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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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dorthin reisen und versuchen, ihn dazu zu überreden, sein Exil zu verlassen und nach Chel zurückzukehren.«
    »Ich verstehe.«
    »Ihre eigentliche Mission besteht jedoch darin, die Zerstörung der Masaq’-Nabe zu fördern und damit den Tod eines beträchtlichen Anteils seiner Bevölkerung herbeizuführen.«
     
    Der Avatar führte ihn durch eine der Manufakturen unterhalb einer Schutzwand. Sie fuhren in einem Untergrundwagen, einer komfortabel ausgestatteten Kapsel, die mit hoher Geschwindigkeit an der Unterseite der Außenfläche des Orbitals durch das Vakuum des Raums flitzte. Sie waren eine halbe Million Kilometer um die Welt herumgeschwenkt, während die Sterne durch die Bodenpaneele leuchteten.
    Die Untergrundbahnstrecke überspannte die Lücke unter der riesigen A-Form der Schutzwand auf einer monofilgestützten Hängebrücke von zweitausend Kilometern Länge. Jetzt kam der Wagen nahe des Zentrums trudelnd zum Halt, um senkrecht in den Fabrik-Raum hunderte Kilometer weiter oben hinaufzusteigen.
    ~Wie geht’s dir, Major?~
    ~Ganz gut. Und dir?~
    ~Auch so. Ist das Missionsziel gerade vorbeigekommen?~
    ~Ja. Wie mache ich meine Sache?~
    ~Gut. Keine sichtbaren physischen Anzeichen. Bist du sicher, dass es dir gut geht?~
    ~Absolut.~
    ~Und wir sind immer noch in Los!-Position?~
    ~Ja, sind wir.~
    Der silberhäutige Avatar sah ihn eindringlich an. »Sind Sie sicher, eine Fabrikbesichtigung langweilt Sie nicht, Major?«
    »Nicht, wenn dort Sternenschiffe hergestellt werden, ganz bestimmt nicht. Obwohl Ihnen allmählich die Besichtigungsorte ausgehen müssen, die Sie mir noch zur Zerstreuung bieten können«, sagte er.
    »Na ja, es ist ein großes Orbital.«
    »Es gibt noch einen Ort, den ich mir gerne ansehen würde.«
    »Und welcher ist das?«
    »Ihr Zuhause. Die Nabe.«
    Der Avatar lächelte. »Aber selbstverständlich.«

 
Flug
     
     
    »SIND WIR BALD DA?«
    »Ungewiss. Das, was das Geschöpf sagte, was hat es damit gemeint?«
    »Vergessen Sie das! Sind wir bald da?«
    »Es ist schwierig, Gewissheit zu haben. Um darauf zurückzukommen, was das Geschöpf gesagt hat: Sind Sie sich über dessen Bedeutung bereits im Klaren?«
    »Ja! Na ja, so ziemlich. Bitte, geht es ein bisschen schneller?«
    »Eigentlich nicht. Wir kommen so schnell wie möglich voran in Anbetracht der Umstände, und deshalb dachte ich, wir könnten die Zeit nutzen, indem wir über das reden, was Sie von den Ausführungen des Geschöpfs verstanden haben. Was war Ihrer Meinung nach daran wichtig?«
    »Das ist doch egal! Nein, es ist nicht egal, aber trotzdem! Oh! Schneller! Beeilung, bitte! Schneller!«
    Sie befanden sich im Innern des lenkbaren Behemothaurums Sansemin: Uagen Ziepe, 974 Praf und drei der Raubvogelspäher. Sie quetschten sich durch eine gewundene, gewellte Röhre, deren warme, schleimglitschige Wände alle paar Augenblicke aufschreckend pulsierten. Die Luft, die schnell von vorn an ihnen vorbeistrich, stank nach verfaulendem Fleisch. Uagen kämpfte gegen einen starken Brechreiz an. Sie konnten auf dem Weg, auf dem sie hereingekommen waren, nicht wieder nach draußen gelangen; er war durch eine Art Riss versperrt, eine Falle, die bereits zwei der Raubvogelspäher, die die Vorhut gebildet hatten, verschluckt hatte.
    Stattdessen hatten sie – nachdem das Geschöpf die fraglichen Dinge zu Uagen gesagt hatte und nach einer quälend langen und absurd entspannten Diskussion zwischen den Raubvogelspähern und 974 Praf – eine andere Strecke aus der Verhörkaverne genommen. Diese Strecke führte sie anfangs tiefer und weiter hinein in den zitternden Körper des sterbenden Behemothaurums.
    Zwei der drei Raubvogelspäher bestanden darauf, vornweg zu gehen, falls irgendwelche Schwierigkeiten auftauchen sollten, doch sie quetschten sich mit einiger Mühe durch die Engstellen der gewundenen Röhre, und Uagen war überzeugt davon, dass sie ohne diese Wesen schneller vorangekommen wären.
    Der Weg war von tiefen Rillen durchzogen und machte es schwierig zu gehen, ohne sich an den nassen und bebenden Wänden festzuhalten. Uagen wünschte, er hätte Handschuhe dabei. Sein Teil-Infrarot-Sinn konnte hier wenige Einzelheiten erkennen, weil anscheinend alles die gleiche Temperatur hatte, sodass sich alles, was er sehen konnte, auf ein albtraumartiges, einfarbiges Bild von Schatten über Schatten beschränkte; Uagen fand das schlimmer, als blind zu sein.
    Der vorderste Raubvogelspäher kam zu einer Abzweigung und hielt inne, offenbar

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