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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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hab ihr gesagt, dass sie nicht so schlau ist, wie sie sich einbildet, und bin weggegangen. Von der Straße hab ich zurückgeschaut und gesehen, wie Aaron ihr nachging, aber ich bin ihnen nicht gefolgt …«
    Ich hielt die Hand vor den Mund und wartete auf den Rest dieser entsetzlichen Geschichte.
    »Ich dachte, er würde sie zur Vernunft bringen.« Er klang erstickt und schwieg, als schöpfte er Atem. »Später hatte ich mich wieder beruhigt und fühlte mich mies. Ich dachte, dass sie vielleicht recht hatte – wir sollten versuchen, mit dir zusammen abzuhauen. Als ich zurückkam, waren noch alle auf dem Besinnungsspaziergang, und ich konnte Willow nirgends finden. Ich lief herum, und dort, wo wir gegraben hatten …«
    »O nein. Die Klohäuschen …« Jetzt fiel es mir wieder ein. Die Männer hatten hinter den neuen Hütten Löcher für Toiletten ausgehoben. Dort hatte Aaron an dem Tag gearbeitet, als ich ihn beobachtet hatte.
    Er nickte. »Eines der Löcher war wieder vollgeschaufelt. Ich schnappte mir die Schaufel und grub, so schnell ich konnte, bis ich auf eines dieser Zweihundert-Liter-Fässer stieß, die wir für Farbe benutzt hatten … ich nahm den Deckel ab und sah ihren Kopf.«
    Tränen liefen mir über die Wangen. Robbie starrte Brew ausdruckslos an, als hätte er jede Verbindung zu seinen Worten gekappt, um sie aussprechen zu können.
    »Ich versuchte, ihren Puls zu tasten. Aber sie war schon kalt, und in ihrem Haar war Blut …« Robbies Stimme brach, seine Schultern und der Hals hatten sich bei dem Versuch, seine Gefühle zu bändigen, verkrampft. »Ihre Nägel waren eingerissen, und ihre Finger waren ganz blutig. Die Unterseite des Deckels war zerkratzt. Er musste sie geschlagen haben, mit einer Schaufel oder so, um sie zu betäuben, aber sie war noch bei Bewusstsein, als er sie da reingesteckt hat.«
    »O mein Gott.«
    Robbie sprach hastig, als wollte er alles so schnell wie möglich loswerden. Endlich kam die furchtbare Wahrheit heraus. »Ich wollte um Hilfe rufen, aber keiner von euch war schon zurück, und dann kam Aaron um die Ecke. Ich sagte ihm, ich würde die Cops rufen. Er sagte, wenn ich die Gruppe vernichte, würde er mich bestrafen müssen, indem er mir etwas nahm, das ich liebte. Ich wusste, dass er damit meinte, er würde dir oder Mom etwas antun. Er sagte, er wolle es nicht tun, aber dass das Licht es ihm befehlen würde, wie es auch bei Willow passiert war. Es war ihr Fehler, dass sie tot war, weil sie ihm ihre Weste nicht geben wollte. Er musste die Familie beschützen.«
    Es war nicht um die Weste gegangen. Er wollte sie tot sehen.
    Robbie sagte: »Ich sagte, dass er sie umgebracht hatte. Und er sagte, nein, er sei zurückgekommen, um sie freizulassen.«
    Er kam zurück, um sie freizulassen. Ich konnte diese Geschichte nicht kennen, aber dieser Satz klang vertraut, und ein harter Knoten aus Furcht und Angst bildete sich in meinem Magen. Im Geiste ging ich die Worte immer wieder durch, aber mir fiel nichts ein, wann ich sie schon einmal gehört haben könnte.
    Robbie schüttelte den Kopf, seine Hände lagen zu Fäusten geballt auf dem Geländer. »Er war so krank. Man konnte sehen, dass er es tatsächlich ernst meinte – er glaubte wirklich, es sei nicht sein Fehler, dass sie tot war.«
    Ich hatte keinerlei Probleme mit der Vorstellung, dass er sich selbst überzeugt hatte, nicht für ihren Tod verantwortlich zu sein.
    »Was habt ihr mit ihr gemacht?«
    »Er zwang mich, den Deckel zurück auf das Fass zu legen, dann schütten wir das Loch wieder zu, und er befahl mir, ein neues für das Klohäuschen zu graben. In der Nacht habe ich die ganze Zeit im Wald gehockt, über ihrem Grab gewacht und gehofft, dass das alles nichts als ein verrückter Albtraum wäre. Sie liegt immer noch dort. Manchmal gehe ich hin und sage ihr, dass es mir leidtut …« Er verstummte.
    »Was willst du jetzt machen?«, fragte ich nach einer Weile. »Wir können sie dort nicht länger liegen lassen.«
    »Ich weiß.« Er schüttelte den Kopf, eine rasche, zornige Bewegung. »Ich machte mir Sorgen, dass er dir etwas antun könnte – alle paar Jahre kommt er vorbei, um mich wissen zu lassen, dass er dich im Auge behält, damit ich nichts sage.« Darum also hatte Aaron Robbie jahrelang mit seinem Wissen herumlaufen lassen. Er hatte mich als Druckmittel benutzt.
    »Hast du mir deswegen erzählt, du hättest sie in die Stadt trampen sehen?«
    Er nickte. »Ich wollte, dass du die Sache ruhen lässt. Aber jetzt bist

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