Blind Date mit Folgen - Roman
Mikrowelle zu schieben.
Alex deckte den Tisch und stellte Michel drei Minuten später einen Teller mit Chicken Nuggets und kleinen Croquetten vor die Nase. Während er aß, beobachtete er ihn und fand wieder einmal, dass er ihm sehr ähnlich sah. Er hatte zwar das rötliche Haar seiner Mutter – nur mit einem leichten Braunstich –, aber mit dem Gesicht kam er ganz nach seinem Vater, und er hatte schon jetzt die gleiche energische Kerbe im Kinn.
Zu Alex’ Erleichterung war der Teller rasch leer gegessen und Michel verabschiedete sich wieder in sein Zimmer, wo er sich seinen Playmobilfiguren widmete. Alex nahm sich vor, am Sonntagabend nach seiner Rückkehr wieder einmal Junior Monopoly oder Memory mit ihm zu spielen. Er kehrte an den PC zurück, wo ihre Nachricht bereits auf ihn wartete.
SECRETS:
Hi … Bist du da?
von FEUER33 an SECRETS:
Jetzt gerade gekommen. Hallo! Wie geht es dir?
SECRETS:
Gut, danke. Und dir?
von FEUER33 an SECRETS:
Alles bestens. Schön, dass du da bist. :-)
SECRETS:
Was ist nun mit deiner Idee von gestern?
Ups, sie kam aber rasch zur Sache. Na, warum nicht.
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und sah einen Moment lang aus dem Fenster. Die Dämmerung brach herein und ein paar dunkle Wolken zogen auf. Vielleicht gab es noch ein Gewitter heute Nacht, dann würde es hoffentlich endlich abkühlen. Er trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. Ein flaues Gefühl in der Magengegend machte sich breit, gleichzeitig verspürte er ein leichtes, nicht unangenehmes Kribbeln. So mussten sich Menschen auf dem Zehn-Meter-Turm im Schwimmbad kurz vor dem Absprung fühlen.
Nun lag der Ball also bei ihm. Er war tatsächlich im Begriff, etwas sehr Dummes zu tun. Oder zumindest vorzuschlagen.
Der Cursor blinkte unerbittlich. Wer A sagt, muss auch B sagen.
von FEUER33 an SECRETS:
Nun, ich dachte, wir könnten uns doch mal treffen, wenn du das auch willst. Jetzt, wo du meine Umstände kennst: bist du immer noch dabei?
Einen kurzen Augenblick zog die Filmszene aus ›Fatal Attraction‹ mit Michael Douglas und dem Kaninchen im siedenden Kochtopf an seinem inneren Auge vorbei. Er musste schmunzeln. Nimm’s locker, Alter, und mal nicht gleich den Teufel an die Wand.
SECRETS:
Ja.
Oh, Mann. Jetzt hat sie auch noch zugesagt. Anders herum wäre es einfacher gewesen.
von FEUER33 an SECRETS:
Dann hier meine Idee: Wir treffen uns an einem Ort, der ungefähr in der Mitte von Zürich und Berlin liegt, ich schlage vor: München. Vielleicht warst du ja schon mal dort, auf jeden Fall wäre es ein schöner, kleiner Ausflug. München ist eine coole Stadt und ich kenne dort ein nettes Hotel, wir könnten uns an der Bar treffen, ein Glas trinken und dann je nach Lust und Laune Essen gehen … oder sonst was. Was meinst du?
Eine Bar war neutrales Terrain und er hatte das Le Grand im Kopf, ein gediegenes Hotel, das zu einer französischen Kette gehörte und ihr sicher gefallen würde.
Es vergingen drei lange Minuten, ehe sie antwortete.
SECRETS:
Warum treffen wir uns nicht auf dem Zimmer?
Auf dem Zimmer? Alex schluckte trocken und der Hase im Kochtopf kam ihm wieder in den Sinn, diesmal sehr plastisch. Er war nicht sicher, ob ihm diese Direktheit gefiel. Er wollte ihr das gerade schreiben, als eine neue Nachricht kam.
SECRETS:
Meinen letzten Satz verstehe bitte nicht falsch. Ich will dich nicht im Zimmer treffen, damit ich mich so schnell wie möglich auf dich stürzen kann. :-)) Überhaupt nicht. Ich fände es einfach viel spannender, sich im Zimmer zu treffen, weil es dann … ich weiß auch nicht, es ist nicht so öffentlich. Und irgendwie prickelnd. Stell’s dir mal vor! Aber klar, du kennst mich nicht und hast keine Ahnung, wie ich aussehe und so. Ich könnte ja dein schlimmster Albtraum sein. ;-)
Nun lächelte er. Prickelnd wäre es schon …
von FEUER33 an SECRETS:
Wollen wir Fotos austauschen?
Warum wollte er sich mit ihrem Foto absichern? Schlimmstenfalls würde sie ihm nicht gefallen, man verabschiedete sich und das war’s. Sie sollte doch eigentlich diejenige sein, die Angst hatte, denn als Frau einen Unbekannten im Hotelzimmer zu treffen, war nicht gerade ungefährlich. Allein deshalb war ihm der Vorschlag nicht ganz geheuer. Natürlich war er ein Gentleman und würde alles tun, damit sie sich wohlfühlte, woher aber sollte sie das wissen?
SECRETS:
Finde ich nicht nötig. In Realität sieht man eh anders
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