Blind Date mit Folgen - Roman
aufgetaucht?
Hätte sie eher auf den Punkt kommen sollen, anstatt sich mit brennenden Kohlen und sprühenden Funken umständlich auszudrücken, was man einfach und direkt sagen konnte?
Aber was wollte sie denn schreiben? Und wieso erzählte sie einem Fremden überhaupt solche Dinge?
Sie ging ins Badezimmer und putzte sich die Zähne. Pacino kam angeschlichen und strich ihr leise schnurrend um die Beine. Sie nahm ihn hoch und kuschelte ihr Gesicht an seines, gab ihm einen Kuss und kraulte zärtlich seine Ohren. Er ließ es eine Weile geschehen, dann entzog er sich ihrer Umarmung und suchte das Weite. Typisch Mann. Ja nicht zu viel Nähe zulassen. Sie zog sich ein frisches T-Shirt an und legte sich in ihr Baldachin-Bett. Da fiel ihr ein, dass sie vor lauter Chat vergessen hatte, Eveline zu fragen, wie ihr Abend mit John verlaufen war. Sie stand auf, holte ihr Handy aus der Küche und kehrte zurück ins Bett, wo sie ihrer Freundin eine kurze SMS schrieb und sich nach dem neusten Stand der Dinge erkundigte.
Sie schlug die Decke zurück, mitten in der Nacht. Maira war aufgewühlt. Es lag am Chat. Das Gespräch mit ihm. Sie sollte die Flirterei nicht zu ernst nehmen, mahnte sie sich, es war nur ein Chat. Morgen würde sie ihn bereits vergessen haben.
Sie wälzte sich hin und her und immer wieder tauchten Bilder von FEUER33 auf, Umrisse einer großen, muskulösen Gestalt, sodass ihr noch heißer wurde und sie das T-Shirt hochschob. Dabei fuhren ihre Finger über ihren weichen Bauch und streichelten ihn sanft, dann wanderte die Hand weiter, glitt über ihre Brust. Sie hielt ihre Augen geschlossen und stellte sich vor, er schenkte ihr diese Zärtlichkeiten. Ihre Hüften bewegten sich rhythmisch, als ob ihr Körper durch seine Kraft gesteuert wurde. Je schneller ihr Atem ging, desto mehr spürte sie seine Anwesenheit. Als es so weit war, fühlte sie ihn mit solcher Stärke in sich, dass ihr Körper erbebte und sie laut aufstöhnte.
Es war 4 Uhr morgens als Maira erwachte. Sie hatte von Yaron geträumt. Ihr Haar klebte an ihren Wangen und ihr Herz klopfte heftig. Sie konnte sich an nichts Genaues erinnern, aber er war so stark präsent in ihren Gedanken, dass sie ihn körperlich neben sich spürte. Da sie nicht so schnell wieder einschlafen konnte, schlüpfte sie aus dem Bett und holte sich ein Glas Wasser aus der Küche. Morgen war Montag, was einerseits hieß Redaktionssitzung um 8, statt wie sonst um 9 Uhr, und zum anderen, dass sie unbedingt pünktlich sein musste, wollte sie nicht, dass ihr die besten Themen von den Kollegen weggeschnappt wurden.
Sie setzte sich an den Couchtisch im Wohnzimmer und wollte ihre Kolumne, die heute Abend für den Dienstag in Druck ginge, am Laptop nochmals überarbeiten. Dann überlegte sie es sich anders und zündete ein Räucherstäbchen mit Opiumaroma an. Sie musste erst etwas herunterkommen, sonst brachte sie keine vernünftigen Sätze zustande. Sie holte ihr Meditationskissen aus dem Wandschrank und legte es vor der Pflanzenwand zu Boden. Im Schneidersitz nahm sie darauf Platz, faltete ihre Hände im Schoss, schloss die Augen und begann mit Atemübungen. Ihre Konzentration währte jedoch keine Sekunde lang, ständig prasselten Gedanken an Yaron auf sie ein und es gelang ihr nicht, diese zu verdrängen. Wieso war sie nur so aufgewühlt? Sie lenkte den Fokus erneut auf ihre Atmung und versuchte, jede andere geistige Regung zu unterdrücken. Diesmal hatte sie mehr Erfolg und für eine Weile schwebte sie im Raum. Sie spürte weder Arme noch Beine und war wie schwerelos. Der orientalische, narkotische Duft von Opium lag in der Luft. Ein überwältigendes Wohlgefühl machte sich in ihrem Körper breit. Nichts war mehr wichtig. In diesem Zustand war sie mit sich im Reinen. Leider hielt dieser Moment nicht lange an und flutartige Gedankenströme rissen sie bald wieder aus ihrer inneren Balance. Sie stand auf und sah auf die Uhr. 4 Uhr 25. Immerhin hatte sie 20 Minuten geschafft.
Maira ließ sich am Couchtisch nieder und startete den Computer. Sie öffnete die Datei mit der Mister-Schweiz-Kolumne. Borer hatte sie dazu genötigt, ihre Dienstagskolumne über die dämlichen Mister-Wahlen zu schreiben, die morgen Abend stattfanden. Vehement hatte sie sich dagegen gewehrt und an der Morgensitzung vom letzten Freitag dafür gekämpft, einen Text über das Zürcher Fußballstadion verfassen zu dürfen, das wegen des Gebrauchs des Einspracherechts von ein paar wenigen linken und grünen
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