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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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abfahren.«
    Uagen raufte sich die Haare. Er stieß einen zornigen Brüller aus, dann hielt er inne und blinzelte. So etwas hatte er noch nie getan, keines von beidem, weder sich die Haare gerauft noch ein zorniges Brüllen ausgestoßen. Er blickte hinauf zu dem geschwärzten, verkrüppelt aussehenden Körper von 974 Praf, dann senkte er den Kopf und starrte zum Boden der Kaverne. Seine kleinen Fußknöchelmotoren strahlten höhnisch zu ihm zurück.
    Er hob den Kopf wieder. Woran hatte er gedacht?
    Er überlegte, was er über jhuvuonianische Handelsschiffe wusste. Nur semikontaktiert. Einigermaßen friedlich, ziemlich vertrauenswürdig. Immer noch im Zeitalter der Knappheit. Schiffe mit einem Vermögen von wenigen hundert Licht. Langsam nach Kulturmaßstäben, aber ausreichend. »Yoleus«, sagte er ruhig. »Könntest du bitte ein Signal an den Zweiten Sezessionswendekreis des Neigungsportals schicken, oder wie immer das heißt?«
    »Ja.«
    »Wie lange wird das dauern?«
    Das Geschöpf schloss die Augen und öffnete sie wieder. »Einen Tag plus einen Vierteltag wäre für das ausgehende Signal nötig, und eine ähnliche Zeitspanne würde für das Antwortsignal benötigt werden.«
    »Gut. Wo befindet sich das nächste Portal zu unserem jetzigen Standpunkt, und wie lange würde es dauern, bis ich dorthin gelangen könnte?«
    Wieder eine Pause. »Das nächste Portal zu unserem jetzigen Standpunkt ist der Neunte Wendekreis des Neigungs-Sezessions-Portals, Gegenwärtiger Lappen. Es bedarf einer Flugzeit von zwei Tagen plus einem Dreifünfteltag von hier mittels Raubvogelspäher.«
    Uagen atmete tief durch. Ich gehöre der Kultur an, dachte er im Stillen. So soll man sich in einer solchen Situation verhalten, darum dreht sich das Ganze angeblich.
    »Bitte schick ein Signal an das jhuvuonianische Handelsschiff«, sagte er, »und sag ihm, als Bezahlung bekommt es einen Geldbetrag im Gegenwert des gesamten Fahrzeugs, wenn es mich in vier Tagen am Neunten Wendekreis des Neigungs-Sezessions-Portals, Gegenwärtiger Lappen, abholt und zu einem Ziel befördert, das ich ihm bekannt geben werde, sobald wir uns dort treffen. Erwähne außerdem, dass ich großen Wert auf Diskretion lege.«
    Er erwog, es dabei zu belassen, aber es hatte den Anschein, als ob dieses Schiff seine einzige Chance wäre, und er konnte sich das Risiko nicht leisten, dass dessen Herren ihn als Verrückten abtaten. Und wenn sie auf dieses Abreisedatum verpflichtet waren, dann reichte die Zeit nicht für eine längere Unterhaltung mittels Signalen, um sie zu überreden. Er holte noch einmal tief Luft und fügte hinzu: »Du kannst es davon in Kenntnis setzen, dass ich Bürger der Kultur bin.«
     
    Er fand keine Gelegenheit mehr, sich gebührend von 974 Praf zu verabschieden. Als er einen Tag später aufbrach, war die von einer Entscheiderin / Laubsammlerin zur Dolmetscherin Gewandelte immer noch bewusstlos und an die Wand der Verhörkaverne geheftet.
    Er packte seine Taschen, vergewisserte sich, dass eine Aufzeichnung all seiner Forschungsnotizen sowie der Niederschriften all dessen, was sich während der vergangenen Tage ereignet hatte, in sicherer Verwahrung bei Yoleus untergebracht waren; und es war ihm ein sehr wichtiges Anliegen, ein letztes Mal ein Glas Jhageltee zu bereiten und zu trinken. Er schmeckte nicht besonders gut.
    Eine Flugstaffel von Raubtierspähern begleitete ihn zum Neunten Wendekreis des Neigungs-Sezessions-Portals. Sein letzter Blick zurück zum lenkbaren Behemothaurum Yoleus zeigte ihm, wie das gewaltige Geschöpf in der grünlich blauen Ferne über dem Schatten eines Wolkenkomplexes verschwand, immer noch getreu dem massigen Körper der Geliebten, Muetenive, folgend. Er fragte sich, ob sie wohl den Durchstoß zu der vorausgesagten Aufwärtsströmung schaffen würden, die sich irgendwo im Dunsthorizont vor ihnen aufbaute, um freie Fahrt hinauf zu den mannigfaltigen Freuden der gigalithinen globularen Wesenheit Buthulne zu bekommen.
    Er empfand so etwas wie eine süße Traurigkeit, weil er nicht dabei sein würde, weder um diese Fahrt noch die Ankunft mit ihnen gemeinsam zu erleben, und empfand einen Anflug von Schuld, als er auch nur die Spur des Wunsches verspürte, dass das jhuvuonianische Handelsschiff sein Angebot zurückweisen und nicht erscheinen würde, sodass er eigentlich keine andere Möglichkeit hätte, als sich um die Rückkehr zu Yoleus zu bemühen.
    Die beiden Behemothauren verschwanden in den luftigen, höhlenartigen

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