Blind Date mit Folgen - Roman
hatten es sich auf dem Balkon mit ein paar Coronas gemütlich gemacht und weitergequasselt, was das Zeug hielt. Schließlich war Maira auch noch den Weg von ihrer Freundin bis zu sich nach Hause gerannt, was mit Alkohol im Blut gar nicht so einfach war, aber das Taxigeld wollte sie sich sparen. Wegen ihrer Träumerei von dunklen Hotelzimmern hatte sie einmal fast ein Rotlicht übersehen und erst lautes Gehupe hatte sie wieder zurück in die Realität geholt. Nun war sie fix und fertig.
Ohne etwas auszulassen, hatte sie ihrer Freundin die ganze Story brühwarm erzählt und auch nicht mit Details des Chats über glühendes Feuer und brennende Kohlen gespart. Sie musste dabei selbst Schmunzeln und die Komik der Situation war ihr bewusst geworden. Trotzdem ignorierte sie geflissentlich Eves teilweise unterdrücktes Kichern und noch bevor diese – gegen Ende der Erzählung – ihre Vorfreude aufs Wochenende mit spöttischen Sprüchen trüben konnte, hatte Maira sie gewarnt: Entweder verzichtete sie auf fiese Kommentare und auch darauf, wieder den Moralapostel herauszukehren, oder sie würde ihr die Pointe vorenthalten. Natürlich wollte Eve diese auf keinen Fall verpassen und so war sie mit gespielt ernster Miene und zusammengepressten Lippen dagesessen und hatte nur durch Zucken der Mundwinkel oder Verdrehen der Augen ihre Meinung ausgedrückt. Das possenreiche Mimenspiel ließ Maira immer wieder in Gelächter ausbrechen und sie musste mehrere Anläufe nehmen, bevor sie zum Höhepunkt – dem bevorstehenden Date im Hotelzimmer – gelangte. Daraufhin konnte Eve nicht mehr an sich halten und durchlöcherte sie mit Fragen, die sie nicht beantworten konnte. Was, wenn der Typ gefährlich wäre? An wen würde sie sich wenden, wen würde sie um Hilfe rufen? Wer würde sie hören? Sie brüteten gemeinsam einen Plan aus und beschlossen, dass sie Eve während des Dates eine SMS senden und ihr mitteilen würde, dass alles okay war. Eve würde über Hotel und Zimmernummer informiert sein und im Falle einer Verzögerung der SMS sofort die Rezeption benachrichtigen.
Als das Thema rund um die Sicherheit mehr oder weniger abgehakt und Eve beruhigt war, standen die ›praktischen‹ Fragen an.
Maira musste grinsen, als sie an die Worte ihrer Freundin dachte.
»Was tust du, wenn der Typ nicht gut riecht?«, wollte sie wissen und die Frage war so ernst gestellt, dass Maira hatte schallend lachen müssen.
»Tja, dann werd ich mich mit irgendeiner Ausrede wieder wegschleichen, nehme ich an.«
»Was für ne Ausrede wird das denn sein?«
»Was weiß ich? Da wird mir schon was einfallen. Da ich ihn nicht kenne, wird es mir nicht schwer fallen, einfach wieder zu gehen.«
»Du meinst, du hast kein schlechtes Gewissen, ihn von Berlin nach München zu bestellen und dann in zwei Minuten abzuservieren, wenn er dir nicht passt?«
»Na hör mal! Ich bestelle ihn ja nicht nach München, der Vorschlag kam von ihm. Außerdem ist das so abgemacht, dass wir – falls wir uns nicht gefallen – einfach wieder getrennte Wege gehen.«
»Das klingt jetzt so einfach …«
»Ist es auch, du machst ein riesiges Tamtam daraus.«
»Was, wenn er sich im Chat cool darstellt mit süßen Sprüchen und so, und in echt ist er ein totaler Langweiler? So ist es doch meistens, die Chatter wollen’s nur nicht wahrhaben.«
»Also, Eve, nun hör aber auf und mal nicht gleich den Teufel an die Wand! Gib dem Mann ein bisschen Kredit, echt jetzt.«
»Okay, okay. Hast ja recht. Und wann trefft ihr euch genau? Hab ich das schon gefragt?«
»Ja, hast du. Wann, das weiß ich noch nicht genau, und Hotel wird er mir eins vorschlagen … und keine Sorge, ich leite umgehend alles an Miss Marple weiter.«
»Auch die Zimmernummer!«
»Auch die Zimmernummer.«
Eve überlegte eine Weile, dann meinte sie: »Und wie kommst du dorthin? Nimmst du einen Flieger oder wie?«
»Darüber hab ich mir bisher keine Gedanken gemacht. Warten wir erst mal die nächste Nachricht von ihm ab, ob er mich überhaupt noch treffen will.«
»Was seine Frau wohl davon hält?«, bemerkte Eve dann ironisch.
»Das soll nicht meine Sorge sein«, hörte sich Maira sagen und verspürte keine Spur von einem schlechten Gewissen. War sie so abgebrüht?
»Du bist ganz schön mutig, Maira, das muss ich schon sagen. Einen fremden Mann im Hotelzimmer zu treffen, dann erst noch alles abgedunkelt … pfff, das bist eigentlich gar nicht du. Das hätte eher mir passieren können.« Sie kicherte und Maira
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