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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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tauchte etwas Brot in seine Suppe und lachte verbittert. »Oder vielleicht habe ich es in mir drin und bringe es nicht heraus.«
    »Geduld, Major, Geduld.«
     
    »So. Sind wir da?«
    »Ja, ja, wir sind da.«
    »Und – senden!«
    »Ich… Moment mal. Ich glaube, ich habe was gespürt…«
    »Ja! Estodus! Major Quilan! Es hat funktioniert!«
    Anur stürmte aus dem Refektorium herein.
     
    »Estodus, welchen Nutzen werden unsere Verbündeten Ihrer Meinung nach aus meiner Mission ziehen?«
    »Keine Ahnung, Major. Das ist kein Thema, mit dem wir, weder Sie noch ich, uns zu unserem eigenen Wohle beschäftigen sollten.«
    Sie saßen in einem Leichtboot, einem kleinen Zwei-Personen-Fahrzeug der Seelenhafen, im Raum, außerhalb der Luftsphäre.
    Dasselbe kleine Luftschiff, das Quilan und Visquile am Tag ihrer Ankunft vom Portal der Luftsphäre weiterbefördert hatte, diente ihnen auch zur Rückreise. Sie waren wieder durch die massiv erscheinende Luftröhre gegangen, diesmal hin zu dem Leichtboot. Es war vom Portal weggeglitten und hatte dann Geschwindigkeit aufgenommen. Dem Anschein nach steuerte es auf einen der Sonnenmonde zu, die die Luftsphäre mit Licht versorgten. Der Mond schwebte näher heran. Sonnenstrahlen fielen aus etwas, das aussah wie ein riesiger, beinahe flacher Krater, der die Hälfte eines Gesichts bedeckte. Er sah aus wie der lodernde Augapfel einer infernalischen Gottheit.
    »Das Einzige, was zählt, Major«, sagte Visquile, »ist die Tatsache, dass die Technik offenbar funktioniert.«
    Sie hatten zehn erfolgreiche Versuche mit dem Vorrat an Sprengkopf-Attrappen durchgeführt, mit denen der Seelenhort beladen war. Etwa eine Stunde lang hatte Quilan vergeblich versucht, den anfänglichen Erfolg zu wiederholen, dann war es ihm gelungen, zwei Dislozierungen hintereinander zu vollbringen.
    Danach war die Tasse zu verschiedenen Teilen der Seelenhafen bewegt worden. Nach nur zwei erfolglosen Versuchen war Quilan bereits in der Lage, die Flecken an jede beliebige Stelle zu dislozieren, die man ihm vorgab. Am dritten Tag führte er nur zwei Dislozierungen zu beiden Enden des Schiffs durch. An diesem, dem vierten Tag, sollte Quilan zum ersten Mal eine Dislozierung außerhalb der Seelenhafen versuchen.
    »Gehen wir zu dem Mond da, Estodus?«, fragte er, während der riesige Satellit die Sicht nach vorn allmählich ausfüllte.
    »In die Nähe«, antwortete Visquile. Er deutete mit der Hand. »Sehen Sie das?« Ein winziger grauer Fleck schwebte zur einen Seite des Sonnenmondes davon, soeben erkennbar in der Lichtflut, die sich aus dem Krater ergoss. »Dorthin gehen wir.«
    Es war ein Mittelding zwischen einem Schiff und einer Station. Dem Aussehen nach hätte es beides sein können, und es machte den Eindruck, als wäre es von irgendeinem der tausende Betroffenen-Zivilisationen im Frühstadium der technischen Entwicklung konstruiert worden. Es war ein Gebilde aus grauschwarzen eiförmigen Körpern, Kugeln und Zylindern, durch dicke Streben miteinander verbunden, das sich langsam in einer Umlaufbahn um den Sonnenmond drehte und so konfiguriert war, dass es niemals über den breiten Lichtstrahl flog, der von der Seite in Richtung der Luftsphäre ausging.
    »Wir haben keine Ahnung, wer das gebaut hat«, sagte Visquile. »Es ist schon seit ein paar zehntausend Jahren hier; im Laufe der Zeit wurde es durch nachfolgende Spezies stark modifiziert, die damit die Luftsphäre und die Monde erforschen wollten. Teile davon werden gegenwärtig entsprechend unseren Bedürfnissen ausgerüstet, um uns annehmbare Bedingungen zu bieten.«
    Das Leichtboot glitt in eine Hangarhülse, die an der Seite der größten sphärischen Einheit haftete. Es ließ sich zu Boden nieder, und sie warteten, während die Innentüren der Hülse sich drehend schlossen und Luft hereinströmte.
    Das Dach löste sich vom Rumpf des kleinen Fahrzeugs; sie traten hinaus in die Luft, die nach etwas Beißendem roch.
    Die beiden großen doppelkegelförmigen Drohnen schwirrten von einer anderen Luftschleuse heran und verharrten zu beiden Seiten neben ihnen in der Schwebe.
    Diesmal war keine Stimme in seinem Kopf, nur ein tiefes Summen von einem der beiden Geschöpfe, das die Aufforderung modulierte: »Estodus, Major. Bitte folgen.«
    Und sie folgten, durch einen Korridor und durch mehrere dicke verspiegelte Türen in einen Raum, der aussah wie eine breite Galerie mit einem einzigen langen Fenster ihnen gegenüber und im Bogen nach hinten verlaufend, dorthin, wo

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