Blick in Den Abgrund -3-
mit Kaffee hinunter, in den sie Kondensmilch taten, die Davy im Küchenschrank gefunden hatte. Margot warf ihm immer wieder nervöse Blicke zu, als wollte sie etwas sagen, aber er wich ihnen aus. Er traute sich selbst nicht.
Ein Adrenalinstoß jagte durch seinen Körper, als er ein Auto hörte. Er sprang mit gezückter Waffe auf und zog den Vorhang ein Stück zur Seite. Ein schwarzer Chevy Avalanche und ein weißer Taurus. Er war so erleichtert, dass ihm die Knie weich wurden.
»Wer ist es?«, fragte Margot.
»Seth. Und noch ein zweiter Wagen. Mit Miles am Steuer.«
Er steckte die Waffe in den Bund seiner Jeans und trat aus der Küchentür. Margot folgte ihm barfuß ins Freie.
Davy wusste, dass sie nichts anderes anzuziehen hatte, trotzdem störte ihn ihr figurbetontes Unterkleid. Sie sah aus wie eine Frau, die die ganze Nacht leidenschaftlich gevögelt worden war – ihre geröteten Lippen, das zerzauste Haar, ihre Brustwarzen, die sich unter dem eng anliegenden Stoff abzeichneten. Herrgott noch mal! Er hätte ihr schnell sein Hemd übergeworfen, wäre Seth nicht schon aus seinem Auto gestiegen.
Seths Blick wanderte über Davys Körper und verharrte auf seinem zerkratzten Gesicht. »War bei euch letzte Nacht alles ruhig?«
Davy grunzte. »Mehr oder weniger. Allerdings habe ich gestern erfahren, dass ich des Mordes verdächtigt werde. Unser Stalkerfreund hat vor ein paar Tagen einen Mann zu Tode geprügelt und eine Whiskeyflasche mit meinen Fingerabdrücken am Tatort platziert.«
»Scheiße!« Seth presste die Kiefer zusammen. »Das ist übel.«
»Ja«, stimmte Davy verdrießlich zu. »Ein echter Horror. Wie war die letzte Nacht bei euch?«
»Lang und ermüdend. Sean und ich hätten beide wesentlich mehr Spaß in unseren Hotelzimmern haben können, aber was soll’s. Wir lieben dich, Mann.« Er hielt Margot eine Plastiktüte hin. »Hier sind deine Sachen. Sean hat sie heute Morgen eingesammelt. Er spielt den Babysitter für die verbliebenen Brautjungfern, nur fürchte ich, dass sie erst abreisen werden, wenn er das auch tut. Und er passt auf Mikey auf.«
Margot nahm ihm die Tüte ab. »Danke. Ich brauche meine Klamotten wirklich dringend.«
Davy wandte sich ab, um Miles zu begrüßen, der mit mürrisch gesenktem Kopf über den Kies gestapft kam. »Hallo, Miles! Ich wusste gar nicht, dass du ein neues Auto hast.«
»Hat er auch nicht. Es ist dein neues Auto«, erklärte Seth. »Oder, präziser ausgedrückt, ist es Michael Evans neues Auto. Erinnerst du dich, wie ich dir erzählt habe, dass ich an einer zweiten Identität für dich bastle? Woraufhin du mir eine klugscheißerische Moralpredigt darüber gehalten hast, dass man die Gesetze achten muss?«
»Das waren zwar nicht meine exakten Worte, aber ich erinnere mich.«
»Ich dachte, dass du deine Meinung inzwischen geändert haben könntest«, fuhr Seth fort. »Snakey könnte deinen Wagen verwanzt haben. Ich an seiner Stelle hätte es getan. Und falls die Polizei hinter dir her ist …« Er fasste in seine Tasche, zog eine Brieftasche heraus und warf sie ihm zu. Davy fing sie mit einer Hand auf. »Führerschein, Kreditkarten, Videothek- und Büchereiausweis, Sozialversicherungsnummer. Eine solide Bonitätsgeschichte. Michael Evan ist ein freundlicher Ökofritze. Er wählt die Demokraten, ist Mitglied im Sierra Club, unterstützt Unicef. Du wirst ihn mögen. Die Leihwageninfos sind unter der Sonnenblende. Hau rein, Kumpel!«
Davy inspizierte den Inhalt der Brieftasche. »Danke«, sagte er. »Ich glaube, du hast mir gerade den Arsch gerettet. Kommt rein und trinkt einen Kaffee. Wollt ihr frühstücken?«
»Bloß nicht«, stöhnte Seth, während sie die Küche betraten. »Ich habe mir am Hotelbüfett den Wanst vollgeschlagen, und Miles ist auf Liebesdiät.«
Miles warf die Leihwagenschlüssel auf den Küchentisch. »Bin ich nicht«, grummelte er. »Ich habe bloß keinen Appetit, das ist alles.«
»Du hättest Miles aus der Sache raushalten sollen«, sagte Davy zu Seth. »Sie wird langsam brenzlig.«
»Ich bin ein gottverdammter Erwachsener und kann verdammt noch mal selbst entscheiden, worauf ich mich einlasse.«
Davy war verblüfft über die verbitterte Heftigkeit in der Stimme des Jungen. »Äh, okay.«
»Ich möchte dich um einen Gefallen bitten, Miles«, wandte Margot ein. »Es ist wegen Mikey. Ich muss eine Weile verreisen, und da kann ich ihn nicht …«
»Du kommst nicht mit nach San Cataldo«, schnitt Davy ihr das Wort ab.
Margot reckte
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