Blicke windwärts
einsetzten. Er hatte gehört, dass Spezialagenten und Leute mit besonderen Einsatzgebieten mit Kommunikationsanlagen, die direkt mit dem Gehirn verbunden waren, mit Giftdetektor-Nasaldrüsen, Gift absondernden Beuteln und subkutanen Waffensystemen ausgestattet wurden – es war eine lange Liste, aber er sollte offenbar nichts von alledem bekommen. Er fragte sich, was der Grund dafür sein mochte.
An einem Punkt gab es eine Andeutung, dass derjenige, welcher immer die Mission durchführen würde, nicht ganz allein war. Auch darüber machte er sich so seine Gedanken.
Nicht alles an seiner Ausbildung und seinem körperlichen Training war kriegsbezogen; mindestens die Hälfte jedes wachen Tages verbrachte er wieder als Student, indem er in einem Ringelsessel saß und mittels Bildschirm lernte oder sich Chuelfiers Vorlesungen anhörte.
Der alte Mann unterrichtete ihn in chelgrianischer Geschichte und in Religionsphilosophie, sowohl vor als auch nach des Teilübergangs in die Erhabenheit der Chelgri-Puen, und außerdem in erforschter Geschichte der übrigen Galaxis und ihrer anderen Vernunft- und gefühlsbegabten Wesen.
Er lernte mehr, als er sich jemals hätte vorstellen können, über den Sinn und die Wirkungsweise von Seelenhorten und über die Natur des Limbos und des Himmels. Er lernte, wo die alte Religion übermäßig phantastisch ausgeschmückt oder schlichtweg falsch in ihren Annahmen und Dogmen war, wo sie die Chelgri-Puen inspiriert und sich auf diese Weise selbst erfüllt hatte, und wo sie überflüssig geworden war. Er hatte keinen direkten Kontakt zu irgendeinem der Dahingegangenen, aber allmählich begriff er das Leben nach dem Tod besser als je zuvor. Obwohl er sehr wohl wusste, dass Worosei wohl niemals etwas von diesem geschaffenen Glanz mitbekommen würde, hatte er manchmal das Gefühl, dass man ihn ausgewählt hatte, um ihn zu quälen, dass das Ganze eine ausgeklügelte und grausame Scharade war, um das Messer, das Woroseis Verlust in seinem Fleisch hinterlassen hatte, zu finden und es mit aller Kraft zu drehen.
Er lernte alles, was es zu wissen gab, über den Kastenkrieg und die Verwicklung der Kultur in die Veränderungen, die dazu geführt hatten.
Er erfuhr alles über die Persönlichkeiten, die zum Hintergrund des Krieges beigetragen hatten, und er hörte sich einige Musik von Mahrai Ziller an, manchmal so sehr von Schmerz zerrissen, dass er weinte, manchmal so voller Zorn, dass er am liebsten etwas zu Bruch geschlagen hätte.
Etliche Verdächtigungen und mögliche Szenarien formten sich in seinem Geist, obwohl er sie stets für sich behielt.
Jetzt träumte er manchmal von Worosei. In einem Traum heirateten sie hier auf der Meeressäule, und ein stürmischer Wind von der See her wehte den Leuten die Hüte vom Kopf; er versuchte, den ihren zu schnappen, als dieser zur Brustwehr davon flog, er prallte dabei gegen den weiß gewaschenen Beton und purzelte darüber, während ihr Hut immer noch außer Reichweite blieb. Er stürzte zum Meer hinunter und merkte, dass er Luft holte, um zu schreien, dann fiel ihm ein, dass Worosei natürlich nicht wirklich hier war und gar nicht hier sein konnte; sie war tot, und am liebsten wäre er das auch. Er lächelte den Wellen zu, die zu ihm herauf schlugen, und er wachte auf, bevor ihn das Gefühl überkam, dass er irgendwie betrogen worden war. Salzige Feuchtigkeit wie die des Meeres war auf seinem Kopfkissen.
Eines Morgens spazierte er über den Paradeplatz unter den knatternden weißen Zeltplanen, unterwegs zu Chuelfiers Unterrichtszimmer, wo die erste Lektion des Tages stattfinden sollte, als er eine kleine Gruppe von Leuten direkt vor sich sah. Generalin Ghejaline, Wholom und Chuelfier standen da und sprachen mit einer weiß und schwarz gewandeten Gestalt in der Mitte der Gruppe.
Bei ihnen waren fünf weitere, drei zur Rechten der mittleren Gruppe, zwei zur Linken. Bei diesen handelte es sich ausschließlich um Männer, die wie Schreiberlinge gekleidet waren. Der Mann in der Mitte war klein und sah alt aus, er stand in seitlich gebückter Haltung da. Es erschütterte Quilan ein wenig, dass der Mann mit dem schwarz und weiß gestreiften Gewand eines Estodus bekleidet war, einer jener Personen, die sich zwischen dieser Welt und der nächsten bewegten. Sein Gesicht war zu einem schrägen Lächeln verzerrt, und er hielt sich an einem langen Spiegelstab fest. Sein Fell wirkte glatt, als ob es eingeölt worden sei.
Quilan war im Begriff, die Generalin zu
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