Blind Date mit Folgen - Roman
ist allerdings noch nicht sicher, morgen weiß ich mehr. Lass uns dann weiterreden. Ich muss mich jetzt ausloggen. Bin nur noch im Chat geblieben, um dir das zu schreiben. Bist du morgen Abend wieder da? Bei mir kann es aber spät werden.
Er war nur ihretwegen noch hier, das gefiel ihr.
von SECRETS an FEUER33:
Weiß noch nicht, abends bin ich wahrscheinlich nicht zu Hause. Aber ich werde sicher mal reinschauen. Schaf gut & süße Träume. Secrets.
Natürlich war sie morgen Abend zu Hause, wo denn sonst.
FEUER33:
Ich werde was Schönes träumen. :-) Feuer.
Maira fuhr zufrieden den Computer herunter. Die Glut war entflammt.
12
Am Dienstagmorgen holte ihn der Wecker um 8 Uhr aus dem Schlaf. Es drangen keine Geräusche zu ihm, ein Zeichen, dass Deborah mit Michel bereits weg war. Sie war ein Morgenmensch und fuhr gern früh ins Büro.
Alex quälte sich aus dem Bett und stolperte ins Badezimmer. Er hatte wieder schlecht geschlafen und sein Nacken schmerzte.
Beim Zähneputzen dachte er an den Chat. SECRETS. Geheimnisse. Sein Geheimnis. Er würde ihr heute ein Treffen vorschlagen, da war er sich nun sicher. Allerdings musste es bis spät am Abend warten, er hatte ja Deborah ein Abendessen im ›Bocca di Bacco‹ versprochen. Bevor er SECRETS die Einzelheiten seiner Idee erzählte, wollte er seine Frau auf seine Abwesenheit am Wochenende vorbereiten. Ihre Stimmung war seit Sonntag zwar besser geworden, trotzdem würde sie es nicht gern hören, wenn er Samstag und Sonntag schon wieder geschäftlich weg musste, während er den Italienurlaub vor sich hinschob.
Deborah hatte zwar seit jeher Verständnis für seine Arbeit und die vielen Überstunden aufgebracht. Sie war ja selbst die Karriereleiter ganz schön nach oben geklettert, als sie Partnerin in einer renommierten Berliner Kanzlei geworden war. Nicht selten mussten ihre Eltern oder das Kindermädchen wegen Michel einspringen. Aber Alex spürte, dass ihre Toleranzgrenze momentan recht niedrig und ihre Geduld praktisch am Ende war und es wegen einer Kleinigkeit zum Riesenkrach kommen könnte, wenn er nicht aufpasste.
Er stieg unter die Dusche und während das Wasser über seinen Körper floss und ihn abkühlte, dachte er wieder an sie. Er vermisste dabei ein schlechtes Gewissen. Aber wieso sollte er eines haben? Es war ja nichts passiert. Er stellte das Wasser noch eine Spur kälter und schloss die Augen.
Und wenn schon. Er war auch nur ein Mensch. Sein Leben lang hatte er danach gestrebt, Gutes zu tun und stark zu sein, für sich, besonders aber für seine Familie, als sie schwere Zeiten durchlebten. Er hatte die Verantwortung auf sich genommen, die Konsequenzen seiner Handlungen getragen und sich selbst wieder aufgebaut, als er ganz unten gelandet war. So weit er zurückdenken konnte, hatte er sich stets bemüht, an die von seinen Eltern vermittelten Werte zu glauben und die vorgegebenen Muster zu befolgen, auch wenn er niemals wissen würde, ob seine Entscheidungen richtig gewesen waren oder nicht. Nun trat aus heiterem Himmel eine Frau in sein Leben und ein Teil seiner Werte schien ins Wanken zu geraten. Zum ersten Mal in seiner Ehe zog ihn eine andere an und weckte etwas in ihm. Was daraus wurde, daran wollte Alex nicht denken. Er schüttelte diese verwirrenden Gedanken ab und stieg aus der Dusche. Er rasierte sich, zog sich an und nahm das Frühstück zu sich.
Dann ging er ins Arbeitszimmer, packte ein paar Dokumente in seine Mappe und trat vor den Fahrstuhl, der direkt in die Wohnung führte. Gerade als er den Aufzug betreten wollte, summte sein Handy. Er kramte es aus der Hosentasche und sah eine SMS mit einer unbekannten Nummer und einer ausländischen Vorwahl auf dem Display. Die SMS war jedoch leer, ohne jede Mitteilung. Das machte ihn stutzig, denn er bekam so gut wie nie Nachrichten aus dem Ausland. Es musste ein Versehen gewesen sein. Alex fuhr in die Tiefgarage und lief zu seinem Wagen.
Eine Dreiviertelstunde später saß er am Schreibtisch seines klimatisierten Arbeitsraumes im achten Stock eines Bürohauses mit Blick auf den Alexanderplatz und ging die Anfrage eines neuen Kunden durch. Da klopfte es.
»Ja?«, rief Alex und die Tür öffnete sich im selben Moment. Sein Geschäftspartner Frank Olin steckte den Kopf herein. Er war der Ruhigere, Introvertierte von beiden, eine Art stiller Schaffer im Hintergrund, aber extrem kompetent. Wenn sie zusammen etwas präsentierten, war es stets Alex, der vortrug und die Leute
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