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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Festessen; denken Sie an all die Gespräche, all diese Gedanken, all diesen geistreichen Glanz.«
    »Denken Sie an all die Scheiße, den Unsinn und die Trugschlüsse, die Selbstherrlichkeit und den Selbstbetrug, die Schlafmützigkeit und die Dummheit, die pathetischen Versuche zu beeindrucken oder sich einzuschmeicheln, die Humorlosigkeit und geistige Trägheit, das Nichtbegreifen und das Nichtbegreifliche, die durch hormonelle Zickzackhaken verursachte Wirrnis und die allgemeine erstickende Langeweile.«
    »Das ist Blabla, Ziller. Ich gehe nicht darauf ein. Ich kann dem größten Langweiler aller Zeiten höflich und notfalls auch treffend antworten, und es kostet mich gar nichts. Es ist so, wie wenn man alle langweiligen Anteile im Raum zwischen dem netten Zeug wie Planeten und Sternen und Schiffen ignoriert. Und selbst das Langweilige ist nicht durch und durch langweilig.«
    »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass Sie ein so erfülltes Leben führen, Nabe.«
    »Danke.«
    »Könnten wir nur mal ganz kurz über mich sprechen?«
    »So lange Sie es wünschen.«
    »Mir ist soeben ein ganz schrecklicher Gedanke gekommen.«
    »Nämlich?«
    »Die Premiere von Erlöschendes Licht.«
    »Ach, Sie haben schon einen Titel für Ihr neues Werk.«
    »Ja.«
    »Ich werde die zuständigen Leute davon unterrichten. Zusätzlich zu dem Meteoriten-Regen, den ich zuvor erwähnt habe, werden wir noch eine konventionelle Laser- und Feuerwerks-Show bringen, und es gibt auch Tanztruppen und eine Holo-Interpretation.«
    »Ja, ja, ich bin überzeugt davon, meine Musik liefert die passende Aura-Tapete für dieses ganze Schauspiel.«
    »Ziller, ich hoffe Sie wissen, dass das Ganze natürlich mit erlesenem Geschmack gestaltet sein wird. Gegen Ende wird alles verebben, wenn die zweite Nova aufleuchtet.«
    »Das ist es nicht, worüber ich mir Sorgen mache. Ich bin sicher, alles wird grandios verlaufen.«
    »Was ist es dann?«
    »Sie werden diese Hundsfott Quilan einladen, nicht wahr?«
    »Aha.«
    »Ja, ›aha‹. Das haben Sie doch vor, oder nicht? Ich wusste es. Ich spüre schon, wie das tumoröse Eitergehirn hereintänzelt. Ich hätte niemals einwilligen sollen, dass er nach Aquime kommen kann. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe.«
    »Ich glaube, es wäre sehr ungezogen und ein Zeichen äußerst schlechter Manieren, wenn wir den Gesandten nicht einladen würden. Das Konzert wird wahrscheinlich das herausragendste und wichtigste kulturelle Ereignis dieses Jahres sein.«
    »Was meinen Sie mit ›wahrscheinlich‹?«
    »Also gut, bestimmt. Es besteht jetzt schon sehr reges Interesse daran. Selbst wenn wir das Stullien-Stadion für die Veranstaltung benutzen, wird die Zahl der Enttäuschten, die keine Karten für das Live-Ereignis mehr bekommen, gewaltig sein. Ich musste Wettbewerbe durchführen, um sicherzustellen, dass Ihre treuesten Fans dabei sein können, und die Verteilung der übrigen Karten mehr oder weniger dem Zufall überlassen. So, wie es bis jetzt aussieht, wird niemand vom Vorstand es schaffen, bei dem Live-Ereignis dabei zu sein, es sei denn, irgendjemand, der einem anderen schmeicheln will, gibt seinen Sitz ab. Das Publikum an den Übertragungsorten, die über den ganzen Orbit verteilt sind, könnte sich auf zehn Milliarden oder mehr beziffern. Ich persönlich habe genau drei Karten zu meiner Verfügung; die Platzzuweisung unterliegt so engen Begrenzungen, dass ich eine davon hergeben muss, wenn ich möchte, dass einer meiner Avatars dabei ist.«
    »Das ist doch der beste Vorwand, um diesen Kerl Quilan nicht einzuladen.«
    »Sie und er sind die einzigen beiden Chelgrianer hier, Ziller; Sie sind der Komponist, und er unser Ehrengast. Wie könnte ich ihn nicht einladen?«
    »Weil ich nicht komme, wenn er dort ist, so einfach ist das.«
    »Sie meinen, Sie werden bei Ihrer eigenen Premiere nicht dabei sein?«
    »Richtig.«
    »Sie werden nicht dirigieren?«
    »Auch richtig.«
    »Aber Sie dirigieren doch immer bei der Premiere.«
    »Diesmal nicht. Nicht, wenn er dort ist.«
    »Aber Sie müssen dort sein.«
    »Nein, muss ich nicht.«
    »Aber wer soll dann dirigieren?«
    »Niemand. Solche Stücke verlangen eigentlich gar keinen Dirigenten. Komponisten dirigieren zur Befriedigung ihres eigenen Ego und um sich als Teil der Aufführung und nicht nur der Vorbereitung zu fühlen.«
    »Vorhin haben Sie aber anders gesprochen. Sie sagten, es gäbe Nuancen, die nicht programmiert werden können, Entscheidungen, die der

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