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Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
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Spielzeugeisenbahn erinnerte mich an den kleinen Jungen, den ich im Fenster gesehen hatte.
    Wir ließen die Gedenkstätte hinter uns, und ich lief vorsichtig zwischen den Ruinen umher. Ich erkannte die Grundrisse der Gebäude und einiger Räume und weinte erneut, als ich an meinen ersten und einzigen Besuch an diesem Ort dachte, bei dem ich meine Tochter das letzte Mal gesehen hatte. Wir sprachen nicht viel, Kevin und ich oder der Sergeant, und wenn doch, dann flüsterten wir, weil wir spürten, dass die Toten immer noch hier waren. Die Tragödie, die den Ort getroffen hatte, die Energie von Schmerz, Tod und Furcht hingen noch in den Gemäuern, und ich spürte, wie sie mich bis in mein Innerstes durchdrangen. Ich fühlte mich schwach und zitterte am ganzen Leib vor Übelkeit. Vergeblich versuchte ich, mich nicht von meiner Vorstellungskraft mitreißen zu lassen, ich konnte die grausamen Bilder, die immer wieder blitzartig vor meinem inneren Auge auftauchten, nicht ausblenden. Ich sah Menschen, die vor Schmerzen schrien, spürte das Entsetzen, das sie in ihren letzten Momenten empfunden haben mussten. Ich streckte die Hand aus und berührte eine der Mauern, spürte das zu Kohle verwandelte Holz, rieb mit meinem Finger daran und ließ die Überreste zu Boden schweben. Ich starrte auf die Asche zu meinen Füßen. Asche zu Asche, Staub zu Staub.
    Am Ende tauchte das Bild auf, das anzusehen ich bis zu diesem Moment nicht die Kraft gefunden hatte: das Bild meiner sterbenden Tochter. Ich sah, wie der Rauch in ihre Lungen eindrang, hörte, wie sie voller Qual schrie. Ich krümmte mich und umklammerte schluchzend meinen Bauch. Kevin war sofort bei mir, schlang seine Arme um mich und hielt mich, als ich zusammenbrach.
    Als meine Tränen nachließen und ich wieder stehen konnte, brachte uns der Sergeant zu einer Metallleiter, die dem Feuer widerstanden hatte und zu den unterirdischen Kammern führte. Obwohl es ein warmer Tag war, verspürten wir alle ein Frösteln. Die Tür zu einer Kammer stand offen, in den Boden war eine Toilette eingelassen, auf der Metallpritsche lag eine dünne Decke, die das Feuer irgendwie unbeschadet überstanden hatte. Ich ging hinein, rieb mir in der Dunkelheit die Arme, und dachte an die Menschen, die darum gebettelt hatten, hier eingesperrt zu werden. Sie hatten gefastet, bis sie halluzinierten, und verzweifelt versucht, einen Blick auf die andere Seite zu erhaschen. Ich hoffte, dass Aarons Glauben ihnen angesichts des Todes zumindest ein wenig Trost gebracht hatte.
    Als wir die Kommune verließen, war ich erschöpft und lehnte auf dem Heimweg den Kopf an Kevins Schulter. Meine Hand hielt seine fest umklammert. Ich hatte auf irgendeine Art von Abschluss gehofft, doch der Besuch hatte nur noch mehr Fragen aufgeworfen. Warum hatte niemand meine Tochter in den Tagen vor dem Brand gesehen? Hatten Aaron oder Joseph ihr etwas angetan, ehe sie nach Shawnigan gefahren waren? Mein Kopf war voll mit den entsetzlichsten Gedanken. Was, wenn sie sie irgendwo eingesperrt hatten, aber niemals zurückgekommen waren? Ich redete mir ein, dass Aaron mit Lisa zufrieden gewesen war. Er hatte keinen Grund, sie zu bestrafen, keinen Grund, sich an ihr zu rächen.
    Ich dachte immer noch darüber nach, als Kevin und ich mein Auto am Polizeirevier abholten und zu mir nach Hause fuhren. Kevin trug die Einkäufe, die wir für das Abendessen besorgt hatten, und wir waren schon fast an der Hintertreppe, als ich ein Geräusch hörte. Ich wirbelte herum und stellte fest, dass die Schuppentür im Wind hin und her schlug.
    Kevin folgte meinem Blick. »Hast du heute Morgen den Riegel vorgelegt?« Er klang besorgt.
    »Ich versuche, mich daran zu erinnern, aber …«
    Dann hörten wir beide Schritte, die sich rennend über die Straße entfernten.
    Kevin ließ die Tüte mit den Einkäufen fallen und nahm die Verfolgung auf. Ehe er um die Hausecke verschwand, rief er mir über die Schulter zu: »Ruf die Polizei!«

    Kevin rannte die halbe Straße hinunter, ohne irgendjemanden zu sehen. Ein paar Minuten später kehrte er keuchend und atemlos zum Haus zurück. Als die Polizei aufkreuzte, nahmen ihre Hunde die Spur an meinem Schuppen auf und verfolgten sie durch den Garten, bis sie sie mitten auf der Straße ein paar Blocks weiter verloren. Wer immer es gewesen war, musste dort in ein wartendes Auto gestiegen sein – was bedeutete, dass derjenige eine schnelle Flucht geplant hatte.

39. Kapitel
    Während der nächsten Woche fuhr die

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