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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Wir haben lange und angestrengt über unser Vorhaben nachgedacht. Das Ganze begann eben deshalb, weil sie das Gleiche ihrerseits versäumt haben. Sie sind in dieser Hinsicht so überheblich, dass sie versuchen, mit möglichst wenigen Schiffen gegen uns vorzugehen, mit einem so geringen Einsatz an Mitteln wie nur möglich, im Bestreben, so etwas wie eine mathematische Eleganz zu wahren. Sie haben das Schicksal ganzer Zivilisationen zum Teil eines Spiels gemacht, das sie unter sich spielen, um zu sehen, wer die größte kulturelle Veränderung mit der geringsten Investition von Zeit und Energie bewirken kann.
    Und wenn ihnen mal der Wind ins Gesicht bläst, dann sind nicht sie es, die leiden und sterben, sondern wir. Viereinhalb Milliarden Seelen wurden der Seligkeit beraubt, weil einige ihrer unmenschlichen Gehirne dachten, sie hätten einen netten, hübschen, eleganten Weg gefunden, eine Gesellschaft zu verändern, die sich im Laufe von sechs Jahrtausenden zur Stabilität entwickelt hatte.
    Sie hatten von vornherein nicht das Recht, sich uns in den Weg zu stellen, doch wenn sie entschlossen waren, es zu tun, hätten sie zumindest so viel Anstand besitzen sollen, dafür zu sorgen, dass sie ordentliche Arbeit leisten, und an die Zahl unschuldiger Lebewesen denken sollen, mit denen sie es zu tun hatten.~
    ~Trotzdem könnte es sein, dass wir den ersten Fehler durch einen zweiten ergänzen. Und vielleicht sind sie weniger tolerant, als wir uns einbilden.~
    ~Und wenn schon, Quilan, selbst wenn es zu einer Art Vergeltung durch die Kultur kommen sollte, wie unwahrscheinlich das auch sein mag, es ist gleichgültig! Wenn wir mit unserer Mission hier Erfolg haben, dann werden die viereinhalb Milliarden chelgrianische Seelen gerettet sein; sie werden in den Himmel eingelassen. Was immer danach auch geschehen mag, sie sind gerettet, weil die Chelgria-Puen sie einlassen werden.~
    ~Die Puen könnten die Toten auch jetzt schon einlassen, Huyler. Sie könnten einfach die Regeln ändern und ihnen den Eintritt in den Himmel gewähren.~
    ~Ich weiß, Quilan. Aber man darf hierbei die Ehre nicht außer Acht lassen, und die Zukunft. Als es sich zum ersten Mal offenbarte, dass jeder unserer Toten durch einen des Feindes ausgeglichen werden muss…~
    ~Das war keine Offenbarung, Huyler. Das hat man sich so ausgedacht. Es war ein Märchen, das wir uns selbst erzählt haben, nicht etwas, das die Götter uns auferlegt haben.~
    ~Wie auch immer. Meinst du etwa, als wir damals beschlossen, dass dies unsere Vorstellung von einem Leben in Ehren war, es den Leuten nicht bewusst gewesen wäre, dass das zu scheinbar unnötigem Sterben führen könnte, diese Anweisung, ein Leben für ein Leben zu nehmen? Natürlich wussten sie das.
    Aber es war die Sache wert, sich danach zu richten, denn auf lange Sicht gereichte es uns zum Nutzen, solange wir dieses Prinzip aufrecht erhielten. Unsere Feinde wussten, wir würden nicht ruhen, solange es auf unserer Seite noch ungerächte Tote gab. Und das gilt immer noch, Major. Dabei handelt es sich nicht um ein vertrocknetes Dogma, beschränkt auf Geschichtsbücher oder die antiken Schriften in Klosterbüchereien. Es ist eine Lektion, die wir immer wieder bestärken müssen. Das Leben wird danach weiter gehen, und Chel wird obsiegen, aber seine Regeln, seine Doktrinen müssen von jeder neuen Generation und jeder neuen Spezies, der wir uns gegenüber sehen, begriffen werden.
    Wenn all das vorbei ist und wir alle tot sind, wenn es nur ein weiteres Stück Geschichte ist, dann wird die Stellung gehalten sein, und wir sind diejenigen, die sie gehalten haben. Was auch geschehen mag, so lange wir beide, du und ich, unsere Pflicht erfüllen, werden die Leute in der Zukunft wissen, dass ein Angriff auf Chel eine schreckliche Vergeltung nach sich zieht. Zu ihrem Besten – und das meine ich so, Quil – zu ihrem Besten wie auch zu Chels Bestem steht es dafür, jetzt das zu tun, was getan werden muss.~
    ~Ich freue mich für dich, dass du dir so sicher bist, Huyler. Eine Kopie von dir wird mit dem Wissen von dem, was wir im Begriff sind zu tun, leben müssen. Wenigsten bin ich dann sicher tot, ohne gespeicherte Sicherungskopie. Zumindest wüsste ich von keiner.~
    ~Ich bezweifle, dass man ohne dein Einverständnis eine hergestellt hat.~
    ~Ich bezweifle alles, Huyler.~
    ~Quil?~
    ~Ja?~
    ~Kann man noch mit dir rechnen? Hast du immer noch die Absicht, unsere Mission durchzuführen?~
    ~Jawohl.~
    ~Braver Kerl. Ich möchte dir sagen, ich

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