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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Ordonnanz anzudienen?~
    ~Das bezweifle ich, Sir. Vielleicht erfüllt sie uns einige Wünsche, wenn wir sie in netter Form darum bitten.~
    ~Hoch!~
    ~Bis jetzt machen alle den Eindruck, als wären sie bemüht, eine beflissene Liebenswürdigkeit an den Tag zu legen.~
    ~Richtig. Verdammt verdächtig.~
     
    Quilan wurde von der Drohne umhegt, die sich zu seinem Erstaunen tatsächlich wie ein beinahe lautloser und sehr emsiger Diener verhielt, indem sie seine Kleider reinigte, seine Ausrüstung ordnete und ihn in die minimale – beinahe nicht existierende – Etikette einwies, die an Bord des Kultur-Schiffs gepflegt wurde.
    Am ersten Abend fand etwas statt, das man als offizielles Essen hätte bezeichnen können.
    ~Trägt man hier immer noch keine Uniformen? Wir haben es wohl mit einer ganzen Gesellschaft von Dissidenten zu tun? Kein Wunder, dass ich sie hasse.~
    Die Mannschaft behandelte Quilan mit artiger Zurückhaltung. Er erfuhr so gut wie nichts von ihnen oder über sie. Anscheinend verbrachten sie viel Zeit in Simulationen und hatten wenig Zeit für ihn. Er fragte sich, ob sie einfach nichts mit ihm zu tun haben wollten, aber es war ihm gleichgültig, selbst wenn es so war. Er war froh, dass er viel Zeit für sich selbst hatte. Er stöberte in ihren Archiven und der schiffseigenen Bücherei.
    Hadesh Huyler beschäftigte sich mit seinen eigenen Studien, indem er sich endlich in die Informationen über Geschichte und Soziales vertiefte, die zusammen mit seiner eigenen Persönlichkeit in die Seelenhort genannte Einrichtung in Quilans Kopf hineingepackt worden waren.
    Sie einigten sich auf eine Methode, die Quilan ein wenig Intimsphäre gewährte: wenn nichts Wichtiges stattfand, dann würde sich Huyler für eine Stunde vor dem Einschlafen und eine Stunde nach dem Aufwachen aus Quilans Sinnen lösen.
    Huylers Reaktion auf die detaillierte Geschichte des Kastenkrieges, der er sich entgegen Quilans Rat als Erstes gewidmet hatte, verlief von Erstaunen, Ungläubigkeit, Empörung, Wut und schließlich – als die Rolle der Kultur deutlich wurde – zu Zorn, gefolgt von eisiger Ruhe. Quilan spürte im Laufe des Nachmittags diese unterschiedlichen Empfindungen des anderen Wesens in seinem Kopf. Es war unerwartet anstrengend.
    Erst später kehrte der alte Soldat zum Anfang zurück und studierte in chronologischer Reihenfolge all die Geschehnisse, die sich seit seinem Körpertod und seiner Persönlichkeitseinlagerung ereignet hatten.
    Wie alle wiederbelebten Konstrukte musste Huylers Persönlichkeit immer noch schlafen und träumen, um stabil zu bleiben, obwohl dieser komaähnliche Zustand in einer Art Zeitraffer-Schnelligkeit ablaufen konnte, was bedeutete, dass er, anstatt die ganze Nacht zu schlafen, mit weniger als einer Stunde Ruhe auskam. In der ersten Nacht schlief er in der gleichen Realzeit wie Quilan; in der zweiten Nacht verbrachte er mehr Zeit mit Studieren als mit Schlafen und nahm nur an der kurzen Periode des einer Bewusstlosigkeit ähnlichen Tiefschlafs teil. Am nächsten Morgen, als Quilan nach der Gnadenstunde den Kontakt wieder aktivierte, sagte die Stimme in seinem Kopf ~Major.~
    ~Sir.~
    ~Sie haben Ihre Frau verloren. Es tut mir Leid. Das habe ich nicht gewusst.~
    ~Ich rede darüber nicht viel, Sir.~
    ~War das die andere Seele, nach der Sie auf dem Schiff, auf dem Sie mich gefunden haben, gesucht haben?~
    ~Ja, Sir.~
    ~Sie gehörte ebenfalls der Armee an?~
    ~Ja, Sir. Ebenfalls im Rang eines Majors. Wir haben uns gemeinsam verpflichtet, vor dem Krieg.~
    ~Sie muss Sie sehr geliebt haben, dass sie Ihnen in die Armee gefolgt ist.~
    ~Eigentlich war es eher so, dass ich ihr gefolgt bin, Sir; es war ihre Idee, sich zu melden. Es war auch ihre Idee zu versuchen, die im Militärinstitut auf Aorme eingelagerten Seelen zu retten, bevor die Rebellen dorthin gelangten.~
    ~Das hört sich ganz nach einer typischen Frau an.~
    ~Das war sie, Sir.~
    ~Es tut mir sehr Leid, Major Quilan. Ich selbst war nie verheiratet, aber ich weiß, wie es ist, zu lieben und zu verlieren. Ich möchte Sie nur meines Mitgefühls versichern, das ist alles.~
    ~Danke. Sehr freundlich von Ihnen.~
    ~Ich glaube, vielleicht sollten wir beide ein bisschen weniger studieren und etwas mehr miteinander reden. Für zwei Leute, die auf eine so intime Art miteinander verbunden sind, haben wir uns gegenseitig noch nicht viel voneinander erzählt. Was meinen Sie, Major?~
    ~Ich halte das für einen guten Vorschlag, Sir.~
    ~Wir wollen damit anfangen, dass wir das

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