Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
Blut.
    Morgen würde man ihn nach Chelise beordern, um ihn zu bitten, eine Missionsreise in die Kulturwelt namens Masaq’ zu unternehmen und zu versuchen, den abtrünnigen und dissidenten Mahrai Ziller, seines Zeichens Komponist, zur Rückkehr in seine Heimat zu überreden, um dort das Wahrzeichen der Renaissance von Chel und des chelgrianischen Hoheitsgebiets zu sein.
    Heute Nacht, während er schlief – falls alles nach Plan verlief und die vorübergehenden Prozesse durch MikroStrukturen, Chemikalien und Nano-Drüsen, die in sein Gehirn eingegeben worden waren, die gewünschte Wirkung zeigten – würde er alles vergessen, was geschehen war, seit Generalin Ghejaline aus dem Schnee im Innenhof des Klosters vor hundert und mehr Tagen erschienen war.
    Er würde sich an das erinnern, an was er sich erinnern müsste, und nur daran, Stück für Stück. Seine vordergründigen Erinnerungen waren bestens geschützt gegen ein Eindringen und Erfassen, und zwar auf eine Weise, die für ihn selbst noch soeben unschädlich war. Er bildete sich ein, das Einsetzen des Vorgangs des Vergessens zu spüren, schon während er sich an den Umstand erinnerte, dass es stattfinden würde.
    Rings um ihn fiel sanfter Sommerregen. Das Motorengebrumm und die Lichter des Wagens, der ihn hierher gebracht hatte, waren in den Wolken unter ihm verschwunden. Er hob die Hand zu der kleinen Tür, die in der Pforte eingelassen war.
    Die Nebentür öffnete sich schnell und lautlos, und er wurde hereingewinkt.
     
    ~Ja. Gut gemacht.~
    Es kam ihm flüchtig in den Sinn, dass er jetzt getan hatte, was er tun sollte; nun, da die Mission erfüllt war, könnte er anfangen – oder vielmehr versuchen anzufangen –, der Drohne Tersono oder dem Naben-Avatar persönlich, oder dem Homomdaner Kabo oder allen dreien zu erzählen, was er soeben getan hatte, damit Huyler keine andere Wahl hatte, als ihn außer Gefecht zu setzen, ihn hoffentlich zu töten, aber er tat es nicht.
    Huyler würde ihn letztendlich vielleicht doch nicht töten, sondern ihn lediglich unschädlich machen, und außerdem würde er die Mission teilweise gefährden. Es war besser für Chel, besser für die Mission, wenn alles wie normal aussah, bis das Licht von der zweiten Nova durch das System und durch das Orbital strömte.
    »Nun, damit ist die Tour zu Ende«, sagte der Avatar.
    »Also dann, werte Freunde, sollen wir gehen?«, fragte die Drohne E. H. Tersono zirpend. Ihre Keramikumkleidung war von einem gesunden rosafarbenen Schimmer umstrahlt.
    »Ja«, hörte Quilan sich selbst sagen. »Lasst uns gehen.«

 
15 Ein gewisser Beherrschungsverlust
     
     
    ER ERWACHTE GANZ ALLMÄHLICH, ein wenig benommen im Kopf. Es war sehr dunkel. Er streckte sich behaglich aus und spürte Worosei neben sich. Sie rückte schläfrig näher zu ihm und passte ihre Körperwölbungen und -kuhlen den seinen an. Er legte den Arm um sie, und sie kuschelte sich noch dichter an ihn.
    Als er etwas wacher war und spürte, dass er sie begehrte, wandte sie ihm den Kopf zu, lächelte und öffnete die Lippen.
    Sie glitt auf ihn, und es war einer dieser Liebesakte, bei denen der Sex so stark und ausgeglichen und leidenschaftlich ist, dass er beinahe jenseits verschiedener Geschlechter ist; es ist, als ob es keine Rolle spielte, wer Mann und wer Frau ist, und welcher Teil zu welcher Person gehört, wenn die Genitalien irgendwie gleichzeitig eins und doch getrennt zu sein scheinen, jeweils zum einen wie auch zum anderen gehörend; sein Eros war eine magische Wesenheit, die sie beide in gleichem Maße durchdrang, während sie sich auf ihm bewegte; der ihre wurde zu einem märchenhaften, verzauberten Umhang, der sich ausbreitete und über ihrer beider Körper wallte und jedes Teil von ihnen in eine einzige sinnliche Fläche verwandelte.
    Während sie sich liebten, wurde es allmählich hell, und dann, nachdem sie beide zum Höhepunkt gekommen waren und ihre Felle mit Spucke und Schweiß verklebt waren und beide heftig keuchten, lagen sie nebeneinander und blickten sich gegenseitig in die Augen.
    Er musste unwillkürlich lächeln. Er blickte sich um. Er war sich immer noch nicht ganz sicher, wo er war. Der Raum wirkte irgendwie anonym, hatte eine außergewöhnlich hohe Decke und war sehr hell. Er hatte das seltsame Gefühl, dass das Licht in seinen Augen schmerzen müsste, doch es war nicht so.
    Er sah sie erneut an. Sie hatte den Kopf auf eine Faust aufgestützt und sah ihrerseits ihn an. Als er ihr Gesicht betrachtete und dessen

Weitere Kostenlose Bücher