Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
Vom Netzwerk:
erfahren, wo meine Leiche war? Tränen liefen mir übers Gesicht, als ich an Robbie dachte und mich fragte, ob er auch irgendwo begraben lag, gegen einen Deckel starrte und um Hilfe schrie. Würden wir einen leichten Tod haben? Würden wir einfach einschlafen, oder würden wir in unseren improvisierten Gräbern bis zum Schluss verzweifelt nach Luft ringen? Erneut überkamen mich Panik und Wut über meine Hilflosigkeit. Ich schlug gegen den Deckel, ein zorniger Stoß, der mir gar nichts brachte. Ich brach in Tränen aus, schluchzte in der Dunkelheit, wie ich es als Kind getan hatte. Ich presse die Hände an die Augen, holte ein paarmal tief Luft und versuchte, mich wieder zu konzentrieren.
    Ich hatte zwei Möglichkeiten. Ich konnte mein Schicksal akzeptieren und darum beten, dass Daniel begriff, dass sein Vater mich sterben lassen wollte, und es irgendwie schaffte, beide Männer zu überwältigen. Darauf hoffen, dass Mary die Polizei rufen und ich irgendwie Glück haben und überleben würde.
    Oder ich konnte auf Teufel komm raus versuchen zu entkommen.
    Ich beugte die Knie, stützte mich mit beiden Händen an den Seitenwänden ab und bohrte meine Absätze in die Stirnwand. Sie gab nicht nach. Ich versuchte, gegen die Seitenwände zu drücken, gegen die Wand hinter meinem Kopf, gegen den Deckel. Die Truhe war stabil.
    Ich überlegte, ob ich mehr Kraft hätte, wenn ich mit den Schultern drücken würde. Ich winkelte meine Arme an und versuchte, mich in dem winzigen Raum umzudrehen, bis ich meine Hände endlich auf den Boden der Truhe aufsetzte. So kräftig ich konnte, drückte ich mich hoch. Hals und Schultern schmerzten, die Knie brannten. Doch ich spürte, wie der Deckel leicht nachgab. War die Schließe des Riegels vielleicht verrostet? Oder die Schrauben, mit denen er an der Truhe befestigt war?
    Ich stieß kräftig zu und hörte ein leises Geräusch, als hätte etwas nachgegeben. Immer wieder stemmte ich mich ruckartig hoch und schwitzte und keuchte bald vor Anstrengung. Ich machte eine Pause, schnappte in großen Zügen nach Luft, besorgt darüber, wie viel Sauerstoff ich verbrauchte, doch dann dachte ich: Wenn ich sterbe, dann geht es wenigstens schnell .
    Mit allerletzter Kraft drückte ich meinen Rücken erneut gegen den Deckel, woraufhin ein heftiger Schmerz meine Wirbelsäule durchzuckte. Es gab eine lautes, knirschendes Geräusch, als hätte der Deckel sich gelockert und das Schloss nachgegeben. Ich stieß erneut zu und mobilisierte alle Kräfte meines Körpers. Metall quietschte, als die Bolzen herauszureißen begannen. Jetzt brauchte ich nur noch ein paarmal zuzustoßen und alle Muskeln anzuspannen, bis ich in dem winzigen Raum beinahe die Beine durchdrückte. Endlich riss die Schließe des Riegels heraus, und der Deckel sprang auf.
    Ich kletterte aus der Truhe, mein Rücken und die Beine schrien fast vor Schmerz. Mit ausgestreckten Armen ertastete ich mir meinen Weg durch den dunklen Raum. Immer wieder blieb ich stehen und lauschte auf näher kommende Schritte. Dann war ich an der Tür. Ich hätte gedacht, Aaron hätte sie ebenfalls blockiert, doch als ich probeweise dagegendrückte, schwang sie auf. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, dass mir die Flucht gelingen würde.

    Ich kroch um die Seitenwand des Stalls herum und am Waldrand entlang. Ohne das Haus aus den Augen zu lassen, arbeitete ich mich bis zu seiner Rückseite vor. Ich wusste nicht, wie ich zu den Fahrzeugen gelangen sollte – meines stand vor dem Haus, aber ich entdeckte nun auch einen grünen Truck hinter dem Haus. Er musste Daniel gehören. Er kam mir bekannt vor, und ich dachte an den Truck, der vor meinem Haus abgebremst hatte. Daniel musste mich im Auge behalten haben. Vielleicht hatte er versucht, seinen Vater zu schützen. Als ich mich dem Haus näherte, hörte ich Stimmen. Ich kauerte mich hinter einem Baum zusammen und lauschte. Es klang, als würden sie streiten. Daniel rief wütend: »Du hast gesagt, du wolltest nur mit ihnen reden – du hast mir nicht gesagt, dass du irgendjemandem etwas antun willst. Wann willst du sie rauslassen?«
    Aaron antwortete: »Wenn das Licht sagt, dass es so weit ist. Sie ist nicht bereit.«
    Verzweifelt schrie Daniel: »Sie wird sterben.«
    Aaron redete erneut mit leiser Stimme auf ihn ein, als versuchte er, Daniel zu beruhigen, doch ich konnte nicht verstehen, was er sagte. Ich hoffte, dass Joseph ebenfalls im Haus war.
    Ich drückte mich tief hinter den Baum und überlegte, was ich

Weitere Kostenlose Bücher