Blind Date mit Folgen - Roman
mit seinen Argumenten überzeugte. Frank hielt sich zurück und war dann für die technischen Fragen rund um die Ausführung zuständig. Zusammen ergänzten sie sich wunderbar und mit ihren fünf Angestellten, von denen jeder auf seinem Gebiet viel Talent mitbrachte – von der Grafik über das Texten bis hin zur Medienschulung für die Kunden vor der Kamera –, war ihre Firma zu einem kleinen, geschliffenen Diamanten geworden. Sie konnten es sich sogar leisten, Büroräume an der Toplage Alexanderplatz zu mieten und diese äußerst stilvoll einzurichten. Dies kostete natürlich eine Stange Geld, aber wenn man Menschen und deren Firmen beraten und nach außen vertreten wollte, fing die Repräsentation bei einem selbst an, schlussendlich verkaufte man nicht nur seine Dienste, sondern vor allem seine eigene Person. Für den Kundenempfang benötigten sie deshalb ein Büro, das verkörperte, wofür ihre Agentur stand: Kreativität, Ehrlichkeit und Nachhaltigkeit. Dementsprechend hatten sie nicht gespart und nebst erlesenen Möbeln – alle in Schwarz-, Weiß- und Grautönen gehalten – Deborahs Innenarchitekten angeheuert, der ihnen half, die gewünschte Stilrichtung zu finden und den Räumen eine natürliche, inspirierende Ausstrahlung zu verleihen.
Ohne Frank wäre er nie in der Lage gewesen, mit der Agentur in so kurzer Zeit den Erfolg zu erzielen, von dem sie jetzt beide gut leben konnten. Seit er ihn damals bei seinem ehemaligen Job in einer anderen Agentur kennenlernte und mit ihm zusammen gearbeitet hatte, war er trotz enormen Druck und harten Zeiten nie von ihm enttäuscht worden. Auf den schmächtigen, aber herzensguten Frank war immer Verlass.
»Guten Morgen, Alex.« Er nestelte an seinen Akten herum und wirkte angespannt und müde. Frank war nicht nur Teilhaber der Firma, sondern im Laufe der letzten Jahre auch ein Freund geworden.
»Morgen, Frank, alles klar?«
»Na ja, es geht. Ich muss gleich los, ich hab ein Treffen wegen der Beauline-Kampagne.« Beauline, der Kosmetikmulti, ein Riesenauftrag. Von über 40 Top-Bewerbern aus ganz Deutschland hatte die Agentur Olin/Sailer vor zwei Wochen den ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen und durfte gemeinsam mit einer Werbeagentur die ganze Palette von Plakaten, Broschüren, TV- und Radiowerbung entwerfen. Außerdem wurden sie beauftragt, den international tätigen Kosmetikriesen exklusiv in Sachen Public Relations zu vertreten. Ein lukratives Geschäft, das Geschäft mit der Schönheit.
Sie war sicher auch schön. Wie sie wohl aussah?
»Alex?«
»Sorry. Gibt es Probleme mit Beauline?«
»Ich sagte, dass ich gleich mit dem CEO ein Treffen wegen der neuen Inserate hab«, wiederholte Frank. »Vorhin am Telefon hat er angekündigt, dass ihre gesamte Geschäftsleitung spontan nächstes Wochenende zum Golfen geht, und wir sind eingeladen. Von ihm höchstpersönlich. Das heißt, wir sollten da mitgehen.«
»Wann ist das?«
»Das Turnier beginnt Samstagmorgen und dauert ungefähr bis Sonntagnachmittag. Da machen wir mit, oder? Die wollen uns kennenlernen.«
Natürlich sollten sie hingehen – zumindest einer von ihnen – schließlich erhält man so große Aufträge nicht unbedingt, weil sein Projekt bei der Präsentation das Beste war – es waren bekanntere Agenturen mit komplexeren Kampagnen vorstellig gewesen –, sondern vor allem, weil dem Entscheidungsträger seine Visage besser gepasst hatte. Ganz einfach. Er konnte in wenigen Sätzen besser als die Konkurrenz auf die Wünsche und Anliegen vom Marketing- und Sponsoringchef, Beaulines Nummer Zwei, eingehen. Er besaß schon immer die Fähigkeit, Leute von seinen Ideen zu begeistern und ihnen seine Vorstellungen zu verkaufen. Aber die Beziehung musste auch nach einem Abschluss gepflegt werden.
»Mhhh, am Wochenende? Shit, das ist ungünstig, hab schon Pläne.« Das Treffen mit SECRETS kam ihm in die Quere. Sollte er es um eine Woche verschieben? Aber sie hatte ja noch gar nicht zugesagt.
»Kannst du die nicht ändern? Deborah wird das bestimmt verstehen. Wie sieht das aus, wenn wir bereits bei der ersten Einladung passen?«
Das würde tatsächlich keinen sehr guten Eindruck hinterlassen. Andererseits kam die Anfrage sehr kurzfristig und die konnten nicht erwarten, dass jeder für ein bisschen Golfen gleich alle Pläne über den Haufen warf.
»Weißt du, was? Absagen kann ich es nicht mehr, aber ich muss eh noch eine Antwort abwarten, ob es überhaupt zustande kommt. Kann sein, dass es nicht klappt. Ich
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