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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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grüßen, doch als er sich näherte, wichen die drei Leute, die er kannte, zurück, damit der Estodus ein paar Schritte vortreten konnte.
    »Estodus«, sagte Quilan und vollführte eine tiefe Verbeugung.
    »Major Quilan«, sagte der Mann mit sanfter, weicher Stimme. Er streckte die Hand zu Quilan aus, dem aufgefallen war, dass sich das Gewand des Mannes, der ganz rechts außen am Rand der Gruppe stand, anders auswölbte als die der anderen, und dass eben dieser Mann sich unauffällig zur Seite bewegte, als ob er die Absicht hätte, sich hinter ihn zu stellen. Als der Mann aus seinem Sichtfeld entschwand, bewegte sich der Halbschatten, den er in dem durch die weißen Planen hereinfallenden verminderten Licht warf, plötzlich schneller.
    Was Quilan schließlich in der Gewissheit bestärkte, dass er vielleicht gleich angegriffen werden würde, war die Art und Weise, wie der alte Estodus ihm von möglichst weit weg die Hand entgegenstreckte. Er war gebrechlich und hielt sich offenbar zum Selbstschutz von einem absehbaren Gewaltakt entfernt, so gut es eben ging.
    Quilan tat so, als wolle er die Hand des Alten ergreifen, dann duckte er sich und drehte sich blitzschnell weg, kauerte sich wieder auf die Hinterbeine und hielt das Mittelglied und die Hände in der klassischen Angriff-Verteidigung-Haltung von sich.
    Der stämmig aussehende Mann, der wie ein Schreiber gekleidet war, war im Begriff gewesen zuzuschlagen; er war auf die Hinterbacken zurückgewippt, und seine Ärmel waren hochgekrempelt und enthüllten Arme mit straff gespannten Muskeln, obwohl seine Krallen nur halb ausgefahren waren. Seinem weiß bepelzten Gesicht haftete ein strahlender, beinahe barbarischer Ausdruck an, der einen Augenblick lang blieb und sich dann sogar noch verstärkte, als Quilan sich ihm von Angesicht zu Angesicht zuwandte; doch dann warf er dem Estodus einen Blick zu und entspannte sich; er lehnte sich zurück und senkte Arme und Kopf, was die Andeutung einer Verneigung hätte sein können.
    Quilan blieb genau in der Stellung, in der er war; sein Kopf wandte sich abwechselnd von einer Seite zur anderen, und sein Blick richtete sich so weit nach hinten, wie er es schaffen konnte, ohne die weiß bepelzte Frau aus den Augen zu verlieren. Wie es den Anschein hatte, gab es keine weitere Bewegung oder Bedrohung.
    Es folgte ein Augenblick der Starre, da nichts geschah, wenn man von den fernen Schreien der Meeresvögel und dem gedämpften Klatschen der Wellen absah. Dann stieß der Estodus mit einem kurzen Klicken den Stab auf den Beton der Paradefläche, und der weiß bepelzte Mann erhob sich, vollführte in einer einzigen fließenden Bewegung eine Drehung und stellte sich wieder an seinen bisherigen Platz.
    »Major Quilan«, sagte der alte Mann erneut. »Bitte, erheben Sie sich.« Er streckte die Hand wieder aus. »Keine unangenehmen Überraschungen mehr, zumindest heute nicht, darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    Quilan nahm die Hand des Estodus und erhob sich aus der Hocke.
    Die Generalin Ghejaline trat vor. Sie sah zufrieden aus, fand Quilan. »Major Quilan, das hier ist Estodus Visquile.«
    »Hoher Herr«, sagte Quilan, als der Alte seine Hand los ließ.
    »Und dies ist Eweirl«, sagte Visquile, wobei er auf den Weißpelzigen zu seiner Linken deutete. Der plump aussehende Mann nickte und lächelte. »Ich hoffe, Sie sind klug genug zu wissen, dass Sie damit zwei kleine Prüfungen über sich haben ergehen lassen, Major, nicht nur eine.«
    »Ja, hoher Herr. Oder ein und dieselbe zweimal.«
    Visquiles Lächeln wurde breiter, er entblößte kleine, scharfe Zähne. »Sie brauchen mich wirklich nicht mit ›hoher Herr‹ anzureden, Major, obwohl ich zugeben muss, dass es mir nicht übel gefällt.« Er wandte sich Wholom und Chuelfier und schließlich der Generalin Ghejaline zu. »Nicht schlecht.« Dann sah er wieder Quilan an und musterte ihn von oben bis unten. »Kommen Sie, Major, wir sollten uns unterhalten, glaube ich.«
     
    »Wie man uns gesagt hat, ist es sehr ungewöhnlich, dass sie einen solchen Fehler machen. Man hat uns gesagt, wir sollten uns geschmeichelt fühlen, dass sie sich überhaupt so sehr für uns interessieren. Man hat uns gesagt, dass sie uns achten. Man hat uns gesagt, es ist ein Unfall in der Entwicklung und der Evolution der Galaxien, Sterne, Planeten und Spezies, dass wir ihnen auf ungleicher technologischer Ebene begegnet sind. Man hat uns gesagt, dass das Geschehene bedauernswert ist, dass wir jedoch langfristig daraus

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