Blind Date mit Folgen - Roman

Titel: Blind Date mit Folgen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Wernli

Vom Netzwerk:

nickte.
    »Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist. Ich habe vielleicht einfach zu lange an Yaron gehangen und jetzt bricht irgendwie alles aus mir heraus … Lust auf einen Mann, Zärtlichkeit, Prickeln, all das wird mir der Münchentrip vielleicht bringen.«
    »Vielleicht.«
    »Ja, vielleicht.«
    »Aber vielleicht auch nicht und du kommst megaenttäuscht zurück.«
    Da hatte sie völlig recht, doch darauf war Maira vorbereitet. »Kann sein. Ist aber nicht so arg, ich erwarte ja gar nichts Großes von München. Vielleicht merke ich in der Finsternis, dass es irgendwie nicht stimmt und er mich gar nicht anzieht, so wie er es im Chat tut.«
    »Und falls doch? Was, wenn er nach einem guten Aftershave riecht, du ein bisschen Alkohol intus hast und er dich dann langsam beginnt zu streicheln?«
    Bei diesem Gedanken fröstelte es Maira. Sie mochte nicht an das denken, was sein könnte. Sie wollte den Augenblick einfach auf sich zukommen lassen.
    »Eve, wir werden sehen. Noch ist es nicht so weit, aber du wirst die Erste sein, die einen Lagebericht erhält.« Eve schien ihre Gedanken zu lesen und kurz darauf waren sie vom München-Thema abgekommen und hatten eine Weile über Belangloses (was im Moment so ziemlich alles war außer dem Münchentrip) geplaudert, bevor sich Maira auf den Nachhauseweg machte.

    Sie setzte sich vom Sofa auf und überflog die Message ein drittes Mal.

    FEUER33:
    Hallo, Secrets. Cool, dass du mitmachst. Ich habe für diesen Samstagabend ein Zimmer reserviert. Hotel Le Grand, Friedrichstraße in München. Zimmer 215. Die Tür wird angelehnt sein, das Zimmer total abgedunkelt. Ich werde ab 20 Uhr dort sein und auf dich warten. Feuer.
    PS: Gib mir bitte heute Abend Bescheid.
    Kurz und bündig, nur das Wichtigste reingepackt. Der bestimmte Ton gefiel ihr … FEUER33 fackelte nicht lange.
    Je länger sie die Worte fixierte, desto mehr Erregung verspürte sie … Samstag passte ihr, sie würde das Auto nehmen, und auf dem Weg würde sie in Esslingen am Neckar einen kurzen Stopp einlegen und den Verlagsleiter der Süd-Badener Zeitung besuchen, dessen Angebot zu einem Treffen sie bereits seit langer Zeit hinausgezögert hatte. Maira spürte, wie der Kater nervös um ihre Beine strich, als ob er ihr etwas sagen wollte. Tatsächlich hörte sie ein fernes Donnergrollen und sah ein paar dunkle Wolken aufziehen. Sie streckte ihre müden Beine aus, machte im Sitzen ein paar Dehnübungen für ihren Rücken und ließ sich dann vor Evelines Chinotto nieder. Am Montag hatte sie ihn unter die Dusche gestellt, jedes Blatt einzeln abgeduscht, den Wurzelballen von der Erde entfernt und in einen anderen Topf mit frischer Erde gepflanzt. Obwohl sie den Baum erst seit kurzer Zeit pflegte, fand Maira, dass er schon viel besser aussah als am Sonntag. Sie nahm die Gießkanne und begann ihre Pflanzen zu gießen. Eigentlich sollte sie auch Sven einweihen. Es konnte nicht schaden, wenn er ihren Aufenthaltsort in München kannte, nur für den Fall. Aber sie hatten sich seit ihrem ersten Log-in im Chatroom noch nicht wiedergesehen und diese Art von Neuigkeiten war nicht fürs Telefon bestimmt. Egal, beschloss sie. Sie würde sich wohler fühlen, wenn er auf dem Laufenden war.
    Da und dort zupfte Maira ein dürres Blatt ab. Dann ging sie ins Badezimmer, um die Gießkanne mit frischem Wasser aufzufüllen und stellte sie zurück zur Pflanzenwand. Sie setzte sich wieder an den Laptop und schrieb FEUER33 eine Antwort. Danach loggte sie sich aus, denn sie wollte bis Samstag untertauchen, um das Ganze reizvoller zu gestalten. Sie klickte auf das Skype-Zeichen am unteren Bildschirmrand und rief Sven an.


16
    SECRETS:
    Im Hotel Le Grand, München. Samstag um acht, Zimmer 215. Ich werde dort sein.
    Secrets.

    Sie würde kommen. Alex starrte auf den Bildschirm. Die wenigen Worte trübten seine Vorfreude etwas, aber vielleicht hatte sie es eilig, und mehr musste ja eigentlich nicht gesagt werden.
    Während des Abends stahl sich Alex immer wieder zum Computer und damit er nicht jedes Mal neu einloggen musste, minimierte er die ›Room2Chat‹-Seite einfach und öffnete zur Tarnung mehrere Word-Dokumente und Browser-Seiten übereinander. SECRETS ging aber nicht mehr online.


17
    Sven klappte wie in Trance seinen Laptop zu. Er zündete sich eine Zigarette an, er brauchte jetzt Nikotin. Er saß in seiner Loftwohnung am Kopfende des endlosen schwarzen Granittisches und sah aus dem Fenster auf den Feierabendverkehr, der sich