Blind Date Mit Einem Rockstar
leerte ich meinen Kaffee in die Topfpflanze neben mir, die daraufhin gleich einen ungesünderen Eindruck machte.
»Das fragst du noch?« Ich zog eine Augenbraue hoch. »Du hörst doch, wie Serena redet. Dass sie nicht gerade normal ist, muss Serena doch nicht wiederholen?«
»Ach, das finde ich nicht schlimm.« Simon lehnte sich lächelnd im Sessel zurück. »Es ist irgendwie ganz niedlich. Du wirkst dadurch nicht wie achtzehn, sondern eher wie …, sagen wir mal, dreizehn. Ich wette, mit dreizehn hast du dich wie eine Achtzehnjährige aufgeführt.«
Ich sog scharf die Luft ein und wandte den Blick ab. »Leck … Okay, diesen Satz spricht Serena jetzt nicht aus.«
Simon schnicherte leise und trank mit Genuss – ich wiederhole: mit Genuss – seinen Kaffee aus.
Mir wurde richtig schlecht beim Zusehen.
»Lach nicht«, fuhr ich ihn an. »Das ist … Okay, es ist witzig, aber nur, weil es witzig ist, musst du nicht lachen!«
»Das ergibt wieder einmal überhaupt keinen Sinn«, lachte Simon.
»Ach, halt doch einfach die Klappe, Simon«, zischte ich ihn an.
»Sind wir denn schon so vertraut miteinander, dass du mich mit meinem richtigen Namen ansprechen darfst?«, neckte er mich weiterhin. »Sehr interessant. Darf ich dir im Gegenzug einen Spitznamen verpassen?«
»Nein, kein Spitzname!«, sagte ich schnell.
Wenn Simon mich nur einmal mit Sera ansprechen würde, würde ich in Tränen ausbrechen. Ich war keine Person, die nahe am Wasser gebaut war, wie man so schön sagt, aber die ganzen Erinnerungen – die Liebe zu Simon unter anderem –, die mit meinem Namen verbunden waren, würden mich zu einem emotionalen Tiefflug bewegen. »Und Serena nennt dich sicher nicht Snake. Du nennst Serena zwar kindisch, aber du bist hier der Kindskopf.«
»Ich wollte sowieso nie mit Snake angesprochen werden«, entgegnete er achselzuckend. »Alex hat nur immer gemeint, dass Mädels auf Künstlernamen stehen.«
Er verdrehte die Augen, ebenso wie ich. Ich konnte mich noch gut an die ganzen Streitereien zwischen Alex und Zoey erinnern, weil sie ihn auf keinen Fall mit Acid ansprechen wollte. Ironischerweise hatte sie jetzt selbst einen Künstlernamen.
»Bin ich froh, dass Zoey ihn von dem Trip ein wenig runtergebracht hat.«
»Hat ewig gedauert«, murmelte ich. »Ich hoffe, dass Zoey immer Alex Freundin bleibt, weil Serena sie sicherlich nicht noch einmal verkuppelt.«
»Ich glaube, dass es halten kann«, pflichtete mir Simon bei. »Fast jeder von uns hat eine besondere Beziehung zu seiner ersten Liebe.«
Ich schluckte schwer, ließ mir aber meine Unsicherheit nicht anmerken.
»Willst du noch bleiben oder können wir gehen?«, fragte mich Simon, der einen Zehneuroschein aus seiner Geldbörse herauskramte. »Ich habe in einer Stunde noch eine kleine Bandprobe, und Alex und Zoey regen sich auf, wenn ich ihren Zeitplan ruiniere.« Simon legte den Schein für Alexandro auf den Tisch – er lud mich also ein!
»Äh, natürlich können wir gehen«, sagte ich.
Oh mein Gott, anscheinend sah Simon das Ganze doch als Date!
Schweigend führte ich Simon zu der Wohnsiedlung, in der ich mit meiner Mutter lebte.
»Ähm …, hier wohnt Serena«, ich deutete auf das blaue Haus. »Danke für alles. Wir sehen uns dann später.«
Und eigentlich wollte ich mich mit diesen netten Abschiedsworten aus dem Staub machen.
»Serena, du hast etwas vergessen«, meinte Simon. »Etwas sehr Wichtiges sogar.«
Ich wollte schon nach meiner Handtasche greifen, um zu überprüfen, ob ich etwas auf dem Weg nach Hause verloren hatte, aber Simon hatte bereits seine Hände auf meine Hüften gelegt.
Ein klein wenig erschrocken von seiner Berührung fuhr ich mit dem Kopf hoch und erhaschte einen kurzen Blick in seine Augen, bevor er seine Lippen sanft auf meine presste. Völlig perplex wegen dieser unvorhersehbaren Aktion brauchte ich einige Zeit, um zu realisieren, dass das ein Kuss war.
Simon küsste mich.
Da ich keine Anomalitäten wie sprechende Vögel oder rosarote Bäume bemerkte, handelte es sich wohl nicht um einen Traum. Simon küsste mich in der wirklichen Welt und nicht in einem Traum oder einem abgedrehten Paralleluniversum.
Ich erlaubte mir kurz – nur für einen winzigen Moment –, den Kuss zu genießen, der sich mir so unverschämt aufgedrängt hatte und öffnete meine Lippen.
»Warum hast du das getan?«, hauchte ich atemlos, weil mir die kleine Überraschung die Luft genommen hatte.
»Wir hatten ein Date und ich habe dich danach
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