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Blicke windwärts

Blicke windwärts

Titel: Blicke windwärts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Handgelenksknöpfe, um die Motorblätter in Schwebestellung zu drehen und seinen Sinkflug fortzusetzen. Blut stieg ihm in den Kopf und fügte ein weiteres Tosen dem des Windes hinzu; die blaue Sicht pulsierte und verdunkelte sich. Seine Halskette – ein Geschenk von seiner Tante Silder, das er kurz vor seiner Abreise erhalten hatte – rutschte ihm unters Kinn.
    Er ließ die Propeller für einige Zeit im Leerlauf, dann gab er wieder Energie ein. Er hatte immer noch einen schweren Kopf und fühlte sich irgendwie niedergedrückt, aber das war auch schon seine schlimmste Empfindung. Sein Sturz mit dem Kopf voran wurde zu einem langsamen Fall, die dicke Luft schüttelte ihn nicht mehr, und der Propellerstrahl wurde zu einer sanften Brise. Schließlich hielt er inne. Er war klug genug, nicht den Versuch zu unternehmen, auf den Fußreifenmotoren zu balancieren. Er würde das Cape aktivieren und sich von ihm hinauftragen lassen.
    So hing er also in zweckmäßiger Reglosigkeit da, mit dem Kopf nach unten, während die Knöchelmotoren sich träge in der dicken Luft drehten.
    Er kniff die Augen zusammen.
    Da unten war etwas, tief unten, fast, aber nicht ganz im Dunst verloren. Eine Gestalt. Eine sehr große Gestalt, die beinahe den gleichen Teil seines Sichtfeldes ausfüllte, wie es seine ausgestreckten Hände getan hätten, und doch so weit entfernt, dass sie im Dunst kaum sichtbar war. Er blinzelte, wandte den Blick ab und sah dann wieder hin.
    Ganz bestimmt war etwas dort. Der flossenbestückten Luftschiffform nach zu urteilen, handelte es sich um ein weiteres Behemothaurum. Doch Yoleus hatte geäußert, dass Muetenive sie auf unübliche, noch nie dagewesene Weise, beinahe schmerzhaft und unverschämt weit hinunter geführt hatte, sodass es Uagen sehr seltsam erschien, ein weiteres dieser gigantischen Geschöpfe noch um einiges tiefer als das flirtende Paar zu sehen. Die Gestalt sah auch irgendwie nicht richtig aus. Da waren zu viele Flossen, und in der Aufsicht – von der sehr vernünftig erscheinenden Annahme ausgehend, dass er von oben auf den Rücken blickte – wirkte das Ding asymmetrisch. Sehr ungewöhnlich. Sehr beunruhigend.
    In der Nähe war ein Flattergeräusch zu hören. »Hier ist Ihr Hut.«
    Er wandte sich um und sah 974 Praf an, die in der dichten Luft langsam mit den Flügeln schlug und seine quastengeschmückte Kopfbedeckung im Schnabel hielt.
    »Oh, danke«, sagte er und setzte sich den Hut mit kräftigem Schwung auf.
    »Haben Sie den Stift?«
    »Umm. Ja, ja, habe ich. Sehen Sie, dort unten! Erkennen Sie etwas?«
    974 spähte hinab. Schließlich sagte sie: »Da ist ein Schatten.«
    »Ja, nicht wahr? Finden Sie, dass er wie ein Behemothaurum aussieht?«
    Die Dolmetscherin neigte den Kopf zur Seite. »Nein.«
    »Nein?«
    Die Dolmetscherin neigte den Kopf zur anderen Seite. »Ja.«
    »Ja?«
    »Nein und ja. Beides zugleich.«
    »Ah-ha.« Er blickte wieder hinunter. »Ich frage mich, was das sein könnte.«
    »Das frage ich mich auch. Sollen wir zum Yoleus zurückkehren?«
    »Umm. Ich weiß nicht. Meinen Sie, wir sollten?«
    »Ja. Wir sind ziemlich weit gefallen. Ich kann den Yoleus nicht mehr sehen.«
    »Oh! Oh, du meine Güte!« Er blickte nach oben. Und tatsächlich, die riesige Gestalt war im Dunst verschwunden. »Ich sehe. Oder vielmehr, ich sehe nicht. Ha ha!«
    »Eben!«
    »Umm. Trotzdem, ich wüsste gern, was das da unten ist.«
    Der Schemen unter ihnen blieb anscheinend an ein und derselben Stelle. Luftströmungen im Dunst ließen ihn für ein paar Augenblicke beinahe verschwinden, sodass nichts zurückblieb als ein Nachbild im Auge, was die Vermutung nahe legte, dass er immer noch da war. Und dann war er wieder erkennbar, aber immer noch nicht mehr als eine Form, ein um eine Nuance dunklerer blauer Schatten im gewaltigen Luftgolf unter ihnen.
    »Wir sollten zum Yoleus zurückkehren.«
    »Meinen Sie, Yoleus hat eine Ahnung, was das sein könnte?«
    »Ja.«
    »Es sieht doch aus wie ein Behemothaurum, oder nicht?«
    »Ja und nein. Vielleicht ist es krank.«
    »Krank?«
    »Verletzt.«
    »Verletzt? Was kann… wie können Behemothauren verletzt werden?«
    »Das ist in der Tat sehr ungewöhnlich. Wir sollten zum Yoleus zurückkehren.«
    »Wir könnten uns die Sache genauer ansehen«, schlug Uagen vor. Er war sich selbst nicht ganz sicher, ob er das wollte, aber er hatte das Gefühl, dass er es vorschlagen musste. Schließlich war das Ganze irgendwie interessant. Andererseits war es auch ein wenig

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