Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)
Hand halten werde.
»Wir lassen dich nicht gehen, Eben«, sagte sie. »Du brauchst einen Anker, der dich hier in dieser Welt hält, wo wir dich brauchen. Und den bekommst du von uns.«
Sie ahnte nicht, als wie wichtig sich dieser Anker in den kommenden Tagen erweisen würde.
7
Die kreisende Melodie und der Übergang
Etwas war in der Dunkelheit aufgetaucht.
Es drehte sich langsam und strahlte dabei dünne Fäden aus weiß-goldenem Licht aus. Als das geschah, begann die Dunkelheit um mich herum zu zersplittern und auseinanderzufallen.
Dann hörte ich ein neues Geräusch: einen lebendigen Klang. Es folgte das prächtigste, vielschichtigste, schönste Musikstück, das ich je gehört hatte. Während sich ein reines, helles Licht herabsenkte, wurde die Musik immer lauter und löste das monotone, mechanische Pochen ab, das bis dahin seit gefühlten Äonen mein einziger Begleiter gewesen war.
Das Licht kam näher und immer näher, drehte und drehte sich und brachte diese Fäden aus reinem, hellem Licht hervor, die, wie ich jetzt sah, hier und da mit Gold gesprenkelt waren.
Dann tauchte mitten im Zentrum dieses Lichts noch etwas anderes auf. Ich konzentrierte meine Wahrnehmung angestrengt darauf, um herauszufinden, was es war.
Eine Öffnung. Ich schaute überhaupt nicht mehr auf das sich langsam drehende Licht, sondern durch es hindurch .
In dem Moment, in dem ich das begriffen hatte, begann ich mich nach oben zu bewegen. Schnell. Es gab ein zischendes Geräusch, und in Windeseile sauste ich durch die Öffnung und fand mich in einer völlig neuen Welt wieder.
Es war die eigenartigste, schönste Welt, die ich je gesehen hatte. Großartig, lebendig, ekstatisch, atemberaubend … Ich könnte ein Adjektiv an das andere reihen, um zu beschreiben, wie diese Welt aussah und sich anfühlte, aber sie greifen alle zu kurz. Ich fühlte mich, als würde ich geboren. Nicht wiedergeboren oder neu geboren. Einfach nur geboren.
Unter mir lag eine Landschaft. Sie war grün, üppig und erdähnlich. Es war die Erde … aber gleichzeitig auch nicht. Es war etwa so, als würden Sie mit Ihren Eltern an einen Ort zurückkehren, wo Sie als ganz kleines Kind ein paar Jahre verbracht haben. Sie glauben, den Ort nicht zu kennen. Aber während Sie sich umschauen, zieht Sie etwas an, und Sie erkennen, dass ein Teil von Ihnen – ein Teil ganz tief in Ihrem Inneren – sich sehr wohl an diesen Ort erinnert und sich freut, wieder dort zu sein.
Ich flog über Bäume und Felder, Flüsse und Wasserfälle, hier und da auch über Menschen. Kinder waren auch darunter. Sie lachten und spielten. Die Menschen sangen und tanzten in Kreisen, und manchmal sah ich einen Hund, der um sie herum und an ihnen hochsprang, weil die Menschen so voller Freude waren.
Sie trugen einfache und dennoch schöne Kleider, und ich hatte den Eindruck, dass die Farben dieser Kleider dieselbe Art von Wärme ausstrahlten wie die Bäume und die Blumen, die in der Landschaft um sie herum grünten und blühten.
Eine unglaublich schöne Traumwelt …
Nur dass es sich nicht um einen Traum handelte. Obwohl ich nicht wusste, wo ich mich befand, und noch nicht einmal, was ich war, bestand für mich an einer Sache kein Zweifel: Der Ort, an dem ich mich plötzlich wiederfand, war vollkommen real.
Das Wort real steht für etwas Abstraktes, und es ist frustrierend, wie wirkungslos meine Versuche sind, das zu vermitteln, was ich beschreiben möchte. Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Kind und gehen an einem schönen Sommertag ins Kino. Vielleicht war der Film gut, und Sie haben sich gut amüsiert, während Sie im Kino saßen. Doch dann ist die Vorstellung zu Ende, und Sie verlassen das Kino und kehren in die tiefe, lebendige, einladende Wärme des Som mernachmittags zurück. Und in dem Moment, in dem Ihnen die Luft und das Sonnenlicht entgegenschlagen, fragen Sie sich, warum um alles in der Welt Sie diesen prachtvollen Tag damit verschwendet haben, in einem dunklen Kino zu sitzen. Multiplizieren Sie dieses Gefühl mit dem Faktor tausend, und Sie haben immer noch nicht annähernd das Gefühl, das ich dort hatte, wo ich war.
Ich weiß nicht genau, wie lange ich so flog. (Die Zeit an diesem Ort war anders als die einfache lineare Zeit, die wir auf der Erde erleben, und sie ist genauso hoffnungslos schwer zu beschreiben wie jeder andere Aspekt davon.) Aber an einem bestimmten Punkt wurde mir klar, dass ich dort oben nicht allein war.
Jemand war ganz nah bei mir: eine schöne junge Frau
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