Blind Date mit Folgen - Roman
gebe dir schnellstmöglich Bescheid und solange meldest du nur dich an.« Natürlich erzählte er ihm nichts von seinem geplanten Abstecher nach München. »Schlimmstenfalls gehst du alleine hin. Du vertrittst die Firma, sagst denen, ich sei krank oder weiß Gott was. Meine Abwesenheit können sie sicher verkraften, es ist nur wichtig, dass einer von uns sich dort blicken lässt.« Frank schien zu überlegen. »Du hast fürs nächste Mal was gut bei mir«, schob Alex nach. »Und vielleicht kannst du ja dein Handicap verbessern.«
»Okay«, erwiderte Frank schließlich, ohne besonders glücklich darüber zu sein. »Kann ich machen. Aber dein Angebot hab ich gehört. Also, ich muss los zu Beauline, bis später.«
»Bis dann, und viel Glück«, rief Alex ihm nach und das schlechte Gewissen nagte an ihm. Er verdrängte das Gefühl und sah auf seine Armbanduhr. Er wählte die Nummer seiner Eltern. Mit der Zeitverschiebung musste es dort jetzt ungefähr Mittag sein. Nach dreimaligem Klingeln nahm sein Vater ab.
»Hallo?«
»Vater, ich bin’s.«
»Mein Sohn, wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?« Das war immer seine erste Frage. Er klang besorgt.
»Bei mir ist alles in Ordnung. Ich wollte nur hören, ob sich bei euch irgendetwas Außergewöhnliches getan hat. Du weißt schon, was ich meine.« Mehr brauchte er nicht sagen.
»Nichts. Alles ruhig. Müssen wir uns Sorgen machen? Ist wirklich nichts vorgefallen?«
»Nein, nein. Ist alles gut, wirklich. Ich wollte nur sichergehen.« Er hielt sich wie üblich kurz mit dem Telefonat.
»Dann mach’s gut, Papa, und grüße Mama und meine liebe Schwester von mir.«
»Mach ich. Pass auf dich auf.«
Immer nach dem knappen Wortwechsel mit seinem Vater befiel ihn ein Gefühl der Wehmütigkeit.
Um nicht völlig in diesen Strudel hineingerissen zu werden, loggte er sich bei ›Room2Chat‹ ein und suchte in seiner Mailbox vergeblich eine Nachricht von ihr. Wahrscheinlich war sie seit gestern nicht wieder im Chat gewesen. Ein flüchtiger Blick auf die Mitgliederliste gab ihm recht.
Alex vertiefte sich wieder in die Unterlagen des Kunden, aber es mangelte ihm eindeutig an Konzentration. Er schlug deshalb die Agenda auf und sah seine heutigen Termine durch. Außer einer Menge Administrativarbeit war nichts vorgesehen. Er entschloss sich kurzerhand, freizumachen und mit seinem Sohn etwas zu unternehmen. Einen Teil des Papierkrams würde er seiner Assistentin übergeben, der Rest konnte bis morgen warten und die Entscheidung für oder gegen den neuen Auftraggeber würde er zusammen mit Frank fällen. Einer der Vorteile, den die Selbstständigkeit mit sich brachte; man konnte seinen eigenen Arbeitsrhythmus wählen und den Tag auch mal gemütlich angehen. Außerdem brauchte er sich wegen ein paar unproduktiven Stunden keine Sorgen zu machen, Beauline allein brachte ihnen auf einen Schlag fast den halben Jahresumsatz ein.
Nach einem kurzen Telefonat mit Deborah erfuhr er, dass Michel am Dienstagnachmittag nicht im Kinderhort, sondern mit der Nanny zu Hause war. Sie freute sich über seinen Vorschlag und er fühlte sich in seiner Vaterrolle bestätigt.
Er sagte seiner Assistentin Bescheid, übertrug ihr die Aufgaben und bat sie, einen Tisch für den Abend im ›Bocca di Bacco‹ zu reservieren.
Da er noch bis 12 Uhr warten musste, bis er Michel aus dem Hort abholen konnte, wollte er beim Golfclub Berlin-Mitte ein Paar Abschläge am ›Trackman‹ trainieren. Er checkte auf der Homepage die Verfügbarkeit des Radar-Messgerätes. Es gab vor Mittag zwei freie Stunden und er trug er sich sofort für den Termin ein.
Als er in seinem kühlen Audi saß und die Leipzigerstraße entlangfuhr, kam ihm die SMS vom Morgen wieder in den Sinn. Er hatte vergessen, die Nummer nachzusehen. Er wusste nicht, warum, aber die leere Nachricht löste ein beklemmendes Gefühl in ihm aus. Er bog nach links in die Friedrichstraße ein und fuhr bis zur Zimmerstraße, wo er wieder links einbog. Aufgrund seiner zentralen Lage war Golf Berlin-Mitte ideal fürs Training zwischendurch. Er wendete seinen Wagen nochmals und steuerte in die Markgrafenstraße, wo er schräg gegenüber dem Club in der Axel-Springer-Garage parkte. Mit der Golftasche über der Schulter schlenderte er zum Clubhaus, meldete sich dort an und zog sich um. Dann marschierte er auf die Driving Range. Das Training mit dem modernen ›Trackman‹ war zwar einiges teurer als eine normale Übungseinheit, dafür zehnmal effizienter, denn mit
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