Blicke windwärts
zu behaupten.«
Kabo fand, dass der Major zerstreut wirkte. Dann riss er sich anscheinend zusammen. »Nun – nein«, sagte er und sah von einem zum anderen. »Wenn meine Anwesenheit wirklich die Ursache dafür sein sollte, dass Mahrai Ziller seiner Premiere nicht beiwohnt, dann bleibe ich natürlich fern.«
»O nein!«, brauste Tersono auf, und seine Aura lief für einen Augenblick blau an. »Das ist nicht nötig. Nein, keineswegs; ich bin sicher, Kst. Ziller hat die feste Absicht, dort zu erscheinen. Es könnte sein, dass er seinen Aufbruch bis zum letzten Augenblick hinauszögert, aber er wird sich schließlich auf den Weg dorthin machen, davon bin ich überzeugt. Bitte, Major Quilan, Sie müssen zu dem Konzert kommen! Zillers erste Symphonie seit elf Jahren, die erste Premiere, die je außerhalb Chels stattfindet! Sie, die Sie den weiten Weg auf sich genommen haben, Sie beide, die einzigen Chelgrianer seit Jahrtausenden… Sie müssen dabei sein! Es wird ein Erlebnis fürs Leben sein!«
Quilan sah die Drohne eine Weile an, ohne den Blick abzuwenden. »Ich glaube, Mahrai Zillers Anwesenheit bei dem Konzert ist wichtiger als meine. Wenn ich gehen würde, wohl wissend, dass ich ihn dadurch fern halten würde, wäre das eine selbstsüchtige, unhöfliche und sogar unehrenhafte Handlungsweise, meinen Sie nicht? Aber bitte, wir wollen nicht mehr darüber reden.«
Am nächsten Tag verließ er die Luftsphäre. Visquile brachte ihn bis zu der kleinen Landebühne hinter der riesigen ausgehöhlten Hülse, in der sie untergebracht gewesen waren. Dort verabschiedet er sich von ihm.
Quilan hatte den Eindruck, dass sein Gegenüber geistesabwesend war. »Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Estodus?«, fragte er.
Visquile sah ihn an. »Nein«, sagte er, nachdem er anscheinend kurz nachgedacht hatte. »Nein, wir wurden heute morgen über die neuesten geheimdienstlichen Erkenntnisse informiert, und unsere Zauberer von der Gegenspionage haben uns zwei beunruhigende Nachrichten aufgetischt, mehr als die eher alltägliche einzelne Bombe; anscheinend haben wir nicht nur einen Spion in unseren eigenen Reihen, sondern es könnte auch sein, dass sich ein Bürger der Kultur irgendwo hier in der Luftsphäre aufhält.« Der Estodus rieb den Knauf seines silbernen Stabs und betrachtete stirnrunzelnd sein verzerrtes Spiegelbild, das sich dort zeigte. »Man hätte geglaubt hoffen zu dürfen, dass sie einem derartige Dinge früher mitteilen, aber ich nehme an, später ist besser als nie.« Visquile lächelte. »Machen Sie kein so besorgtes Gesicht, Major. Ich bin sicher, alles ist unter Kontrolle. Oder wird es zumindest bald sein.«
Das Luftschiff setzte auf. Eweirl stieg aus. Der Weißpelzige lächelte breit und verneigte sich flüchtig, als er Quilan sah. Er verneigte sich tiefer, als er des Estodus’ ansichtig wurde, der ihm auf die Schulter klopfte. »Sehen Sie, Quilan? Eweirl ist hier, um sich um alles zu kümmern. Kehren Sie zurück, Major. Bereiten Sie sich auf Ihre Mission vor. In Kürze werden sie Ihren Co-Piloten bekommen. Viel Glück.«
»Danke, Estodus.« Quilan warf einen Blick zu dem grinsenden Eweirl, dann verneigte er sich vor dem älteren Mann. »Ich hoffe, hier verläuft alles zufriedenstellend.«
Visquile ließ die Hand auf Eweirls Schulter ruhen. »Ich bin überzeugt davon. Leben Sie wohl, Major. Es war mir ein Vergnügen. Und noch mal: viel Glück, und erfüllen Sie Ihre Pflicht. Ich bin sicher, Sie werden uns alle stolz machen.«
Quilan ging an Bord des kleinen Luftschiffs. Er blickte zu einem der gazefeinen Fenster hinaus, während das Fahrzeug von der Plattform abhob. Visquile und Eweirl waren bereits in ein angeregtes Gespräch vertieft.
Der Rest der Reise war ein Spiegelbild der Strecke, die er auf dem Herweg genommen hatte, außer als er nach Chel kam, wo er von der Stadt Äquatorrampe in einem verschlossenen Shuttle direkt nach Ubrent gebracht wurde, und dann in der Nacht per Wagen weiter zu den Pforten des Klosters Cadracet.
Er stand auf dem uralten Weg. Die Nachtluft duftete nach Seufzerbaumharz und kam ihm nach der suppendicken Atmosphäre der Luftsphäre dünn wie Wasser vor. Er war zurückgekehrt, nur um wieder weggerufen zu werden. Nach den offiziellen Aufzeichnungen war er nie weg gewesen, war niemals von der seltsamen Dame in dem dunklen Umhang geholt worden, vor so vielen Monaten, war niemals mit ihr zu der Straße hinabgefahren, die zur Welt zurückführte und die gefleckt war von frischem
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