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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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sie hereingekommen waren. Es hätte die Aussichtskuppel eines Ozeandampfers oder eines stellaren Kreuzfahrtschiffs sein können. Sie gingen weiter, und Quilan stellte fest, dass das Fenster – oder der Bildschirm – größer und tiefer war, als er zunächst angenommen hatte.
    Der Eindruck von einem Glasband oder Bildschirm verging, als er begriff, dass er auf den einen großen Streifen blickte, der die sich langsam drehende Oberfläche einer immens großen Welt war. Sterne leuchteten schwach darüber und darunter; ein paar hellere Körper, die kaum mehr als Lichtpunkte waren, mussten Planeten in demselben System sein. Der Stern, der das Sonnenlicht lieferte, musste beinahe direkt hinter der Stelle sein, an der er stand und schaute.
    Die Welt sah flach aus, ausgebreitet und über die Hintergrundsterne geworfen wie die Schale einer gewaltigen Frucht. Von oben bis unten eingegrenzt durch die glitzernde graublaue Durchsichtigkeit riesiger Wände, war die Oberfläche durch zahlreiche regelmäßig angeordnete lange vertikale Streifen in Graubraun, Weiß und – in der Mitte – dichtem Grauschwarz unterteilt. Diese gewaltigen Gebirgszüge erstreckten sich von Wand zu Wand durch die Welt und parzellierten sie in mindestens ein paar Dutzend einzelne Abschnitte.
    Dazwischen lag etwa die jeweils gleiche Ausdehnung von Land und Meer, das Land teilweise in Form von Inselkontinenten und etwas kleineren Inseln – eingebettet in Meere in verschiedenen Tönen von Blau und Grün – und teilweise in Form weiter Schwaden in Grün, Gelbbraun, Braun und Rot, die sich von einer Wand zur anderen erstreckten, manchmal gesprenkelt mit Meeren, manchmal nicht, aber immer durchzogen von einem versengten dunklen Faden oder einer Reihe kaum sichtbarer Fäden, grünen und blauen Tentakeln, die über dem Ocker-, Reh- und Dunkelbraun des Lands lagen.
    Wolken in einem Chaos aus Wirbeln, Fasern, Wogen, Fetzen, Bögen und Dunstschwaden bildeten Muster und Beinahe-Muster, Flicken und Bürstenstriche verteilt über die Plane aus Boden und Wasser unter ihnen.
    »So sieht es hier aus«, summte eine der Drohnen.
    Estodus Visquile klopfte Quilan auf die Schulter. »Willkommen auf Masaq’-Orbital«, sagte er.
     
    ~Fünf Milliarden von diesen Wesen, Huyler, Männer, Frauen, Kinder. Es ist etwas Schreckliches, was da von uns verlangt wird.~
    ~Stimmt, aber wir würden es nicht tun, wenn diese Leute nicht uns etwas ebenso Schreckliches angetan hätten.~
    ~Diese Leute, Huyler? Genau diese Leute hier, auf Masaq’?~
    ~Ja, diese Leute, Quil. Du hast sie gesehen. Du hast mit ihnen gesprochen. Als sie herausgefunden hatten, woher du kommst, haben sie sich etwas zurückgehalten, aus Angst, sie könnten dich beleidigen, aber sie bilden sich ganz offensichtlich ungeheuer viel auf ihre Demokratie ein. Sie sind verdammt selbstgefällig, weil sie in alle Geschehnisse einbezogen sind, sie sind stolz auf ihr Mitspracherecht und auf ihre Möglichkeit, in einer Wahl gegen oder für alles zu stimmen und sich einfach zu verdrücken, wenn sie mit dem Verlauf der Dinge ganz und gar nicht einverstanden sind.
    Also, ja, diese Leute. Sie tragen die kollektive Verantwortung für das Handeln ihrer Gehirne, einschließlich der Gehirne des Kontakts und der Besonderen Gegebenheiten. So haben sie es eingerichtet, so entspricht es ihren Vorstellungen. Es gibt hier keine Unwissenden, Quil, keine Ausgebeuteten, keine Unsichtbaren oder eine mit Füßen getretene Arbeiterklasse, die bis in alle Ewigkeit der Willkür ihrer Herren ausgeliefert ist. Sie alle sind Herren, jeder Einzelne. Jeder kann überall mitreden. Nach ihren eigenen Regeln waren es also diese Leute, die geschehen ließen, was Chel widerfuhr, auch wenn zur damaligen Zeit nur wenige wirklich die Einzelheiten kannten.~
    ~Kommt es nur mir so vor, dass das eine ziemlich… grobe Beurteilung ist?~
    ~Quil, hast du auch nur einen von ihnen vorschlagen hören, dass sie sich vom Kontakt lossagen könnten? Oder die Herrschaft in den BG zu verändern? Haben wir je gehört, dass einer von denen auch nur jemals den Gedanken gehabt hat, so etwas vorzuschlagen? Also, haben wir so was jemals gehört?~
    ~Nein.~
    ~Nein, nicht von einem einzigen Fall. Oh, sie versichern uns mit blumigen Worten ihres Bedauerns, Quilan, sie sagen, es tut ihnen Scheißleid, und das in schönen, eleganten Reden; das ist wie ein Spiel für sie. Wie ein Wettbewerb, bei dem es darum geht, wer am überzeugendsten Reue darstellen kann! Aber sind sie wirklich bereit,

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