Blind Date mit Folgen - Roman
21:30 Uhr gewesen war, rief er die Airline an, buchte seinen Flug um und kehrte ziemlich überstürzt nach Berlin zurück. Als er auf der Fahrt zum Flughafen seine Mailbox abhörte, fand er eine Nachricht von Deborah vor, in der sie ihm mitteilte, dass sie mit Michel bei ihren Eltern auf deren Landsitz in Potsdam zu Abend essen und wahrscheinlich dort übernachten würde. Das überraschte ihn, denn der Weg von Potsdam nach Hause war recht überschaubar, aber es kümmerte ihn nicht weiter, sie würde ihre Gründe haben. Er war ja erleichtert, dass sie abends bei seiner Heimkehr nicht da war.
Er hatte noch lange wach gelegen und dachte an ihr Versprechen: Einige Wochen bevor sie heirateten, waren sie für ein Wellnesswochenende in den Schwarzwald gereist und während sie das Romantikangebot nutzten und stundenlang in der ›Kaiserwanne‹ badeten und herumalberten, hatten sie sich geschworen, immer ehrlich zueinander zu sein, komme, was wolle. Auch wenn sich jemand zu einer anderen Person hingezogen fühlte oder es gar das Ende ihrer Ehe bedeuten würde. Er hatte eingewilligt, da ihm ein ernsthaftes Interesse an einer anderen Frau völlig absurd vorgekommen war.
Nun hatte er sein Wort gebrochen und Deborah angelogen. Und mit sich selbst war er unehrlich, indem er sich einredete, alles unter Kontrolle und die Begegnung mit SECRETS nur angestrebt zu haben, um zu sehen, wie weit sie beide gehen würden.
Etwas Seltsames war geschehen: Er hatte sie gespürt. Und das, ohne mit ihr zu schlafen. Irgendetwas war besonders an ihr. Sie hatte ihn angeturnt. Natürlich. Die ganze Situation hatte ihn sehr erregt. Das dunkle Zimmer, das verbotene Rendezvous, ihre nach Vanille riechende Haut, dann ihr leises Stöhnen. Nur mit großer Anstrengung vermochte er sich zu bremsen, diese Beherrschtheit hatte ihn selbst beeindruckt. Aber da war noch etwas: Es schien verrückt, doch er fühlte sich ihr nahe und an dem Punkt hatte er nun zu nagen.
Plötzlich vernahm Alex, wie die Lifttür aufging und wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen.
»Hallo, Darling, bin wieder da!«
»In der Küche«, rief er zurück. Es war kurz vor elf Uhr, er hatte sie nicht so schnell zurückerwartet. Er hörte ihre Schritte näher kommen und stellte die Vase eilig auf den Fenstersims zurück.
»Ich dachte, dein Meeting dauert bis in den Nachmittag hinein und du kämst erst heute Abend wieder …«, meinte Deborah und begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange. Sie trug Jeans und ein eng anliegendes T-Shirt, ihre roten Haare fielen über die Schultern. Sie sah gut aus. Er war sehr aufgewühlt.
»Ja, nein, ich meine, es ging schneller, als ich dachte, ich bin sogar gestern Abend schon zurückgekommen.« Sprich langsamer und lenke von dir ab. »Wie war’s bei deinen Eltern? Ich hab die Nachricht erst spät erhalten, sonst hätte ich euch dort abholen können. Wo ist eigentlich Michel?« Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber er fühlte sich von ihren grünen Augen scharf beobachtet. Er stand auf und füllte den noch vollen Wasserkocher erneut.
»Du bist seit gestern Abend zurück? Wann bist du denn nach Hause gekommen?«, wollte sie wissen, ohne auf seine Frage einzugehen. Sie setzte sich an den Küchentisch. Unter dem T-Shirt zeichneten sich ihre Brüste ab. Er nahm wieder Platz und trank von seinem inzwischen lauwarmen Kaffee.
»Irgendwann nach 1 Uhr. Hast du Michel bei deinen Eltern gelassen?«
»Ja, hab ich. Papa nimmt ihn heute mit raus zum Fischen. Ich hole ihn am Abend ab. Aber sag, lief das Meeting nicht gut?« Sie drehte sich auf dem Stuhl um und griff nach der Vase auf dem Fenstersims. Nun war sie es, die ihr Kunstwerk – oder ihren Kitsch, je nachdem von welchem Gesichtspunkt aus man es betrachtete – in den Händen drehte.
»Doch, doch. Hab noch einen Flug gegen 23 Uhr erwischt«, plapperte er in belanglosem Ton weiter. »Bin froh, dass ich nicht übernachten musste. Die waren gleich begeistert von unserer Offerte und den Rest wird Frank erledigen. Warum hast du denn heute Nacht bei deinen Eltern geschlafen? Das machst du doch sonst nie …«
»Hab ich nicht. Es war nur so eine Idee, sie hätten sich darüber gefreut und ich wollte einfach spätnachts nicht mehr heimfahren. Ich war nur kurz dort, um Michel abzuliefern und hab spontan Miriam angerufen, ob sie Lust auf Kino hat. Anschließend sind wir auf ein paar Drinks zu ihr nach Hause gegangen. Ist eine Ewigkeit her, seit wir das letzte Mal zusammen weg waren. Es sind ein paar
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