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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ich, Estodus.«
    »Die Zerstörung der Nabe wird zeitlich so angesetzt sein, dass sie mit dem Erscheinen des Realraum-Lichts der zweiten Nova auf Masaq’ zusammenfällt. Deshalb wird es den Anschein haben, dass sich das Naben-Gehirn in einem Anfall von Reue selbst zerstört hat, aufgrund seines Schuldbewusstseins wegen der Vergehen, für die es während des Idiranischen Krieges verantwortlich war. Der Tod des Naben-Gehirns und der Menschen wird wie eine Tragödie aussehen, nicht wie ein Vergeltungsschlag. Die Seelen jener Chelgrianer, die nach dem Gebot der Ehre und Pietät im Limbo harren, werden Eingang in den Himmel finden. Die Kultur wird einen Schlag erleiden, der jede Nabe, jedes Gehirn, jeden Menschen betreffen wird. Wir werden unsere streng numerische Rache haben, aber wir werden zusätzlich eine Genugtuung bekommen, die keine weiteren Leben kostet, sondern nur auf dem Unbehagen unserer Feinde beruht, jener Leute, die tatsächlich einen nicht provozierten Überraschungsangriff gegen uns durchgeführt haben. Verstehen Sie, Quilan?«
    »Ich verstehe, Estodus.«
     
    »Schauen Sie sich das an, Major Quilan!«
    »Ich schaue, Estodus.«
    Sie hatten die Raumstation, die sich in der Umlaufbahn befand, verlassen. Er und Visquile befanden sich in einem Zwei-Personen-Boot, einem Leichtflitzer. Die beiden fremdweltlichen Drohnen waren in einem etwas größeren kegelförmigen Fahrzeug mit schwarzem Rumpf neben ihnen.
    Eines der alten Druckcontainment-Fahrzeuge der Raumstation hatte einen wohl durchdachten Ausbruch erlitten, der genau aussah wie eine zufällige Katastrophe aufgrund einer langzeitigen Vernachlässigung. Es stürzte in eine geänderte Umlaufbahn, und seine neue Richtung brachte es schnell zu dem gewaltigen Energiestrom, welcher aus der der Luftsphäre zugewandten Seite des Sonnenmondes herausbrach.
    Sie sahen eine Zeit lang zu. Die Station schwenkte näher und immer näher zum Rand der unsichtbaren Lichtsäule. Das Deckendisplay des kleinen Leichtflitzers zeigte mit einer Linie an, wo dieser Rand war. Kurz bevor die Station auf den Perimeter der Säule traf, sagte Visquile: »Der letzte Sprengkopf war keine Attrappe, Major. Er war echt. Das andere Ende des Wurmloches liegt möglicherweise im Innern des Sonnenmondes oder vielleicht auch im Innern von etwas sehr Ähnlichem, weit, weit weg. Die Auswirkung der betreffenden Energien wird vergleichbar sein mit dem, was der Masaq’-Nabe widerfahren wird. Deshalb sind wir hier und nicht irgendwo anders.«
    Die Station traf nicht ganz den Rand der Lichtsäule. Einen Augenblick, bevor es so weit gewesen wäre, wurde ihre sich drehende, unregelmäßig konfigurierte Form durch einen erschreckenden, blendend grellen Lichtausbruch ersetzt, der dazu führte, dass die Decke des Leichtflitzers sich über die Hälfte seiner Ausdehnung schwärzte. Quilan schloss instinktiv die Augen. Das Nachbild brannte hinter seinen Lidern, gelb und orangefarben. Er hörte Visquile grunzen. Um sie herum summte und klackte und heulte das kleine Boot.
    Als er die Augen wieder öffnete, war nur noch das Nachbild da, orangefarben leuchtend gegen das anonyme Schwarz des Raums und vor seinen Augen hüpfend, sobald er die Blickrichtung änderte, in dem – vergeblichen – Versuch, zu sehen, was von der getroffenen, schlingernden Raumstation noch übrig war.
     
    ~Da!~
    ~Das hat mir einen guten Eindruck gemacht. Ich glaube, du hast es geschafft. Gut gemacht, Quil.~
     
    »Da!«, sagte Tersono und legte einen Ring aus rotem Licht auf den Bildschirm, über eine Seengruppe in einem Kontinent. »Da liegt das Sullien-Stadion. Der Aufführungsort für das morgige Konzert.« Die Drohne wandte sich dem Avatar zu. »Ist alles für das Konzert vorbereitet, Nabe?«
    Der Avatar zuckte die Achseln. »Alles ist bereit, bis auf den Komponisten.«
    »Ach, in bin sicher, er führt euch nur an der Nase herum«, sagte Tersono schnell. Sein Aurafeld leuchtete deutlich in rubinrotem Licht. »Natürlich wird Kst. Ziller zu dem Anlass erscheinen. Wie könnte es anders sein? Er wird kommen. Davon bin ich fest überzeugt.«
    »Ich wäre mir dessen nicht so sicher«, brummte Kabo.
    »Doch, er kommt bestimmt. Ich bin sehr zuversichtlich.«
    Kabo wandte sich an den Chelgrianer. »Sie werden Ihrer Einladung doch folgen, nicht wahr, Major Quilan?… Major?«
    »Wie bitte? Oh. Ja. Ich freue mich schon darauf. Natürlich.«
    »Na ja«, sagte Kabo und nickte heftig, »man wird notfalls einen anderen Dirigenten finden, wage ich

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