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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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gewusst.~
    ~Ja, das war Teil von Visquiles Unterweisung.~
    ~Deshalb haben sie dich im Substrat gespeichert.~
    ~Deshalb haben sie mich im Substrat gespeichert.~
    ~Nun, ich kann die Fortsetzung gar nicht erwarten.~
    Er erreichte den Gipfel des Klippenwegs und sah die Stadt; eine Krummsäbelform aus weißen Türmen und Spitzgiebeln, eingebettet in ein bewaldetes Tal, gesäumt von hoch aufragenden Kalkfelsen; der Einschnitt war durch einen schmalen Sandstreifen gegen das Meer hin abgegrenzt. Wellen schlugen mit weißen Schaumkronen an den Strand. Der wuchtige Homomdaner gesellte sich zu ihm, stellte sich neben ihn und hielt den Wind beinahe völlig von ihm ab. In der Luft lag ein Hauch von Regen.
     
    Am folgenden Tag ließ sie ihr Reittier zusammen mit ihrer Uniform im Stall des Klosters zurück. Sie trug die Weste und die Beinkleider einer Zugehörigen zur Klasse der Praktischen; er sollte einen Kunstfertigen darstellen, deshalb trug er eine derbe Hose und eine Schürze. Beide zogen einen nichts sagenden grauen Winterumhang über. Er verabschiedete sich von Fronipel, sonst jedoch von niemandem.
    Sie warteten, bis die Arbeitstrupps gegangen waren, bevor sie das Kloster verließen, dann schritten sie auf dem unteren Pfad durch den fallenden Schnee, zwischen den kahlen Splitterbäumen hindurch, vorbei an den etwas entfernten Holzsammlern – deren Lieder durch den leise rieselnden Schnee hallten wie Gespensterstimmen –, durch eine Schicht von Wolkenfetzen, wo der graue Umhang der Generalin hin und wieder im prasselnden Regen unsichtbar zu werden schien; verstärkt wurde die schlechte Sicht durch die dunklen Blätter des tropfenden Waldes, der sich zum Talboden hinabsenkte, wo sie abbogen und dem tief im Schatten liegenden Weg über den Fluss folgten, der mit weißen Schaumkronen durch die Schlucht unter ihnen toste.
    Der Regen ließ nach und hörte schließlich ganz auf.
    Eine Gruppe von Jägern aus der Kaste der Eintreiber, die sich nach der Pirsch auf Jhehj mit einem Allgelände-Fahrzeug auf dem Rückweg aus dem Wald befand, bot ihnen eine Mitfahrgelegenheit an, doch sie lehnten höflich ab. Der Anhänger hinter dem Allgeländefahrzeug war voll beladen mit gestapelten Tierkarkassen. Es rumpelte mit seiner Totenfracht auf dem Weg hinunter in die Düsternis, sodass sie von nun an einer Spur aus frischen Blutstropfen folgten.
    Schließlich, als sie gegen Sonnenuntergang den Fuß des Grauen Gebirges erreichten, gelangten sie zu der Umgehungsmautstraße, wo Autos und Lastwagen und Busse an ihnen vorbeibrummten und Dreck aufspritzten. Ein großer Wagen wartete auf sie am Straßenrand. Ein junger Mann, der den Eindruck machte, als ob er sich in seiner Zivilkleidung unbehaglich fühlte, öffnete ihnen die Tür und vollführte einen Dreiviertel-Salut vor der Generalin, bevor ihm einfiel, wie seine Anweisungen lauteten. Das Innere des Fahrzeugs war warm und trocken; sie legten die Umhänge ab. Der Wagen schwenkte in die Fahrbahn ein und fuhr in Richtung Ebene los.
    Die Generalin stöpselte auf dem Rücksitz ein Militär-Kom-Set in einer Aktentasche ein und überließ ihn seinen eigenen Gedanken, während sie mit geschlossenen Augen dasaß und kommunizierte. Er beobachtete den Verkehr; die Außenbezirke der Stadt Ubrent funkelten aus der Dunkelheit. Das Bild, das sich ihm bot, wirkte gepflegter als beim letzten Mal, als er es gesehen hatte.
    Nach einer Stunde hatten sie den Flughafen erreicht und fuhren zu einem schlanken schwarzen Suborbiter, der auf der nebelverhangenen Startbahn stand. Er war im Begriff, die Hand auszustrecken und die Generalin, deren Augen immer noch geschlossen waren, vorsichtig zu berühren, um ihr kundzutun, dass sie angekommen waren, als sie die Augen öffnete, sich die Induktionsrolle vom Hinterkopf streifte und mit einem Nicken zu dem Flugzeug hin deutete, als ob sie sagen wollte: Wir sind da.
    Die Beschleunigung drückte ihn fest in den Sitz. Er sah die Lichter der Küstenstädte von Sherjame, die weit draußen im Ozean liegende Delleun-Inselgruppe und das verstreute kleine Funkeln der Meeresschiffe. Oben leuchteten die Sterne hell; sie kamen ihm in der gespenstischen Stille des Beinahe-Vakuum-Flugs sehr nah vor.
    Der Suborbiter sprang mit einem ohrenbetäubenden Brüllen in die Atmosphäre zurück. Er sah einige wenige Lichter, dann folgten eine glatte Bodenberührung und die Drosselung der Geschwindigkeit. Er schlummerte in dem geschlossenen Transportgefährt, das sie von dem privaten Flugfeld

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