinstimmung gefunden habe und die passe zu Davy.«
Ihre Hand krampfte sich um den Hörer. »Davy?«, wiederholte sie fassungslos.
»Ja. Man hat jedem von uns armen Wichten, die so geisteskrank waren, unseren ehrwürdigen Streitmächten beizutreten, die Fingerabdrücke abgenommen. Damit wir sauber bleiben, schätze ich. Tut mir leid, dass ich keine brauchbareren Neuigkeiten für euch habe. Aber
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