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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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konnte.
    Ich lehnte den Kopf gegen die Kopfstütze. »Ich werde sehen, was in den nächsten paar Tagen passiert, aber jetzt muss ich nach Hause. Ich bin müde und hungrig, und mir ist kalt.«
    »Soll ich mit etwas Miso-Suppe vorbeikommen? Ich habe einen Lieblingsjapaner um die Ecke. Wir könnten noch ein wenig reden.«
    »Ich komme schon zurecht …« Aber dann stellte ich mir vor, wie ich mein leeres Haus betrat – mit der Angst vor dem, was meiner Tochter widerfahren könnte, als einziger Gesellschaft.
    Kevin musste etwas in meiner Stimme herausgehört haben, denn er sagte: »Natürlich kommst du zurecht, aber ich weiß auch, wie ich drauf bin, wenn mich etwas bedrückt. Es ist immer besser, wenn jemand da ist, um die Gedanken zu reflektieren, damit ich sicher sein kann, dass meine Gefühle nicht meine Einschätzung der Situation verzerren. Erst dann treffe ich meine Entscheidung.«
    Mein Stolz als Profi bekam einen leichten Knacks bei der Andeutung, ich könnte meine Emotionen nicht kontrollieren, und ich wollte mich verteidigen. Doch dann hielt ich einen Moment inne und dachte an mein momentanes Bedürfnis, mit einem geladenen Gewehr in die Kommune einzudringen und kurzen Prozess mit Aaron zu machen. Kevin hatte genau ins Schwarze getroffen. Meine blinde Panik, Lisa von Aaron fernzuhalten, überdeckte eindeutig meine Vernunft.
    »Ja, bitte komm vorbei.«

27. Kapitel
    Ich nannte Kevin meine Adresse und raste nach Hause, um schnell noch aufzuräumen, während er das Essen besorgte. Obwohl ich mein Haus immer in Ordnung hielt, wollte ich sicherheitshalber noch einmal kurz alles überprüfen. Ich rannte herum und verfrachtete die Bücher und Notizen, die sich auf meinem Küchentisch stapelten, zurück in mein Arbeitszimmer. Es klingelte an der Tür.
    Kevin trug ein weinrotes Rugbyhemd und Jeans. Ich nahm ihm die Jacke ab, und als er an mir vorbei ins Haus ging, fing ich den Duft von Seife und Rasierwasser auf. Seine Haare waren noch feucht – er hatte also auch noch schnell für Ordnung gesorgt. Er sah sich bewundernd um, als er die Tüte mit dem Essen auf die Arbeitsplatte in der Küche stellte und es sich gemütlich machte. »Dein Haus ist wunderschön.« Lächelnd drehte er sich um.
    Ich versuchte zurückzulächeln, während ich ein paar Schüsseln holte. »Danke.«
    Unsere Blicke trafen sich. Seine Stimme klang tiefer als sonst, als er sagte: »Ich weiß, dass du den Kopf voll hast. Ich möchte dir nur ein Freund sein und dich unterstützen.«
    Ich empfand eine Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung bei seinen Worten. Enttäuschung? Wieso das? Ich drehte mich um, um das Wasser aufzusetzen, und sagte: »Magst du grünen Tee?«
    »Ich habe uns Sake mitgebracht. Ich dachte, du könntest vielleicht etwas Stärkeres vertragen.«
    Ich setzte den Wasserkocher wieder ab. »Wahrscheinlich hast du recht.«
    Es war lange her, dass ich Miso-Suppe gegessen oder Sake getrunken hatte, und beides brachte meinen Körper auf angenehme Weise zum Glühen. Als wir am Tisch saßen, erzählte ich ihm, wie ich mich bei der Szene im Monkey House gefühlt hatte, und Kevin hörte aufmerksam zu. Anschließend vertraute er mir an, dass er einen jüngeren Bruder hatte, der drogenabhängig geworden war. Sein Bruder hatte sein Leben schließlich auf die Reihe bekommen, und jetzt standen sie sich ziemlich nahe.
    Eingelullt von dem Sake zogen wir ins Wohnzimmer um. Am Feuer entspannte ich mich noch mehr. Allmählich kam ich zu dem Schluss, dass Kevin recht haben könnte. Selbst wenn Lisa zu einem Retreat gegangen war, bedeutete es noch nicht, dass sie anschließend in der Kommune blieb. Sie würde clean werden und dann hoffentlich ein paar Veränderungen in ihrem Leben vornehmen. Sie würde kräftiger werden, da im Zentrum außer Marihuana keine Drogen erlaubt waren. Zudem war Lisa älter als ich damals, als wir in der Kommune lebten, und sie hatte einen starken Willen, eine Kämpfernatur. Wahrscheinlich würde sie nicht einmal den Retreat zu Ende mitmachen, sobald sie herausfand, wie viele Regeln es dort gab. Die würden gar keine Zeit haben, an ihr herumzupfuschen. Selbst Daniel hatte gesagt, dass viele Leute nach dem ersten Wochenende das Zentrum wieder verließen. In der Zwischenzeit konnte ich nur akzeptieren, dass ich alles getan hatte, was ich konnte, und dass es nichts mehr gab, was ich noch versuchen könnte.
    Als ich Kevin im Schein des Feuers betrachtete, glänzte sein Haar, und seine braunen Augen reflektierten die

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